Die Sinziger Bürgerschaft im Jahre 1666

Franz J. Burghardt

Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, als Deutschland in viele, zum Teil winzige Staatsgebilde aufgeteilt war, gehörte die Stadt Sinzig zum Herzogtum Jülich. Die Herzöge von Jülich erbten 1366 die Grafschaft Berg, starben aber 1511 aus, und durch Erbschaft ging ihr Land an die Herzöge von Kleve-Mark. Als 1609 der letzte Herzog von Jülich-Berg-Kleve-Mark, Johann Wilhelm, kinderlos starb, kam es zu einem langen Erbstreit, der erst am 9. September 1666 durch einen Vergleich zu Kleve beendet wurde; durch diesen kamen Kleve und Mark an das Kurfürstentum Brandenburg, Jülich und Berg an das Haus Pfalz-Neuburg. Nun mußte im ganzen Land dem neuen Lande.sherrn Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (ab 1685 Kurfürst von der Pfalz) gehuldigt werden, d. h.: Jedes Familienoberhaupt mußte den Treueid leisten. So geschah dies auch in Sinzig am 8. und 31. Dezember 1666; in den alten Akten heißt es 1): „Specification aller zugeseßener Unterthanen der Statt undt Embter (= Amter) Sintzig undt Remagen auch Herligkeit Oberwinteren; So bey anwesen undt in gegenwahrt Ihrer Hochfürstl. Dhtl. (= Durchlaucht) Unseres großen (?) landtfürsten undt Herren H. H. Commißerien des freyhl. (= freiherrlichen?) Friedrich

Christianen von Spee zum Aldenhoff und Heitrupp. Sodann H. licentiaten Melchioren Vöetz höchstgl. (?) Ihrer fürstl. Dhtl. Hoffrath und Archivarien ahm 8. December undt folgents nach deren Verreisen vor deroselben Vögten beid Embter Sintzig undt Remagen H. Wilhelm Holbach ahm 31. eiudem (= des gleichen Monats) Anno 1666 den Erbhul-digungsaydt gehorsambst abgelegt undt wirklich auftgeschworen haben.'

Dann folgt die Liste der huldigenden Personen der „Statt Sintzig", die ich hier alphabetisch geordnet wiedergebe:

Gualterus Abaust
Joan Adams
Adolph Altenkirchen
Pieter Altenkirchen
Wilhelm Altenkirchen
Wilhelm Aust
Sirvas Becker
Wilhelm Beines
Joan vom Berge
Anton Berges (1657 Neubürger)
Nolles Bim
Mättheiß Bonnefeld
Christoffel Born
Hans Heinrich Born
Dietrich von Breisich
Pieter von Breisich
Jacob Contzler
Joannes Contzler
Adolph Cronenberg
Dietrich Cronenberg
Johannes Cronenberg
Mattheiß Cronenberg
Peter Cronenberg
Martin Daniels
Herman Dauberath
Paulus Entzen
Friedrich Esch
Michael Esch
Heinrich Faber
Joannes Fabritius(Stadtschreiber)
Wilhelm Flohe
Pieter Fran(From?)
Peter Fuchß
Gerhard Geseltgen
Joan Geseltgen
Tonnes Geseltgen
Pieter Giell
Joest Goddertz (Leutnant, aus Ürzig/Mosel, 1649 Neubürg.)
Hartmann Godesberg
Heinrich Hanneken
Heinrich Henseler
Hanß Adam Herrfestorff
Mattheiß Herter

Wilhelm Hichel (Huhel?)
Wilhelm Holbach (Vogt)
Anton Homman
Victor Homman
Hartmann Huetig
Heinrich Huetig (l.)
Heinrich Huetig (II.)
Jacob Huetig
Philips Huetig
Werner Huetig
Neyß Irmgartz
Gerhard von Kerpen
Sirvas Kesseil
Andreas Kelin
Tonnes Klein
Joan Klotz
Wilhelm Klung
Tonnes Körber
Joannes Kraach
Joannes Kraech
Joannes Kramer
Christoffel Kremer
Anton Kronenberg
Joannes Kurtz
Gerhard Laufgen
Philips Leisendorf
Dieterich Lepper
Albert Leßenich
Caspar Lessenich
Lambert Leufgen
Emundt Leyendecker
Hans Märten Leyendecker (1657 Neubürger)
Leonardt Leyendecker
Martin Leyendecker
Peter Leyendecker '
Adolph Lindt
Adolph Lohrbach
Christian Lohrbach
Georg Hannebach
Sebastian Medtescheim (?)
Christian Muntz
Mattheiß Nagelschmidt
Jacob Nehradt
Adam Nerendorf
Frantz Nerendorf
Joannes Nerendorf
HilgerNohn
Emmerich Noß
Heinrich Noß
Joannes Noß
Peter Noß
Simon Noß
Hans Oest
Neyß Ournich
Wilhelm Ostwaldt Pampuß (1654/55 Pächter
des Zehnthofs) 2)
Andreas Pesch Antonius Pontz (trier. Schultheiß in Sinzig,
1637/45 Vogt in Waldorf, wohnte 1641 im „Trierer Hof") 3)
Joannes Pontz (1657 Neubürger)
Friedrich Printz Hanß Rahmer
Joannes Randas
Herbert Raubach
Joannes Raubach senior
Joannes Raubach iunior
Anton Raun iunior
Tunnes Raun senior
Leonard Rehmer
Georg Reichartz
Anton Rendaß
JoannesRhper
Pieter Rieck
Jodocus Rohr
Simon Rohr
Adam Sadeler
Antoniuß Seeß
Theiß Seeß
Heinrich Simons
Pieter Simons
Reinart Sontag
Niclaß Sontgen
Joannes Schaaf
Bertram Scheffer
Jacob Scheffer
Winand Scheffer
Niclaß Scheid
Dietrich Scheidtweiler
Martin Scheltgen
Adolph Schloßer
Joannes Schloßer
Ostwaldt Schmidt
Heinrich Schmilz
Tonnes Schmitz
Steifen Schöller
Peter Schommen
Joannes Schonner
Mattheiß Schopen
Gerhard Schorn
Rutger Schreiner
Erasmus Schumacher
Joannes Strunck
Mattheiß Strunck
Reinard Strunck
Christian Thelen
Heinrich Thelen
Pieter Tonnebach
Laurentz Tuchscherer (genannt „Rüb", kam
um 1625 aus Schalkenbach) 3)
Goddert Tummeier
Martin Tummeier
Lambert Unkelbach
Michael Unkelbach
Christian Voß
Werner Voß
Heinrich Wagener
Conrad Weyß
Friedrich Wientz
Joannes Wientz
Wernerus Winandts
Joannes Witsch
Joannes Wolff
Dieterich Wüllenweber

