DER KREIS AHRWEILER IM VERWALTUNGSBERICHT (1952-1953)

Von Johann Linden

Im Heimatjahrbuch 1953 wurde ein ausführlicher Überblick über die Struktur des Kreises und die Tätigkeit der Kreisverwaltung in den Jahren 1951 bis 1952 gegeben. Aufgabe dieser Abhandlung soll es sein, diesen Bericht fortzusetzen.

Die Bevölkerungszahl des Kreises hat sich gegenüber dem Stande vom 31. 3. 1952 von 76 698 um 1084 auf 77 782 am 31. 3. 1953 erhöht. Diese Zahl unterteilt sich in 35 856 männliche und 41 926 weibliche Einwohner. Die Erhöhung der Einwohnerzahl seit dem Jahre 1939 (65 449) ist im wesentlichen auf die dem Kreis zugeführten 6 036 Heimatvertriebenen und 2 108 Zugewanderten zurückzuführen.

Nach der Bodenbenutzungserhebung 1952 entfallen von der Gesamtfläche des Kreises von 69 824,63 ha auf

Ackerland 20,00 %    Unkultivierte Fläche,
Gartenland 1,10%    Öd-und Unland 13,03 %
Obstanlagen 0,66%    Wald 42,92%
Baumschulen 0,02 %    Gebäude- u. Hofflächen 2,32 %
Wiesen 8,76 %    Wege u. Eisenbahnen 4,92 %
Viehweiden 3,24%    Gewässer 1,81%
Rebland 0,89 %    Friedhöfe u. Parkplätze 0,30 %
Korbweiden 0,63 %

Dem Weinbau dienen l 335 Betriebe bei einer Gesamtanbaufläche von 624,91 ha. Hiervon stehen 474,93 im Ertrag, unterteilt in 298,71 Rotwein- und 153,73 ha Weißwein-Anbau.

Die Landwirtschaft besteht zu mehr als zwei Dritteln aus Klein- und Zwergbetrieben; ihre Gesamtzahl stellt sich auf 6 480.

Der Weinbau wurde im Frühjahr 1953 durch eine seit Jahrzehnten nicht mehr erlebte Frostkatastrophe heimgesucht. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1953 sank das Thermometer stellenweise unter 0 Grad. Selbst in den Orten, in denen unter Einsatz aller Mittel und freien Arbeitskräfte geräuchert worden war, konnten die Frostschäden nicht verhindert werden. Über ihre Auswirkungen im einzelnen ist an anderer Stelle dieses Jahrbuches von berufenerer Seite berichtet.

Verkehrstechnisch konnte der Kreis weiter erschlossen werden. Fast alle Orte des Kreises werden, sofern sie nicht Bahnanschluß haben, durch Omnibuslinien, wenn auch nicht immer täglich, befahren. Die Bundesbahn, Bundespost, Bonner Verkehrsgesellschaft, Brohltaleisenbahn und verschiedene Privatunternehmen teilen sich in 23 Linien.

Kommunalpolitisch stand das Jahr 1952 im Zeichen der Kommunalwahlen. Zum zweitenmal nach dem Kriege war die Bevölkerung zur Wahl des Kreistages, der Amts- und Gemeindevertretungen am 9. November 1952 aufgerufen. Trotz verschiedener Änderungen und Ergänzungen, die das Gemeindewahlgesetz des Landes Rheinland-Pfalz noch kurz vor dem Wahltermin erfahren mußte, konnten die Wahlen fast in allen Gemeinden bei guter Beteiligung reibungslos durchgeführt werden. Die Vielzahl der in einzelnen Gemeinden eingereichten Wahlvorschläge gab Zeugnis von dem Interesse der Bevölkerung am kommunalpolitischen Geschehen.

Zur Kreistagswahl waren 51 932 Personen wahlberechtigt, wovon 51 140 zur Wahlurne gingen. Zu wählen waren entsprechend der über 75 000 gestiegenen Bevölkerungszahl 35 Abgeordnete, die sich nach dem Wahlergebnis auf folgende Parteien und Wählergruppen verteilen:

CDU 20 Sitze
SPD 6 Sitze
FDP 2 Sitze
Wg. Schütz 5 Sitze
Wg. Olbrich 2 Sitze.

