Die Burg Olbrück

Aus der Geschichte, Entwicklung und dem Werdegang einer der ältesten Eifelburgen an der südlichen Grenze des Kreises Ahrweiler

Hans-Peter Pracht

Die Burgruine Olbrück, in ihrer Blütezeit ein mächtiges und imposantes Bauwerk, zeigt sich heute nicht minder eindrucksvoll in ihrem ruinösen Zustand. In bizarren Formen thront sie auf einem ca. 460 m hohen Phonolithkegel im oberen Brohltal und ist weithin sichtbar und als Wahrzeichen des Zissener Landes über die Grenzen des Kreises Ahrweiler bekannt. Der Bergfried mit einer Höhe von 34 m ist der besterhaltene Bauteil und Mittelpunkt der gesamten Anlage. Die besondere Lage der »Olbrück«, wie die Burgruine in der näheren Umgebung kurz genannt wird, ermöglicht bei gutem Wetter sogar eine Fernsicht bis nach Köln. Weiterhin ist die Olbrück die einzige Eifelburg, die man von der Wasseroberfläche des Rheins erblicken kann. Kennern wird die Stelle zwischen Rema-gen und Kripp bekannt sein, von wo ein Seitental den Blick nach Westen zur Olbrück eröffnet.

Als Begründer der Olbrück ist anzunehmen ein Burckhard aus dem Geschlecht derer von Wied. Erstmalig wird in der ersten Stiftungsurkunde von Maria Laach aus dem Jahre 1093 ein Burchardus de Vlbrucke als Zeuge aufgeführt. Jedoch aufgrund der Schreibweise des Namens sowie anderer auffälliger Punkte der Urkunde wird davon ausgegangen, daß es sich bei diesem Schriftstück um eine Fälschung aus späterer Zeit handelt. Somit erweist sich dieses Dokument für eine Entstehungsbestimmung der Burg als ungeeignet. Schon eher kann der Beginn der Olbrück mit dem Jahr 1112 angenommen werden, da aus diesem Jahr die zweite — diesmal erwiesenermaßen echte Stiftungsurkunde — stammt. Auch hier wird wieder ein Burgardus von Oreburch als Zeuge genannt, wobei es sich ohne Zweifel um die gleiche Person wie in der erstgenannten Urkunde handelt. Somit sind die Anfänge der Olbrück in dieser Zeit anzunehmen. Der Seitenast derer von Wied, dem genannter Burgardus angehörte, starb schon im Jahr 1148 aus. Fast weitere 100 Jahre blieb der Besitz Olbrück in den Händen des Geschlechtes von Wied, bis auch die Hauptlinie im Jahr 1244 erlosch.

Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, daß zahlreiche Zeugnisse darauf hinweisen, die auf die Präsens der Römer in dieser Gegend schließen lassen. Offensichtlich hat man in dieser Zeit schon die exponierte Lage des heutigen Olbrük-ker Burgberges erkannt und sich zunutze gemacht.

Bereits kurz vor Anfang des 12. Jahrhunderts, im Jahr 1190, erfolgte die erste Verlehnung der bis zu diesem Zeitpunkt errichteten Teile der Burg. Graf Theoderich von Wied trug sie dem Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg für eine Summe von 400 Mark zu Lehen auf. Mit der Stammburg im Wiedtal war eine Konkurrenz in baulicher Hinsicht keinesfalls möglich, obwohl die Anlage an der Wied als Stammsitz unverändert blieb, während die wiedische Brohltalgründung im Verlauf der Jahrhunderte äußerst häufig Objekt von Verlehnungen, Verpfändungen, Verkäufen, Vererbungen und Schenkungen wurde und ständigen baulichen Veränderungen und Erweiterungen unterlag.

Im Jahr 1269 trat ein mächtiges Geschlecht am Rhein und in der Eifel in den Besitz der Burg Olbrück. Es handelte sich um das Geschlecht derer von Eich, herstammend aus dem gleichnamigen Ort bei Andernach, wo es bereits zwei Burgen besaß. Aber auch mehrere Besitzungen in der Eitel konnten sie ihr eigen nennen. Unter diesen neuen Eigentümern entwickelte sich die Olbrück durch Um- und Zubauten sowie andere bauliche Veränderungen und hauptsächlich durch die Ansammlung mehrerer Adelsgeschlechter zur typischen Ganerbenburg.

Seit Jahrhunderten beherrscht Burg Olbrück das Bild des Zissener Landes. Zeichnung von Renier Roidkin um 1720

Das Geschlecht derer von Eich wies aufgrund des Kinderreichtums eine umfangreiche personelle Verzweigung auf. Es war weithin angesehen und wurde aufgrund dieses Nimbus häufig als »Schiedsrichter« bei Unstimmigkeiten des Adels hinzugezogen.

