Das ewige Korn

„Mähdrescher!" lacht der Sommer hell.
,,Du rollst — ein Held — durch meine Saaten.
Das Windrad rattert rot und grell,
dein Schneidemesser bebt von Taten,
Zugwellenantrieb, Trommelschlag,
der Schattier, Sieb und Presse toben,
der Dreschkorb scheut nicht Staub und Plag',
und Wendekopf und Haspel laben.
Durch das Gebläse fegt der Takt

des Motors, klug und doch — besessen.
Der Schlepper faucht, das Radwerk knackt.
Die Pferde? Hei — die sind vergessen!
Der Dauer, der im Schlepper sitzt
und führt, zwei Knechte noch, die spähen:
drei Mann — die. Kundfahrt surrt und blitzt!
Der Halm entkörnt sich gleich beim Mähen!
Der Wagen harrt am Ackerrain
mit prallen Säcken halb beladen.
Die Stunden fliehn, heiß pulst das Sein:
schnell sinken hin die breiten Schwaden!"
Der Sommer steht — im Goldgewand:
ein König stieg von seinem Throne.
Verklärt sieht er der Reife Land.
Rot leuchtet ihm die alte Krone.
„Mähdrescher —ja, Au bist die neue Zeit.
Doch Hochmut, merk's, kommt vor dem Falle.
Ich bin ein Stück Unendlichkeit,
mein Himmel wölbt die blaue Halle.
Und bist du stolz — vergiß nicht dies:
was wärst du ohne Saat und Scholle ?
Und ob der Meister Schar dich pries:
allein bist du der arme Tolle!
Dir ist das Werde-Wort versagt!
Du aber, Bauer, hältst das Steuer.
Du weißt: was auch der Drescher wagt:
der Gott im Korn bleibt der Erneuer!"
Der Sommer spricht, der Sommer lacht.
Wie brennt die Glut der Augenschächte!
Ob die Maschine rast entfacht:
er dient dem Herrn der Schöpfung-Mächte!

THEODOR SEIDENFADEN

Mähdrescher