In Köln gibt es eine Brohler Straße

VON LEO STAUSBERG

Der Kreis Ahrweiler ist im Kölner Straßenverzeichnis mit einigen Ortsnamen vertreten. Im Stadtteil Köln-Bayenthal gibt es die Remagener, die Brohler und die Ahrweiler Straße. In Köln-Raderberg finden wir die Neuenahrer und in Köln-Raderthal die Sinziger Straße. In Köln-Klettenberg, wo man das „Siebengebirge" und Umgebung untergebracht hat, gibt es eine Nonneniverthstraße, und endlich in Köln-Lindenthal die Nürburgstraße. Unser Kreisflüßchen stand Pate bei dem Ahrweg im rechtsrheinischen Köln-Dünnwald, wo auch andere Nebenflüsse des Rheines namengebend gewesen sind, z. B. Neckar, Kinzig u. a.

Wie kommen die genannten fünf Orte unseres Kreises, die idyllische kreiseigene Insel, die Nürburg und die Ahr zu der Ehre, in der rheinischen Metropole in Straßennamen zu erscheinen? — Sicherlich wird wohl kaum die Tatsache, daß unsere Kreisstadt Ahrweiler ehemals zum Erzstift Köln gehörte, dabei eine Rolle gespielt haben, wenn es auch beachtlich ist, daß der Kölner Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden im Jahre der Domgründung 1248 dem Ort Ahrweiler Stadtrechte verliehen hat. (In Ahrweiler gibt es deshalb die ,,Konrad-von-Hochstaden-Straße!) — Nein! Der Grund ist anderswo, und mehr an der Oberfläche, zu suchen.

Die Stadt Köln weist z. Z. weit über 3000 Straßen und Plätze auf. Angesichts einer solchen Menge ist eine sinnvolle Namensgebung schon ein Problem, dem wir einmal nachgehen wollen. Es versteht sich, daß der Kern der Kölner Altstadt seine mittelalterlichen Straßennamen nach Möglichkeit beibehalten hat. In ihnen konservierten sich die Zünfte, die alten Klöster und Stifte, die Tore, Türme, Wälle und Mauern, die Mühlen und öffentliche Gebäude, die Stadtbauernhöfe und Herrensitze. Nur einige Beispiele können aus der Fülle genannt werden: Unter Goldschmied, Unter Krahnenbäumen, Fleischmengergasse, Thürmchenswall, Eigelstein, Klingelpütz, Bottmühle, Kümpchenshof, Wollküche, Apostelnkloster, Wolkenburg, Laurenzgittergäßchen..

Auch die einstmals selbständigen Dorfgemeinden um Köln, die nach und nach als Vororte in der Großstadt Köln aufgingen, behielten neben dem Ortsnamen selbst Köln-Niehl, Köln-Müngersdorf, auch alte Straßenbezeichnungen bei: Halfengasse, In der Maienkammer, Schmiedegasse, Simonskaul. Bei neu entstandenen Wohnsiedlungen griff man, wenn möglich, auf die Namen alter Gutshöfe und insbesondere auf Flurnamen zurück. Beispiele: Am Bilderstöckchen, Niehler Kirchweg, Mauenheim, Vogelsang. Aber schon bald -war bei dem enormen Wachstumstempo dieser Vororte und Wohnsiedlungen der Vorrat an alten, bodenständigen Namen dieser Art erschöpft.

Nun mußte man die Straßennamen mehr oder weniger willkürlich festsetzen, wobei allerdings gewisse Ordnungsprinzipien obwalteten. So brachte man in etlichen Bezirken Dichter und Komponisten, Maler und Bildhauer, Philosophen und Politiker, Kaiser und Könige, Feldherren und Schlachtorte, Kirchenfürsten und Heilige unter, dabei möglichst solche, die irgendwie mit Köln und seiner zweitausendjährigen Geschichte in Verbindung zu bringen sind. Hier Beispiele anzuführen, erübrigt sich wohl. — Selbst Sagen und Märchen wurden bei der Suche nach Straßennamen bemüht. So gibt es eine Nibelungensiedlung und eine, wo die schönsten Märchen der Brüder Grimm in Straßenschildern erscheinen. Anderswo mußten Blumen- und Tiernamen herhalten. Dann aber bot sich ein reichhaltiges Reservoir geographischer Namen an:

Brohl am Rhein
Foto: Walter Vollrath

 rheinische Städte zunächst, dann solche aus dem übrigen Deutschland, wobei man selbst über die westlichen Landesgrenzen hinausgriff (Amsterdamer und Antwerpener Straße). Dann waren da die Namen von Flüssen und Gebirgen, Provinzen und Landschaften. Man gesellte natürlich zueinander, was sich in natura beieinander vorfindet; auch die Himmelsrichtung ließ man mitbestimmend sein.

Und so kamen auch die eingangs genannten Ortsnamen aus dem Kreis Ahrweiler auf Kölner Straßenschilder. Daß man dabei aber auch eine gewisse Auszeichnung zum Ausdruck bringen wollte, kann mit Genugtuung vermerkt werden. In der Tat sind Ahrtal und Brohltal seit langen Jahren beliebte Ausflugsziele des Kölners, und zwar nicht erst seit dem Automobilzeitalter. Als vor etwa 100 Jahren die Eisenbahn die Verkehrsverbindungen rheinaufwärts eröffnete, stellten sich bald die Kölner als Besucher ein. Daß dabei der Ahrburgunder besonders „anziehend" wirkte und noch wirkt, soll dabei nicht verkannt werden.

Ein Kuriosum sei in diesem Zusammenhang zum Schlüsse noch erwähnt. Es könnte befremden, daß das in unserem Kreisgebiet gelegene malerische Städtchen Adenau nicht in der Liste der Kölner Straßennamen zu finden ist. Vielleicht aus folgendem Grunde: Adenauer Straße hätte ja sowohl diese Stadt als auch den verdienten Ehrenbürger Kölns meinen können. Also nahm man vorerst von diesem Straßennamen Abstand. Und das ist sowohl hinsichtlich unseres Städtchens als auch des hochverdienten Mannes zu bedauern.