Die Neuwahl des Kreistages bedingte die Neuwahl der verschiedensten Ausschüsse und Kommissionen, deren "Amtszeit mit Ablauf der Wahlperiode des Kreistages endete. Zu wählen waren u. a. die Kreisdeputierten, der Kreisausschuß als Verwaltungsorgan des Kreises, der Kreisrechtsausschuß, der Sparkassenvorstand, der Kreisforstausschuß, der Jugendamtsausschuß usw.

Als weitere öffentliche Wahl fanden am 1. Februar 1953 die Wahlen zur Landwirtschaftskammer statt. Gemäß § 3 des Landwirtschaftskammergesetzes scheiden alle drei Jahre die gewählten Vertreter zur Hälfte aus. Auf Grund der Auslosung schieden die am 25. 9. 1949 aus dem Kreise Ahrweiler gewählten Vertreter der selbständigen Landwirte und Winzer und der im Wahlkreis Ahrweiler-Mayen gewählte Vertreter der Arbeitnehmer aus.

Gewählt wurden:

a) als Vertreter der selbständigen Landwirte und Winzer

1. Münch Heinrich, Landwirt, Gelsdorf, Vertreter: Reuter Peter, Landwirt, Trierscheid;

2. Marner Wilhelm Josef, Winzer, Dernau, Vertreter: Kohlhaas Josef, Winzer, Ahrweiler.

b) als Vertreter der Arbeitnehmer:

Ratz, Johann, landw. Arbeiter, Bodenbach, Vertreter: Münch, Willi, landw. Arbeiter, Polch.

Einen nicht unerheblichen Arbeitsaufwand erforderte die Ausübung der Staatsaufsicht. Die Beaufsichtigung der Ämter= und Gemeinden soll sicherstellen, daß die Verwaltung im Einklang mit den geltenden Gesetzen geführt wird. Die Aufsicht soll so gehandhabt werden, daß die Entschlußkraft und .Verantwortungsfreudigkeit der Verwaltung gefördert und die Selbstverwaltung nicht beeinträchtigt wird. Allgemein konnte festgestellt werden, daß die Verwaltung die durch den Krieg und die Nachkriegszeit bedingten Schwierigkeiten und Mängel überwunden hat. Wenn auch hierdurch manche Aufgaben in Wegfall gekommen sind, so ist die Beanspruchung der Kreise, Ämter und Gemeinden mit Auftragsangelegenheiten umsomehr gestiegen.

Die Finanzlage des Kreises blieb konstant, d. h. bei gleichbleibenden Einnahmen konnte auch der Haushaltsplan 1952 in Einnahme und Ausgabe ausgeglichen werden. Dieses bedingte aber, daß für viele Aufgaben, insbesondere für den Straßenbau, die benötigten Mittel nicht in erforderlichem Maße bereitgestellt werden konnten. Wenn auch durch die Verstaatlichung des Kreisgymnasiums, das am 8. Januar 1953 im Rahmen einer Feierstunde zur Einweihung des Schulgebäudes von Kultusminister Dr. Finck in die Obhut des Landes Rheinland-Pfalz übernommen wurde, in absehbarer Zeit eine fühlbare Entlastung für den Kreis eintritt, so harren doch nicht minder vordringliche Arbeiten, nicht zuletzt der Bau einer Berufsschule, der Erfüllung.

Der Zustrom zur Handelsschule des Kreises in Sinzig hielt unvermindert an. Die Absolventen der Schule werden von Handel und Industrie bei der Einstellung von Arbeitskräften bevorzugt, so daß ihre Unterbringung keinerlei Schwierigkeiten bereitet.

Die Verstaatlichung des Neusprachlichen Kreisgymnasiums — die Lehrkräfte wurden bereits ab 1. 4. 1952 in den Staatsdienst übernommen — konnte mit der Übergabe des nach modernsten Gesichtspunkten wieder aufgebauten Schulgebäudes am 8. Januar 1953 abgeschlossen werden.