Im Jahr 1345, nach Schließung eines Burgfriedens auf Olbrück, wurde mit dem Bau von zwei weiteren Wohngebäuden begonnen. Aus dem Burgfriedensvertrag ging u. a. hervor, daß beide neuen Gebäude von gleicher Höhe sein und in der Folgezeit auch in dieser Höhe belassen werden müßten. Burgfriedensverträge dienten stets dazu, auf Ganerbenburgen, die mehrere Geschlechter gleichzeitig bewohnten, von vornherein ein friedliches Mit- und Nebeneinander zu garantieren. So unterlagen die Tore der gemeinsamen Benutzung. Aber auch andere lebenswichtige Einrichtungen, deren Einzelerstellung einen übermäßigen und unverhältnismäßigen Aufwand erfordert hätte, waren Bestandteil der gemeinsamen Benutzung.

Zur Erhaltung der Burg sollte eine im Jahr 1365 beschlossene Weinakzise dienen, zu deren Durchführung und Erfüllung die Herren von Olbrück zwei Personen ausgewählt hatten, die über einen Zeitraum von fünf Jahren die Weinabgaben sammeln sollten. Mit diesem Ertrag war beabsichtigt, die Anlage zu festigen und zu vervollkommnen.

1373 gelangte ein Teil der Burg durch Doppelheirat an Friedrich und Philipp von Schöneck, ein anderer Teil ging 1380 durch Heirat der Erbtochter von Eich, Katharina, an Wilhelm von Orsbeck über. Dann trat ein weiteres, bisher nicht in Erscheinung getretenes Geschlecht in die Geschichte der Olbrück ein, wodurch jedoch gleichzeitig eine Zersplitterung des ehemals so gehüteten Besitzes erfolgte. Der Grund war die Heirat der Tochter Peters IV. von Eich, Elisabeth, mit Gotthard von Drachenfels. Nach längerem »Hin« und »Her« zwischen den Geschlechtern von Schöneck, von Waldeck, von Gagern und anderen bewilligte im Jahr 1468 Gotthard der Jüngere von Drachenfels, dem Erzbischof Johann II. von Trier das Öffnungsrecht der Burg, jedoch nur für die Dauer von zehn Jahren, die Zeit, für die er des Erzbischofs Diener geworden war. In einer besonders erwähnenswerten'Weise zeigte sich Claus von Drachenfels, der sich in eigenwilliger Art in der Folge'zeit hervortat. Möglicherweise aufgrund seiner Verhaltensweise wurde er im Jahr 1493 ermordet. Sein Neffe, Heinrich von Drachenfels, erschlug ihn in der Nähe von Rhöndorf unterhalb der drachenfelsischen Stammburg.

Durch einen zuvor im Jahr 1478 erneuerten Burgfrieden traten weitere Gemeine der Burg Olbrück zutage, die jedoch fast nur an einem schöneckischen Anteil beteiligt waren. Zu dem angesprochenen Reigen der Gemeinen auf Olbrück gehörten u. a. Boos von Waldeck, Wilhelm und Anton von Orsbeck und Adolf Quade. Johann von Breitbach trat 1480 dem Vertrag bei. Kurze Zeit darauf erneuerten die Grafen von Wied ihre Ansprüche auf Olbrück, die sie nie ganz vergessen hatten, und kauften dann im Jahr 1485 den drachenfelsischen Anteil des Claus von Drachenfels für eine Summe von 6 000 Goldgulden.

Es ergab sich nun, daß Anton Walpod von Bassenheim, der Sohn Ottos und der drachenfelsischen Erbtochter Appolonia, aufgrund des zuvor eigenmächtigen Handelns des Claus von Drachenfels Einsprüche und Klage gegen den von Claus durchgeführten Verkauf des olbrückischen Anteils erhob. Namentlich seine Mutter hatte ihre Zustimmung dazu nicht gegeben, obwohl ihr die Erbschaft zugestanden hätte. Schon früher hatte Otto wegen Verletzung seines Hilligbriefes Klage geführt; er habe Appolonia als eine eheliche, unverzichtete Tochter von Drachenfels erhalten, und das väterliche Gut könne ihr nicht aberkannt werden. Absichtlich durch Anton Walpod von Bassenheim hervorgerufene Streitigkeiten auf der Burg bewegte die Teilhaber, ihre Anteile zu verkaufen.

Als letzter veräußerte im Jahr 1539 Dietrich von Orsbeck seinen Anteil dem Erzbischof von Wied. Gleichzeitig wurden alle wiedischen Neuerwerbungen dem Erzstift zu Lehen aufgetragen.

Nun standen sich zwei mächtige Rivalen gegenüber, Hermann von Wied und Anton Walpod von Bassenheim. Die Bassenheimer waren gefürchtet und galten als unberechenbar. Nachdem sie sich auf Olbrück festgesetzt hatten, gelang es ihnen, sich noch weitere Besitztümer in der Eifel anzueignen. Die Folgezeit der Olbrück war geprägt durch weitere Verlehnungen und Veräußerungen. Am 22. April 1555 ging die gesamte Burganlage für einen Betrag von 15000 Goldgulden an die Bassenheimer über. Es wurden Restanteile des Friedrich von Wied übereignet. Auch in der »Bassenheimer Zeit« waren Verlehnungen wieder an der Tagesordnung. Der Dreißigjährige Krieg unterbrach aber jäh die Herrschaft dieses Geschlechtes. Im Jahr 1632 wurde die Burg Olbrück unter Graf Baudessin von den Schweden eingenommen. Im Jahr darauf konnte sie aber wieder von spanischen und kölnischen Truppen unter Führung des Grafen Ernst von Isenburg-Grenzau den Schweden entrissen werden.

