Eifelgold

Wie bist du sonst ein stilles, graues Land,
mit dunklen Tälern zwischen Kraterwänden.
Dich ziert kein Schmuck, und schlicht ist dein Gewandt;
was du auch schenkst, du kommst mit leeren Händen.

Wie seh' ich heute dich! Vom Berg ins Tal
und nieder von den steilen Schieferhängen
glänzt Gold, nur Gold! In Strömen ohne Zahl
quillt's auf, es rinnt aus allen Felsenengen.

Der Ginster blüht! Er blüht so voll und reich,
daß — glanzberauscht — sich meine Augen schließen.
Du armes Land, welch andres ist dir gleich?
Von reinem Gold die Täler überfließen.

Nun wachst du auf, nun schreitest du dahin,
nicht brauchst du — leidgebeugt — am Weg zu sitzen!
Nun bist du meiner Heimat Königin,
in deinem Haar seh' ich die Krone blitzen.

HEINRICH RULAND