An öffentlichen Schulen bestehen im Kreise:

1. Staatliche Aufbauschule, Bad Neuenahr,

2. Neusprachliches Progymnasium, Adenau,

3. Landeslehr- und Versuchsanstalt für Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft, Ahrweiler,

4. Landwirtschaftschule, Adenau.

Nicht unerwähnt bleiben darf die Kreisbildstelle. Den mit 42 Schmalfilmgeräten ausgestatteten Schulen stellt sie mit 433 Unterrichtsfilmen und einem Lichtbildarchiv von 271 Dia-Reihen mit 4 840 Einzelbildern wertvolles Material zur Ausgestaltung des Unterrichts zur Verfügung. Für den Leihverkehr verfügt die Bildstelle außerdem über l Schmalfilmgerät, l Episkop, l Diaskop und ein Kleinbildgerät. Die Zahlen des Leihverkehrs: 49 Geräte, 2 115 Filme und 679 Bildreihen, geben Zeugnis von der Arbeit der ehrenamtlich geleiteten Kreisbildstelle.

Die Tätigkeit der allgemeinen öffentlichen Fürsorge erstreckte sich im wesentlichen auf die Betreuung der Flüchtlinge, Evakuierten, Zugewanderten usw. Von den Gesamtaufwendungen (nach Abzug der Einnahmen, Ersatz von Seiten der Unterstützten usw.) von 379 000 DM entfallen auf die genannten Personenkreise 213 000 DM.

Die Anstaltspflegekosten beliefen sich im gleichen Zeitabschnitt auf 91 000 DM, an denen die Gemeinden mit 30 % beteiligt sind. Von der Tuberkulosenfürsorge wurden 99 Personen betreut, die Kosten in Höhe von 64 000 DM wurden von der Arbeitsgemeinschaft zur Tuberkulosebekämpfung erstattet.

Der Kindergesundheitsfürsorge widmet der Kreis sein Hauptaugenmerk. Im Benehmen mit dem Staatlichen Gesundheitsamt werden zu dem Kindererholungsheim Steinabad/Schwarzwald laufend Kinder zur Erholung geschickt, im Rechnungsjahr 1952 insgesamt 118 Kinder. Hinzu kommen die von den Organisationen der freien Wohlfahrtspflege (Caritas, Innere Mission, Arbeiterwohlfahrt) durchgeführten Erholungskuren, zu denen vom Kreis Zuschüsse gegeben werden. Vom Kreiscaritasverband wurden außerdem 37 Mütter aus dem Kreis der Kriegsfolgenhilfe Erholungskuren ermöglicht, deren Kosten von der Fürsorge übernommen wurden.

Die Schulzahnpflege wird von einem hauptamtlichen Schulzahnarzt durchgeführt. Sein Jahresbericht 1952 schließt mit 8 169 untersuchten Kindern ab.

Neben der Bearbeitung der laufenden Rentenangelegenheiten, Kapitalabfindungsanträge usw. legte die Fürsorgestelle für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene besonderen Wert auf die Unterbringung Schwerbeschädigter. Diese Aufgabe konnte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt zufriedenstellend gelöst werden.

Das Lastenausgleichsgesetz trat am 1. 9. 1952 in Kraft. Das hiernach zu bildende Ausgleichsamt übernahm die Aufgaben des im Jahre 1949 gebildeten Soforthilfeamtes.

Das Ausgleichsamt erfordert einen hohen Personalbestand, dessen Kosten je zur Hälfte vom Bund und vom Kreis getragen werden.

Basaltbruch, Hoffeld
Foto: Lorenz

Dem Landwirtschaftsamt gingen im Rechnungsjahr 1952 3 360 Verträge über Grundstücksverkehr zu. Die statistischen Erhebungen wurden auf allen Gebieten der Landwirtschaft durchgeführt. Die Viehzählung ergab folgendes Ergebnis:

Zahl der Viehhalter    8376    Ziegen    3375
Pferde:    1740    Schweine    12284
Rindvieh    17464    Federvieh    88946
Schafe    3309    Bienenvölker    2417

Gegenüber dem Vorjahre ist die Zahl der Pferde durch die fortschreitende Motorisierung der Landwirtschaft um 145 gesunken.

