Nachwort zum Artikel

Die Tragödie des Deutschtums in Polen

VON JAKOB RAUSCH

„Das ist der Fluch der bösen Tat,
daß sie fortzeugend Böses muß gebären!"

Mit tiefer Erschütterung lasen wir vorste= henden Tatsachenbericht. In geschichtlicher Schau sehen wir die das Böse erzeugende Tat in den fünf ungerechten Teilungen Polens.

1. Teilung 1772: Preußen erhält Westpreußen, außer Danzig, Thorn, Ermland und Netzedistrikt;

2. Teilung 1793: Danzig, Thorn, Südpreußen fallen an Preußen;

3. Teilung 1795: Preußen erhält Masovien mit Warschau.

Napoleon wollte Polen wieder errichten. Der polnische Thronanwärter Fürst Poniatowski ertrank am Ende der dreitägigen Völkerschlacht bei Leipzig in den Fluten der Elster, da er den Rückzug der Franzosen decken sollte.

4. Teilung im Wiener Kongreß 1815. Preußen behielt Westpreußen und Posen, Österreich Galizien, und Rußland bekam zu den bisherigen Teilen noch „Kongreßpolen" mit Warschau.

Nach dem ersten Weltkrieg entstand Polen wieder. Preußen trat ihm den größten Teil der Provinzen Westpreußen und Posen und den Hauptteil des Industriegebietes von Oberschlesien-Ost trotz Volksabstimmung in diesem Gebiet, die sich zu zwei Dritteln für Deutschland entschieden hat, ab. Auch Rußland und Österreich mußten die polnischen Gebiete wieder abtreten. Die fünfte und frivolste Teilung Polens nahmen Hitler und Stalin im August 1939 vor. Daraufhin überrollten die deutschen Armeen in einem Blitzfeldzug Polen. Die Russen erhielten den östlichen, die Deut= sehen den westlichen Teil Polens zugesprochen.

Unrecht Gut gedeihet nicht!

Deutschland brach zusammen. Polen entstand wieder; aber die Russen hielten das ehemalige Ostpolen fest in ihrer Hand und stellten nicht nur Westpreußen und Posen, sondern auch die rein deutschen, niemals zu Polen gehörigen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie: Hinterpommern mit Stettin, die Ostteile der Provinz Brandenburg und fast ganz Schlesien unter einstweilige polnische Verwaltung. In die Verwaltung der Provinz Ostpreußen, des ehemaligen deutschen Ordenslandes, teilten sich Russen und Polen.

Möge ein gerechter und dauerhafter Friede die deutschen Belange jenseits der Oder-Neiße-Linie sichern.

Aber nicht das Schwert kann und darf diese Gebiete zurückerobern, wie auch unser verehrter Altbundespräsident Heuß erklärte: „Der Weg zum freien deutschen Osten darf nicht an neuen Soldatengräbern vorbeiführen." Nur eine Aussöhnung im christlichen Geiste muß Frieden stiften zwischen Deutschland und Polen, so wie es uns ein schönes Beispiel aus unserer Heimatgeschichte zeigt:

Im 11. Jahrhundert heiratet Richezza, die Tochter unseres Pfalzgrafen Ezza von der Tomburg, den polnischen König Stanislaus. Sie brachte wie St. Hedwig deutsche Kultur nach dem Osten. Nach dem frühen To= de ihres königlichen Gemahls wurde Richezza mit ihrem Sohne in undankbarer Weise aus Polen vertrieben. Zurückgezogen lebten Mutter und Sohn in Clotten an der Mosel. Nach Jahren erschien eine hohe polnische Gesandschaft in Clotten und bat Richezza um ihren Sohn. Dieser sollte König von Polen werden. Schweren Herzens überlegte die Mutter. Dann drückte sie ihrem Sohne das Kreuz in die Hand und sprach: „Nimm dieses Kreuz, das Zeichen der Erlösung und Versöhnung-, und regiere in diesem Geiste das polnische Volk!" Er zog hin und regierte im Sinne des Kreuzes, und es war Friede und Eintracht nicht nur in Polen, sondern auch zwischen den Polen und den Deutschen.

Ja, das Kreuz ist das von Gott gesetzte Zeichen, von dem der Prophet im Psalm 45 sagt, daß es den Krieg vertreibe und den Frieden künde bis an die Grenzen der Erde.