Firma Wilhelm Klören & Co. G.m.b.H., Hönningen

Armin Franke

Früher kannte man es allenfalls im Bürgermeisterbüro ganz genau. Vielleicht stießen auch noch ein paar Statistiker darauf, bei der Sammlung von Industriebetrieben an der Ahr. Für die Gemeinde Hönningen an der Ahr hat jedoch das stahlverarbeitende Werk Klören von jeher einen hohen Stellenwert eingenommen; denn ein Industriebetrieb solcher Art stärkt die Gemeindefinanzen und bietet für viele Bürger einen Arbeitsplatz in der Nähe der Wohnung.

Als am 1. März die ersten Sechskantstäbe die Firma Wilhelm Klören in Hönningen an der Ahr verließen, konnte niemand ahnen, daß diese Stäbe im Laufe der Jahrzehnte für den Kraftfahrzeugbau unentbehrlich werden würden. Aus diesen 26 mm-Stäben stellte man damals Bosch-Zündkerzen her. Bis zum heutigen Tage ist die Kraftfahrzeugindustrie ein Hauptabnehmer des Unternehmens geblieben.

Werk Klören: Belegschaft mit "Transportmittel" Pferdefuhrwerk In den 20er Jahren
Foto: Firmenarchiv

Werk Klören: Neuzeitlicher An- und Abtransport per Bundesbahn
Foto: Görgler

In einer wirtschaftlich Ungewissen Zeit, nach dem Ersten Weltkrieg, gründete der Obermeister im Walzwerk- und Maschinenbau, Wilhelm Klören, eine Stabzieherei. In Hön-ningen, wo der Weinbau brachlag, die Landwirtschaft recht und schlecht die Familien ernährte, gab es damals überhaupt keine Industrie.

Für Henningen und die benachbarten Orte bekam die Zieherei schnell eine wirtschaftliche Bedeutung, denn aus dem Zweimannbetrieb des Jahres 1921 wurde bereits 1922 ein kleingewerblicher Betrieb, der 20 Arbeitern Lohn und Brot gab. Eine zweite und dritte Ziehbank wurde damals gekauft und 1923, als Inflation und wirtschaftliche Not in Deutschland herrschten, gelang es der Firma Klören, eine 2000 Quadratmeter große neue Werkshalle mit neuen Maschinen und modernsten elektrischen Anlagen, wie sie damals noch eine Seltenheit darstellten, einzurichten.

Im Jahre 1925 übernahm das Edelstahlwerk Schmidt & Clemens, Kaiserau, die Mehrheit des Kapitals und von da an ließ sich der Aufstieg des Werkes nicht mehr aufhalten.

Immer schwerere Ziehbänke wurden angeschafft, eine neue Lagerhalle gebaut. Ein Erweiterungsbau folgte dem anderen, moderne Maschinen lösten immer wieder die veralteten Modelle ab.

Schwer war die Zeit nach dem Zweit Weltkrieg. Das Werk litt unter Stillegung und Demontage. Doch Arbeitseifer, wirtschaftliches, zukunftsweisendes Denken und die Verpflichtung der Gemeinde Hönningen und den benachbarten Orten gegenüber, die Arbeitsplätze zu erhalten, ließen mit aller Energie am Wiederaufbau arbeiten.

Heute verbinden, sich in dem größten Industriebetrieb des Ortes „selbstverankertes Qualitätsbewußtsein, Heimatverbundenheit, Zukunftsstreben, modernes Management und neue Technologien auf das glücklichste miteinander".

Das Werk stellt Blankstahl her. Dort, nur einen Steinwurf entfernt von der Ahr, wird beispielsweise Draht- und Stabmaterial roh gewalzt, entzundert und durch Ziehen kalt verformt. Der Blankstahl wird unter anderem verwendet für die Autoindustrie, den Maschinenbau, die Elektroindustrie, für Schrauben und Muttern, Armaturen oder die Bau- und Möbelindustrie.

Hochentwickelte Maschinen sind im Werk Klören in Betrieb. Hohe Summen brachte und bringt man dort für den Umweltschutz auf. Saubere Luft, sauberes Wasser: oberster Grundsatz der Werksleitung.

Mit Stolz führt der Geschäftsführer, Dipl.-lng. Johannes-Bardo Horstenkamp, die Besucher zur nahen Ahr, um zu beweisen, daß nichts aber auch gar nichts an Abwässern in den Fluß gelangt. Man achtet dort peinlich genau auf .die Einhaltung des Gesetzes, „auch wenn das sehr teuer ist".

In diesen Tagen rückt das Werk von der Mittelahr erneut auf die Tagesordnung. Die .Deutsche Bundesbahn hat mit ihren geplanten und bekannten Streckenstillegungsplänen jene Unternehmer aus dem Kreis Ahrweiler aufgeschreckt, die auf den Schienenverkehr .angewiesen sind. Dazu gehört das Werk Klören in Hönningen in besonderem Maße.

Hüttenwerke verstauen ihr Material in Waggons, die dann auch Kurs auf das Werk Hönningen nehmen. Rund 2000 Tonnen werden monatlich „bei normaler Konjunktur" transportiert. Ein beachtlicher Anteil, der die Bedeutung des Werkes an der Ahr nur erhöht.

In den Jahren 1969/70 stellte man sich im Rahmen des „Leber-Planes" auf die Bahn um. Eine neue Halle wurde gebaut, die Gleise verlaufen durch das rückwärtige Ende jener Halle. Der Materialausgang ist im Werk ganz auf die Bahn eingestellt worden. Den Ausgang bestimmt zwar der Kunde, aber auch hier hat der Gleisanschluß eine wesentliche Bedeutung. 100 Tonnen laufen pro Tag ab.

Im Falle einer Stillegung der Bahnstrecke bedeutet dies auch für das Werk Klören — es beliefert beispielsweise Blaupunkt in Hildesheim, Phillips, Bosch oder das Olympia-Werk — eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung. Für die Hüttenwerke könnte Hönningen „zu lästig" werden. Schließlich schnellten die Transporttarife — sie hätten dann keine Konkurrenz mehr — beträchtlich in die Höhe. Beim Obergang zum Straßentransport müßte man mit einer Kostensteigerung von 10,— DM mehr pro Tonne rechnen.

Der Bau von neuen Zugangsstraßen zum Werk wäre ebenso notwendig, wie ein Fuhrpark mit dem dazugehörigen Verlade- und Wendeplatz. Bei der Enge des Raumes, das Werk liegt zwischen der Bundesstraße 257 und der Ahr, ein schier unmögliches Unterfangen. Ganz abgesehen von den finanziellen Schwierigkeiten.

Diplom-Ingenieur Horstenkamp klammert nicht aus, daß das Werk möglicherweise schließen müßte. Dann wären immerhin 71 Arbeitsplätze in Gefahr.

Ein Ausbau der Kapazitäten im Werk Klören, wo neben zahlreichen Standard- und Sonderlegierungen nach deutschen und ausländischen Normen auch neue Stähle mit besonderen Eigenschaften auf Lager gehalten werden, wäre für die nächsten Jahre eventuell nicht ausgeschlossen. Es hängt gegenwärtig alles vom Verhalten der Deutschen Bundesbahn ab.