ABSEITS

THEODOR STORM

Es ist so still, die Heide liegt
im warmen Mittagssonnenstrahle,
Ein rosenroter Schimmter fliegt
Um ihre alten Gräbermahle;
Die Kräter blühn, der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.

Laufkäfer giften durchs Gesträuch 
in ihren goldnen Panzerröckchen,
Die Bienen hängen Zweig um Zweig 
Sich an der Edelheide Glöckchen, 
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.

Ein halbverfallen niedrig Haus
steht einsam hier und sonnbeschienen;
Der Kätner lehnt zur tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
sein Junge auf dem Stein davor
schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.

Kaum zittert durch die Mittagsruh 
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt ovn seinen Honigernten!
- Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.