Die Brücke von Remagen

Eine Vision

Weit gespannt über dem rauschenden Strom,
die Nacht über dir an des Himmels Dom,
so standest du damals mit weiten Bogen,
als von West kamen dräuende Wetter gezogen.

Clückvoll die Menschen, die du verbunden
von Ufer zu Ufer in fröhlichen Stunden.
Glückvoll der Schiffe friedliche Last,
die unter dir zogen in geschäftiger Hast.

Ich weiß von der Nacht, von dem ehernen Strahl,
der gewitternd traf deinen Leib aus Stahl,
der glühend in dieser unheimlichen Nacht
des Stromes Wogen zum Sieden gebracht.

Vergessen die Nacht — längst gewandelt die Welt,
doch zerschlagen noch die Pfeiler, auf die du gestellt.
Sie ragen noch heut als mahnende Trümmer
aus schäumender Wasser blaugrünem Schimmer.

Doch wenn manchmal sich jährt die eherne Nacht,
erscheint im Mondlicht deine stählerne Pracht,
und die längst vergangen, sie schreiten hinüber,
vom anderen Ufer — sie kommen herüber.

Friedliches Vergessen Hegt über dem Strom,
die Sterne, sie grüßen von des Himmels Dom —
und leis mahnt ein Spruch aus Himmelshöhen:
Was damals geschah
darf nie wieder geschehen!

Hans Steinruck

Aufnahme 1937
Foto: Stang