Erinnerung an eine Christmette auf dem Kalvarienberg Ahrweiler

Josef Müller

Es war vor gut 50 Jahren am Heiligen Abend. Klirrender Frost und knirschender Schnee bestimmten das winterliche Wetter, als wir Buben im Alter von zehn und mehr Jahren auf den „Berg" gingen, um dort als Ministranten um Mitternacht die Christmette zu „dienen". Treffpunkt war um 23 Uhr am Ahrtor. Die Eltern begleiteten uns bis dahin, von dort aus gingen wird dann gemeinsam hoch, angetan mit Mänteln, schweren Lederschuhen, dicken Wollstrümpfen und "Stulpen" an den Unterarmen. Denn die Kälte war bissig.

Bald umfing uns in der Klosterkirche der Glanz der Heiligen Nacht. Diese stimmungsvolle Weihe war für uns alle unvergeßlich. Mächtig griff der Organist in die Tasten, voller Freude über die Geburt des Heilandes stimmten die zahlreichen Gläubigen ein. Der Priester entbot dann den Gläubigen den Festgruß und verlas die Frohbotschaft von der Geburt des Messias. Und immer wieder die altvertrauten Weihnachtslieder, die von der Kirche aus Äug' und Ohr öffneten für das geschichtliche Geschehen in Bethlehem. „Ite, missa est!" sprach dann Prälat Küchler und spendete allen den Segen.

Spät war es schon. Der Zeiger der Uhr rückte auf 1.30 Uhr zu. In der Sakristei war nun die Bescherung der Meßdiener durch die Schwestern. Handfeste, brauchbare Geschenke gab es, viel Süßes wanderte in die großen Manteltaschen. Doch der Küster Kettel hatte sich noch etwas Besonderes für uns ausgedacht. „Ihr habt Eure Sache heute Nacht gut gemacht", waren seine Worte. Und dann durften wir mit dem Kopfhörer zum ersten Male in unserem jungen Leben Radio hören, echte Rundfunkmusik. Ganz in der Ferne war sie durch den Kopfhörer leise zu vernehmen. Küster Kettel hatte sich das Gerät selbst gebastelt. Er war ein sehr geschickter Mann, dieser Küster, und wir sahen alle in Hochachtung zu ihm auf. Er konnte etwas, das war unsere einmütige Meinung.

Beglückt von all dem Schönen, und froh gestimmt von dem kleinen Erlebnis, kehrten wir vom Berge heim. Noch kälter war die Nacht geworden, aber in unserem Herzen lebten Kinderglück und Kinderfreude.