Die Gesamterzeugung an Kuhmilch betrug 12 124 694 kg, wovon 4 520 000 kg von den Molkereien erfaßt wurden. 8 604 694 kg entfallen auf Eigenverbrauch einschließlich der Aufzucht von Jungvieh.

Durch Gewährung von Beihilfen seitens des Kreises konnte die Vatertierhaltung verbessert werden. Der Umstellung der Rindviehzucht von schwarzbunt auf rotbunt schließen sich immer mehr Landwirte an. Die Züchter im Kreise konnten 30 Zuchtbullen, 16 Eber und 6 Rinder zu einem Gesamtwert von 60 045 DM absetzen. Mit einer steten Steigerung in den kommenden Jahren darf gerechnet werden.

Die im Interesse der Landwirtschaft und des Weinbaues von der Landeslehr- und Versuchsanstalt Ahrweiler, der Landwirtschaftsschule Adenau und des Kreisbauern- und Winzerverbandes geleistete Arbeit bedarf auch an dieser Stelle der besonderen Erwähnung.

Von der kostenfreien Beratung durch das Kreisbauamt in Fragen über Bau- und Finanzierungsmöglichkeiten wurde reger Gebrauch gemacht. Zur Bearbeitung standen 1161 Bauanträge, wovon bis zum 31. 3. 1953 867 genehmigt und 47 abgelehnt wurden. Von den genehmigten Bauvorhaben entfallen auf Wohnungsbauten 497, öffentliche Gebäude 19, gewerbliche Bauten 165, landwirtschaftliche Bauten 137 und sonstige Gebäude 49.

Ausgeführt wurden:

641 Neubauten, darunter 318 Wohngebäude mit 419 Wohnungen, 171 Um-, An- und Ausbauten, darunter 107 Wohngebäude mit 61 Wohnungen, 45 Wiederaufbauten bzw. Wiederherstellung, darunter 27 Wohngebäude mit 48 Wohnungen.

Die Gesamtkosten dieser Baumaßnahmen belaufen sich nach vorsichtiger Schätzung auf etwa 12 500 000 DM.

Zur Förderung des sozialen Wohnungsbaues standen dem Kreis insgesamt 1 369,500 DM zur Verfügung. Hiervon wurden bis zum 31. 3. 1953 an Darlehen l 038 450 DM zur Erstellung von 215 Wohnungen bewilligt.

Unter der Planung und Beaufsichtigung des Tiefbauamtes konnten Wasserversorgungsanlagen in Rodder (I. Bauabschnitt), Schalkenbach, Berg.-Freisheim, Antweiler (Erweiterung) und Hoffeld mit einem Gesamtkostenaufwand von 467 000 DM fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. In der Bauausführung befinden sich die Anlagen Dümpelfeld (Erweiterung), Dorsel und Ramersbach. Kostenanschlag insgesamt 147 000 DM. Für diese Maßnahmen wurden bewilligt: Aus Mitteln der Feuerschutzsteuer, des Seuchenschutzes und des Fonds zur Förderung der Landeskultur insgesamt 58 400 DM und an Darlehen 20 800 DM.

Das Stauwehr der Wiesengenossenschaft Leimbach wurde instandgesetzt und eine Volldüngung der Wiesen durchgeführt. Für die Anlage eines Hochwasserschutzes in Antweiler konnte die Finanzierung gesichert werden.

Bei einem Bedarf von rd. 6 300 000 DM stand für die Kreisstraßen nur ein Betrag von 193 000 DM = 3 % des Bedarfs zur Verfügung. Den Straßenwärtern konnten außerdem umfangreiche Materialien für die Instandsetzung der Fahrbahnen und zur Erhaltung der Teerdecken angeliefert werden.

