Die Anfänge der Berufs- und Volksbildungsarbeit im Kreise Abrweiler

VON HERMANN BAUER

Mit dem Bau zweier Berufsschulen, die schon äußerlich eine Anerkennung der Berufsund Weiterbildung dokumentieren, findet eine Entwicklung ihre Krönung, deren Anfänge noch viele von uns miterlebt haben. Auch was wir heute so selbstverständlich hinnehmen, wie Volksbildungswerke und Volkshochschulen, Aussprache= und Diskussionsabende, wurde wesentlich von einem Manne mitgestaltet, der um die dreißiger Jahre Schulrat im Kreise Adenau war. Den Berufsethos des Bauernstandes neu zu wecken und zu heben, ist seine besondere Lebensarbeit geworden. Die Organisation dazu war einmalig! Der Lehrer der Volksschule war gleichzeitig Lehrer an der landwirtschaftlichen Fortbildungsschule. Der Kreis der Fortbildungsschüler erweitert sich ständig durch ältere freiwillige Schüler. Diese Tendenz wurde bewußt von Schulrat Grafen gefördert, und die Mitarbeit gereifter Jungbauern hat die ganze Arbeit befruchtet. Volksschule und Fortbildungsschule wurden überdacht durch die Elternabende, die Geistliche und Lehrer meist gemeinsam gestalteten.

Der Schulrat selbst besuchte fast alle Elternabende, weil er gerade dieser Seite der dörflichen Erziehungsarbeit eine besondere Bedeutung beimaß. So kam er auch in den Kontakt mit der Dorfbevölkerung, die seine aufgelockerte Art zu plaudern gerne mochte. Damit schuf sich Schulrat Grafen die Gemeinde, die er ansprechen wollte. Sie besuchte er im Laufe des Winters mit seinen Mitarbeitern. Themen wie „Stammes= und Ortsnamenkunde", „Tracht der Alten", „Glaube und Aberglaube", „Königtum des Bauernstandes", „Deutsches Bauerntum in der Römerzeit", „Aus deutschen Dörfern von 1200 bis 1500", „Die Familie", „Temperamente unseres Kindes" seien nur als Beispiel genannt, um darzutun, welche Aufgaben sich der Schulrat selbst gestellt hatte. Der Landrat berührte die staats= und kommunalpolitischen Fragen, die Amtsärzte zeigten Wege zur Gesunderhaltung bei Mensch und Tier, der Leiter der Landwirtschaftsschule und der Leiter des Kulturamtes behandelten Fragen der Bodenverbesserung und der landwirtschaftlichen Berufsarbeit, die Juristen stellten die Rechtsfragen des täglichen Lebens zur Aussprache, Kenner streiften die Geschichte und Erdgeschichte der Eifel, Mütter und Erzieher zeigten Wege in der Erziehung und beim Kleinkind und bei den Schulentlassenen, Vorträge von Reiseerlebnissen aus fremden Ländern erweiterten den Blick.

Wer diese Arbeit selbst miterlebt hat, wer spürte, mit welcher Gläubigkeit für seine Berufung Schulrat Grafen die Hürden genommen hat, die die Trägheit des Geistes bisweilen aufbaute, der muß mit Freuden an die Zeit und mit Dankbarkeit an den Mann denken, der im wahrsten Sinne des Wortes Vorkämpfer des Berufsschulwesens und der Erwachsenenbildung geworden ist.

Schulrat Grafen ist heute auf vielen Gebieten noch sehr rege. Als Leiter der Volkshochschule in Mayen wirkt er noch im gleichen Geiste wie in den Anfängen der Erwachsenem bildung. Es scheint uns daher als ein selbstverständlicher Akt der Anerkennung und Dankbarkeit, daß wir gerade jetzt sein Werk würdigen.