Der künstlerische Schmuck von Ernst Kley

in den Kreisberufsschulen Ahrweiler und Sinzig

VON HARRY LERCH

Die beiden Berufsschulen des Landkreises Ahrweiler wurden in einem schicksalhaften Jahr gebaut. Der Ahrkreis darf stolz darauf sein, für die werktätige Jugend zwei Bildungsanstalten vollendet zu haben, die zukunftweisend sind und schönsten Nutzen einer Aera des deutschen Wirtschafts= Wunders verkörpern. Die Bauzeit fiel in das Jahr, in dem das interplanetarische Zeitalter begann. Das Weltall ist belebt und wird durchkreist von Satelliten, die aus des Menschen Sinn und Hand gebildet worden sind. Neue Dimensionen sind er= schlössen und heilsam oder nicht — wird die' Gotteshuld wahrgenommen: macht euch die Erde Untertan . . .!

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Davon ist Ahnung und Kunde in der Sinziger Schule. Die Stirnwand der Aula ist belebt von dem fesselnden Anblick ins angedeutete Weltall: Mond und Erde, die künstlichen und die von Gott erschaffenen kosmischen Weltenkörper, ziehen ihre Kreise. Seine Hand ruht segnend über den Äonen, wie auf den frühchristlichen Miniaturen in den kostbaren Reliquiaren des ersten christlichen Jahrtausends. In seinen Händen ruht und lebt alles, in seinen Armen mag es bewahrt sein . . . !

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Der Direktor dieser beiden Schulen, Ernst Kley, hat das Wandbild mit seinen eisernen Konturen geschaffen, vor dem Hintergrund schwebend und ihre Schattenschrift noch einmal auf die Wand legend, wie vom Schattenstab der Sonnenuhr. Diese Verwendungsart von Metall hat noch viele Bereiche. Da ist vor der hellen Wand in Eisen gebogen der Christus mit der Dornenkrone und dem geneigten, sterbenden Haupt. In dieser schmerzlichen Stunde freilich leuchtet auch das Licht der Welt auf, das verdunkelt war; es ist die Kerze vor seinem schmerzvollen Antlitz. Durch seinen Tod hat er dieses Gnadenlicht wieder entzündet . . .

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Ein anderes Bild stellt die irdische Welt in diesem Fenster dar. Auch hier sind die Gestirne und ihre Bahnen am Himmel angedeutet, aber die Gestalten haben Fundament: sie stehen auf der Brücke des Lebens. Dieses Fenster ist symphonischer Bildklang eines Wortes von Wilhelm Raabe aus dem „Hungerpastor";

„Blick auf zu den Sternen,
aber habe acht auf die Gassen!"

Des Erziehers Hand weist zum Firmament, zu „dem himmlischen Vater, der dort droben wohnt überm Sternenzelt". Die andere Hand weist auf unsere Erde, die unsere Hände und Gedanken mit dem rechten Sinn erfüllen soll. Ein Gleichnis ist Bild geworden und redet zu uns her . . .

Der hat kein Herz, dessen Schritt hier nicht verhält!

In der Ahrweiler Berufsschule hat Ernst Kley einen metallenen Wandschmuck geschaffen: die Jugend findet sich unter dem Kreuz. Die Umrisse sind in Eisenstab gebogen, und auch diese metallene Graphik wirft, einige Zentimeter vor der Wand aufgeschmiedet, noch einmal den sanften Schatten ihres Konturs. Hier redet das Bekennen der Jugend. Durch die eine Graphik des gebogenen Eisenstabes, die in Linie und Biegung der Gedanken Schaltenschrift auf die Wand wirft und in ihren Biegungsformen Seele offenbart: gedankenweckend und bekennend, redend für die Jugend, die sich unter dem Kreuz sammelt.

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„Nur wer sät, kann ernten . . ," Mit weiten Schritten geht der Sämann übers Feld — aber nicht er kann die Keime blühen und das Brot wachsen lassen. Es redet für sich, ist Gleichnis und Wirklichkeit in einem' und redet zu jungen Menschen mehr als jedes Wort vom Glück des Schaffens.

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Ernst Kley hat diese metallene, so beredt lebende und lehrende Graphik geschaffen und mit den Fachkollegen Mertens, Schmitz und Zimmermann aus Eisenband kalt gebogen. Und zu Gewalt und Macht der Linie tritt — wie im japanischen Holzschnitt und Tuschblatt — das Geheimnis der „leeren Fläche". Denn was diese Biegungen umschließen, etwa das Weiß, redet und gestaltet mit; es hat seine Funktion, jedoch nicht als Leere, sondern als Magie und mitbildende Macht der Graphik.

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So sind diese beiden Schulen mit metallenen, künstlerisch wertvollen und bedeutenden Graphiken belebt. Diese Art der Kunst formt und bildet mit; sie lebt und lehrt mehr als Worte. Sie sind an die Wand geschriebene ewige Wahrheiten.