Die Gemeinden übernahmen bei den Straßenbauarbeiten teilweise den Ausbau der Ortsdurchfahrten oder Neuverlegung der Bordsteine und Rinnen. Von der Gemeinde Heimersheim wurde die Mühlenstraße zur Entlastung der Kreisstraße ausgebaut. Für mehrere Gemeinden wurden Kanal- und Straßenbauprojekte ausgearbeitet.

Die Feuerlöscheinrichtungen konnten mit staatlicher Unterstützung weiter verbessert und ergänzt werden. An verdiente Feuerwehrmitglieder wurden sechs goldene und 16 silberne Feuerwehrnadeln verliehen.

Die staatliche Abteilung meldet ein Ansteigen des Kraftfahrzeugbestandes auf 7 137, wovon 3520 auf Krafträder, 1549 auf Personenkraftwagen, 1076 auf Lastraftwagen und 383 auf Zugmaschinen entfallen; bei den Restzahlen handelt es sich um sonstige Fahrzeuge. 1518 Führerscheine verschiedener Klassen wurden erteilt ,286 Ersatzführerscheine ausgestellt und 181 Führerscheine auf verschiedene Klassen erweitert.

Die weitere Tätigkeit der staatlichen Abteilung läßt sich am besten in Zahlen wiedergeben. Ausgestellt wurden: 387 Jagdscheine, 213 Jahresfischereischeine, 108 Waffenscheine für Jagd- und Sportwaffen und 36 für Faustfeuerwehrwaffen, 580 Genehmigungen zur Neuerrichtung, Erweiterung oder Übernahme von Einzelhandelsgeschäften, Droschkenunternehmen, Wandergewerbescheine usw. Das Paßamt stellte 1509 deutsche Reisepässe, 510 Interzonenpässe, 338 vorübergehende Aufenthaltserlaubnisse für Besucher aus der Ostzone und andere Ausweise aus.

In der Zeit vom 1. 4. 1952 bis 31. 3. 1953 wurden 358 ostzonale Flüchtlinge (Zuwanderer) in den Kreis Ahrweiler eingewiesen und den einzelnen Amtsbezirken zur Unterbringung zugeteilt. Um die kurzfristig angekündigten Flüchtlinge bis zur Verteilung in den neuen Wohnort unterzubringen, war die Schaffung eines Durchgangslagers in Ringen mit 30 Betten erforderlich.

Polizeiverordnungen wurden erlassen für die Schau und Unterhaltung der Wasserläufe II. und III Ordnung und über die Schau und Unterhaltung des Ahrweiler Mühlenteiches. Im Mai 1952 wurde die 1. Schau der Wasserläufe II. und III. Ordnung durchgeführt

Die Gesamtstärke der Gendarmerie beträgt: l Gendarmerie-Oberinspektor, 2 Kommissare, 30 Beamte und 2 Polizeibeamte (kommandiert) für Sonderaufgaben. Die Gemeinden über 5000 Einwohner, Ahrweiler, Bad Neuenahr, Remagen und Sinzig, verfügen über eigene (kommunale) Polizei. Von der Gendarmerie wurden bearbeitet 1463 Anzeigen; 5695 geringfügige Übertretungen wurden durch Erteilung von gebührenpflichtigen Verwarnungen geahndet.

Das Jugendamt erblickt seine Hauptaufgaben in

a) dem Vormundschaftswesen,

b) der Jugendbetreuung.

Die Zahl der Amtsvormundschaften betrug 667. Die erzieherische Betreuung der Mündel wird vielfach durch die Berufstätigkeit der Mütter und die schlechten Wohnverhältnisse beeinträchtigt. Durch Hausbesuche, Beratung der Eltern und Mündel versucht das Jugendamt, Wege zu einer besseren Lebensgestaltung und Lebensführung zu weisen.