Es gibt noch zwei weitere solche „Huldigungslisten", nämlich von 1716 zum Regierungsantritt des Kurfürsten Karl Philipp und von 1731, als dessen Bruder Franz Ludwig, der Kurfürst von Mainz war, ein „Eventual-Huldigungseid" geleistet wurde. Karl Philipp hatte nämlich keine Kinder und wollte seinen Bruder als Nachfolger einsetzen; dieser starb aber schon 1732, und 1742 trat das Haus Pfalz-Sulzbach die Erbschaft Karl Philipps an. Die Liste von 1731 umfaßt etwa 30 Personen weniger als die von 1666! Hier muß man bedenken, daß um 1670 eine furchtbare Pestzeit über die Stadt Sinzig hereinbrach und die Bevölkerung sehr stark dezimierte 6). Danach kamen neue Familien in die Stadt, so z. B. die Familien Mertens, Geihen, Wissem, Flück, Rosenbaum, Marx, Daun, Kempenich, Heintzgen und viele andere. Leider können wir diesen Umbruch in der Sinziger Bevölkerung nicht genau verfolgen, da die beiden wichtigsten Quellen zur Stadtgeschichte, die Kirchenbücher 3) und die Ratsprotokolle2) 1661 bzw. 1663 abbrechen und erst 1685 bzw. nach 1710 wieder beginnen.

Aus den ältesten Ratsprotokollen erfahren wir u. a. die Namen der Sinziger Bürgermeister für die Jahre 1645-1663, die jedes Jahr im Herbst für die Amtsdauer von einem Jahr von den „Rhatsverwandten" (= Ratsschöffen, Ratsherrn) aus deren Reihen gewählt wurden 2) 5) und immer aus den angesehensten Familien der Stadt stammten:

1645 Heribert Sonn
1646 Peter Fuchs
1647 Thomas Rhoer
1648 Johann Noes(Noen?)
1649 Johann Wyntz
1650 Wilhelm Flohe
1651 Simon Vierck
1651 Reinhard Römer
1652 Simon Vierck
1653 Joest Scheffer
1654 Anthon Pontz
1655. Johann Bentz
1656 Werner Huetig
1657 (Peter?) Fuchs
1658 Wilhelm Oswald von der Hoven genannt Pampus
1659 ... Unkelbach
1660 Johann Wyntz
1661 Johann Voetz
1662 Wilhelm Flohe
1663 Dederich Lepper

Diese wurden bei ihrer Amtseinführung in der Kirche vereidigt; so heißt es im Ratsprotokoll vom 4. November 1657: „Ist der Edell undt vester Wilhelm Qstwaldt von der Hoppe gndt Pampuß zum Landtbürgermeisteren more solito (= wie üblich) in der Kirche proclamirt, vorgestellt undt veraidtet (worden)." Nach Ablauf seiner Amtszeit hatte der „abgestandene" Bürgermeister als „Schatzbürgermeister" für ein weiteres Jahr noch bestimmte Verwaltungsaufgaben zu erledigen 5). Weitere Ämter in Sinzig waren der „Baumeister", der „Hospitalmeister", der „Kirchenmeister" und der „Ludirector" (= Schulmeister); auch diese Ämter wurden in jedem Jahr neu vergeben 2).

Quellen und Literatur:

  1. Huldigungslisten im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf; Jülich-Berg II. Nr. 2388(fol. 167/69 und Nr. 2439 (fol. 10/11)
  2. Sinziger Ratsprotokolle des 17. Jahrhunderts im Landes-hauptarchiv Koblenz; Best. 13. Nr. 353
  3. Kirchenbücher der kath. Pfarrei Sinzig vor 1800 im Bistumsarchiv Trier
  4. Eckertz. Dr. G.: Chronik der Stadt Sinzig; Ann. d Hist. Vereins für den Niederrh. 13(1863). p. 246-270
  5. Keuser. A.; Die Bürgermeister von Sinzig in preußischer Zeit; Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1961, p. 116-120
  6. Bruchhäuser. K.: Heimatjahrbuch der Stadt Sinzig; Sinzig 1953