Dr. Richard Spessart,

einem Freunde unserer Heimat zum Gedächtnis

VON W. KNIPPLER

geb. 1887 in Euskirchen, 1914 Staatsexamen, Weltkrieg, Rückkehr 1920, 1923—50 Studienrat in Wuppertal-Elberfeld, Lebensabend in Sinnig, gestorben am 1. Februar 1956.

Oftmals ist uns sein Name in den Jahrbüchern unseres Kreises begegnet, aber auch in vielen Veröffentlichungen anderer Heimatschriften.

Bei Wind und Wetter, bei Regen und Sonnenschein, allein oder mit einer Wandergruppe war er unterwegs, meist auf den verborgenen Pfaden abseits der lauten Straße, so auch einmal mit Franz Floßdorf, dem Sinziger Wanderwart, zur Hellenbachquelle. Diese sah unwürdig aus. Rundum waren Bäume gefällt. Astwerk und Unrat lagen kunterbunt durcheinander. Das Langholz hatte man abgeholt, das Aufräumen aber vergessen. Die Quelle war verschandelt. Spessart tobte: „Eine Quelle ist etwas Heiliges. Sie war unseren Altvordern heilig, sie muß auch uns heilig sein! Wer kann heute noch in unseren Flüssen baden? Die Fische sterben in unseren Bächen! Auch wir müssen wieder lernen, die Quellen heilig zu halten, hoffentlich ehe es zu spät ist!" Gleich ging es ans Werk, die Quelle wurde gereinigt, Pfadfinder halfen dabei. Ein junger Baum wurde gesetzt. Dann erst ging's weiter mit Sang und Klang dem Wasser entlang. Die Wasserläufe hatten's ihm angetan. Er war wirklich ein Quellensucher. Von Hause aus war er Altphilologe. Auch dort suchte er die Quellen. Er mag fleißig Latein übersetzt haben, insbesondere seinen geliebten Catull. Er ging Cäsars Kämpfen nach gegen Ariovist, er verfolgte die Spuren der Aduaduker und der Eburonen. Er war sicher ein eifriger Lehrer, der sich mit seinen Schülern in den Geist des Humanismus vertiefte. Für uns aber ist an Dr. Spessart entscheidend, daß er die Heimat erwanderte. Sein Wissen um die Heimat, seine Erfahrungen um sie, hat er wirklich „erfahren", buchstäblich erwandert, Kilometer für Kilometer. Wo der Weg aufhörte, ging es über Stock und Stein, durch Hecken und Sumpf, bis er an den Quellen anlangte.

Er studierte eben nicht nur in Büchern, nein, erforschte draußen in der lieben Natur, in der geliebten Eifel, in den Ardennen, im Venn, am Rhein, an Maas und Scheide. Er kannte die großen Wasserläufe, aber auch die winzig kleinen, die Ahr, den Vinxtbach und die Erft. Er erfragte, erlauschte, beobachtete, prüfte, verglich das Gelesene mit den Runen der Landschaft. Dann erst sagte er aus, kurz und bündig. Wenn Ihr, liebe Leser, ihm zuliebe (und Euch zuliebe) etwas tun wollt, dann haltet die Quellen rein und pflanzt ihm zu gedenken einen Baum, der schützend seine Äste breitet über das Wasser einer Quelle, vielleicht eine

S P E S S A R T E I C H E