An Weg und Rain

VON PETER WEBER

Wege und Pfade sind sichtbar gewordene Spuren der Zeit, die aus der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft führen. An ihrem Rande, neben ihren ausgetretenen und ausgefahrenen Spuren finden sich noch Zeichen und Stein, Bildstock und Kreuz. Was sagen sie uns, denen, die in flüchtiger Hast daran vorüber eilen? Mögen sie in der Ausführung noch so verschieden sein, wie das Material, das die Landschaft hergab und die Menschen, die sie schufen — allen ist eines gemeinsam, der fromme Wunsch, dem Glauben und der Dankbarkeit sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Was wissen wir über diese Zeichen der Zeit, über Bildstock und Kreuz unserer Heimatflur? Manchmal recht wenig und die Jugend vielfach kaum etwas. Auch bei den Alten stößt man häufig auf Ahnungslosigkeit. Wenn wir in den Bildstöcken nur Überbleibsel der Vergangenheit sehen, dann ist das sehr bedauerlich, denn sie sind weit mehr, als die rauhen Steine und verwitterten Balken uns verraten können. Gerade die Geschichte ihrer Entstehung, der Anlaß für die Errichtung sind heute noch für uns von Bedeutung, wenn wir uns auch von der tiefen Gläubigkeit vergangener Jahrhunderte entfernt haben. Hier wäre eine dankbare Aufgabe für die Gemeinden, über die Geschichte ihrer Bildstöcke, Wegkreuze u. a. eine Sammlung anzulegen. Über die Schule müßte dann im Rahmen der Heimatkunde und bei Wanderungen diese Geschichte, ein Teil der Vergangenheit des Dorfes und seiner Bewohner, wieder lebendig gemacht werden. Und für die Wanderer, fernab dem Verkehr, deren es gottlob mehr und mehr gibt, wäre eine kleine Tafel oder ein Kästchen mit der Geschichte des Bildstocks u. a., sofern Unterlagen vorhanden sind, angebracht. Das gäbe Anlaß zum Nachdenken und zur Unterhaltung. Ein beschauliches Plätzchen mit einer Sitzgelegenheit würde Grund sein zu längerem Verweilen oder ausgedehnter Rast.

An dem Waldwege, der von Antweiler nach Aremberg führt, befindet sich, nachdem man die Gemarkungsgrenze eine Weile überschritten hat, ein Bildstock, der, wie man es in letzter Zeit häufiger auch an anderen Stellen beobachten kann, in einen guten Zustand versetzt wurde. Eine neue Sitzbank wurde aufgestellt. Im Innern befindet sich eine Statue der Unbefleckten Empfängnis.

Foto: Weber
Bildstock am Waldweg

Die Geschichte zu erfahren, fragte ich manchen Einwohner aus Aremberg und Antweiler, und immer wieder wurde ich nach Aremberg zu Udelhovens (Trappe) verwiesen, die neben „Karels" den Bildstock „betreuen". Von Karl Udelhoven, dem ehemaligen Rendanten der Raiffeisenkasse, erhielt ich weitere Hinweise, die mich nach Wershofen zu Herrn Kaspar Metzen und nach Eichenbach zu Herrn Hubert Arends führten. So erfuhr ich, daß die Brüder Josef und Franz Metzen aus Wershofen Schreiner waren. Sie arbeiteten um 1840 an der Kirche in Aremberg und mußten zwischendurch nach Antweiler. Die Gründe für den Gang nach Antweiler waren nicht mehr zu erfahren. Als sie nun von dort in Richtung Aremberg auf dem Heimweg nach Wershofen waren, wurden sie von einem Unwetter überrascht. Die beiden waren der Meinung, daß ihr letztes Stündlein geschlagen habe, und während sie noch in Sorge um ihr Leben am Boden kauerten, machten sie ein Gelöbnis. Sofern sie lebend nach Hause kämen, wollten sie an dieser Stelle einen Bildstock errichten. Das Gelöbnis wurde erfüllt. Es ist allerdings nicht bekannt, ob ein Kreuz oder Heiligenbild dort aufgestellt wurde. Wer von den vielen Wanderern, die im Sommer diesen Waldweg entlang gehen, ahnt auch nur, daß dieser Bildstock dem vorgenannten Ereignis seine Entstehung verdankt und daß die Erbauer aus Wershofen stammten?! Die Frage, warum nun die Familien Udelhoven den Bildstock „betreuen", ist leicht zu beantworten, wenn man weiß, daß Josef Metzen, geb. am 19. 11. 1797, gestorben am 6. 4. 1870 eine Udelhovens aus Aremberg (geb. am 2. 2. 1802, gestorben am 26. 12. 1876) zur Frau nahm. Ein Grabstein mit diesen Angaben befindet sich noch heute auf dem Friedhof in Wershofen. Die Nachfahren aus dem Hause Udelhoven, gegenüber der Pfarrkirche, betreuen heute noch den Bildstock in vorbildlicher Weise.