Die Zahl der Fürsorgeerziehungsfälle ist erschreckend angestiegen. Während 1951 5 Kinder der Fürsorgeerziehung überwiesen wurden, waren es 1952 17 Kinder, die wegen Verwahrlosung in Heimerziehung untergebracht werden mußten. Bis auf eine Ausnahme handelte es sich dabei um eheliche Kinder, deren Eltern ihrer Fürsorge- und Erziehungspflicht durch schuldhaftes Versagen nicht nachkommen, oder Kinder, deren Eltern geschieden sind.

In enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt konnte erreicht werden, daß alle labilen Jugendlichen bevorzugt einen Arbeitsplatz erhielten. Hierdurch konnten die Erziehungsschwierigkeiten vermindert und zum Teil beseitigt werden.

Als zeitbedingte Notwendigkeit hat sich die Erstellung eines Aufnahmeheimes für die vagabundierende, umherziehende und meistens schon straffällig gewordene Jugend ergeben.

Die Zahl der Adoptivfälle ist geringer geworden. Die Ursache liegt nicht daran, daß keine adoptionsfreudige Elternpaare vorhanden sind, sondern daß es an zur Vermittlung geeigneten Kindern mangelt.

Mit 19 Zu- und 28 Abgängen verfügte das Jugendamt zum Schluß des Berichtsjahres über 85 Pflegeplätze. Diese Zahl reicht bei weitem nicht aus. Da aus öffentlichen Mitteln nur ein geringes Pflegegeld gezahlt werden kann, können aus rein wirtschaftlichen Erwägungen sich nur wenige Familien zur Aufnahme eines Kindes bereit erklären.

Die Mitwirkung des Jugendamtes bei Familienrechtssachen nimmt zu. In 58 Fällen wurde von den Amtsgerichten Mitteilung über erfolgte Ehescheidungen gemacht mit der Aufforderung, die Unterbringung der Kinder zu überprüfen und dazu Stellung zu nehmen, welchem Elternteil das Recht der Personensorge zugesprochen werden soll.

In der Jugendpflege konnte durch die Erhöhung der Haushaltsmittel eine erfolgreiche Arbeit geleistet werden. Die Zahl der im Vorjahr ins Leben gerufenen dörflichen Lesestuben erhöhte sich auf 12. Nach dem Muster der in den Vorjahren auf Kreis- und Amtsebene abgehaltenen Foren wurden Veranstaltungen für die junge Generation einzelner Ortschaften in sieben Fällen mit gutem Erfolg durchgeführt. Allgemein wurde ein anwachsendes Interesse der Jugend am politischen Geschehen festgestellt.

In dieser Hinsicht wirkten sich die Halbtagsveranstaltungen und eine mehrtägige Arbeitstagung des Bauern- und Winzerverbandes für die Landjugend fördernd und belebend aus.

Zur Auswahl guter Laienspiele wurde die Beratungsstelle des Jugendamtes in verstärktem Maße in Anspruch genommen. In Ausnahmefällen wurden ganze Rollensätze zur Verfügung gestellt.

Die Bereitstellung von Wanderzelten — als Leihzelte — hat sich bewährt. Auch die nichtorganisierte Jugend machte hiervon regen Gebrauch, so daß bei weitem nicht allen Wünschen entsprochen werden konnte.

Der Kreisjugendring war bestrebt, den Zusammenhalt zwischen den einzelnen Organisationen zu verstärken. Da die Bundesjugendspiele aus zeitbedingten Gründen im Sommer 1952 ausfallen mußten, wurden nur die Winterkämpfe am 22. 3. 1953 in Remagen durchgeführt. Trotz des Mangels an Sporthallen im Kreisgebiet und der dadurch bestehenden Schwierigkeiten in der turnerischen Betätigung der Jugend war die Zahl der Teilnehmer erfreulich.

Für die Instandsetzung von 6 Jugendheimen konnten Beihilfen bewilligt werden; für ein weiteres Heim wurde aus Landesmitteln ein Zuschuß gewährt. Die Zahl der Heime ist unzureichend. Erstmals wurden aus Mitteln des Bundesjugendplanes (Notstandsgebiete) Zuschüsse für vier Projekte zugesagt.