Jedoch das allgemeine Burgenschicksal in diesen Zeiten sollte auch an der Olbrück nicht vorübergehen. Der pfälzische Erbfolgekrieg brachte der Olbrück einen tragischen Schlag bei. Wer könnte besser die Ereignisse dieser Zeit wiedergeben, als jemand, der sie ganz nah erlebt hat? Hier war es Engelbert von Keiffenheim, der Verwalter der Burg Olbrück zur Zeit dieses Krieges. In zahlreichen Briefen an Freifrau Katharina Waldbott-Bassenheim, die sich zu dieser Zeit in Würzburg aufhielt, werden die Aufregungen, Nöte und Ängste in einer unverblümten Weise dargestellt.

Bereits am 27. 2. 1689 heißt es in einem Brief von Keiffenheim, daß man von einer französischen Garnison geplagt sei. 26 Dragoner und 52 Soldaten hatten sich in allen Räumen der Burg häuslich niedergelassen. Die Ställe mußten von eigenen Rindern, Pferden und Schweinen geräumt werden, um für die Pferde der ungebetenen Gäste Platz zu schaffen. Hinzu kam die tägliche Versorgung von Menschen und Tieren.

Immer wieder berichtet Keiffenheim, daß Städte und Dörfer in der Umgebung in Flammen aufgingen. Um einem ähnlichen Schicksal möglichst zu entrinnen, verhielt man sich gehorsam und kam allen Wünschen der Besetzer nach. • »Besondere Sorgen«, schreibt Keiffenheim wörtlich, »bereiten die zu entrichtenden Abgaben. Neben dem übrigen Geld müssen die Untertanen täglich mehr als 8 Reichstaler contribuieren. Auf die Dauer wird das nicht durchzuhalten sein. Möglicherweise muß man alles Hab und Gut verkaufen, utn diesen Forderungen nachkommen zu können«. Am 30. April zogen die Franzosen endlich von der Olbrück ab. Eine von Marquis de Sourdis angeordnete Plünderung und Niederlegung der Burg blieb aus. Ein französischer Kapitän hatte sich nämlich bereiterklärt, nach Zahlung von 236 Gulden »nur zum Schein« Teile der Pforten und Mauern einzureißen. Mit der Zahlung dieses »Bestechungsgeldes« glaubte man das Schlimmste abgewandt zu haben. Nachdem General de Sourdis am 1. Mai 1689 Ahrweiler in Brand gesetzt hatte, zog er mit einer Truppe von 2 000 Mann weiter in Richtung Mayen. Auf diesem Weg fiel ihm am 3. Mai die nahezu unversehrte Burg Olbrück auf. Nun sollte doch noch das eintreten, was man glücklich verhindert zu haben glaubte. Eine Stunde ließ man den Burgsassen Zeit, um das Notwendigste in Sicherheit zu bringen und persönliches Hab und Gut zu retten; dann begann das Zerstö-rungswerk. Ohne konkreten strategischen Grund erfolgte die Niederlegung großer Teile der Burg. Mauern und Gebäude wurden niedergelegt, an mehreren Stellen Feuer entfacht. Man stand vor einer Burganlage, die keinen Schutz mehr zu bieten hatte; aus strategischer Sicht war sie nutzlos. Doch nach diesem schweren Schlag vom 3. Mai 1689 mußte das tägliche Leben weitergehen. Keiffenheim schreibt zuversichtlich: »Den Raum über der Schmiede lasse ich reparieren, um die Frucht darin aufzuspeichern und mein Vieh auch dort wie schon immer zuvor unterzustellen. Die Schmiede selbst kann man als Küche verwenden. Die Schweine bringe ich im gewölbten Pferdestall im Vorhof unter. Für die Weine stehen noch Keller und Kelterhaus zur Verfügung. Die Mauer vom Orsbecker Turm bis an meine Schlafkammer habe ich wegräumen lassen. Wegen der herabfallenden Steine konnten die Franzosen sie nicht gänzlich niederlegen. Ich habe nun eine Trockenmauer daraufsetzen lassen, damit wenigstens auf dieser Seite das Haus einigermaßen geschlossen ist. Lohn und Kost für die Mauer betrug nur 2 Reichstaler 16 Albus«.

Der gesamte Wiederaufbau wurde bereits ab 1690 betrieben. Zur besonderen Zierde entwickelte sich der feudale Palasbau mit großzügigen Fensterfronten und Sälen. Im Jahr 1804 wurde die wiederhergestellte Burg von der französischen Verwaltung verkauft. Es erwarb sie damals vermutlich der Gutsbesitzer Weckbecker aus Münstermaifeld. Aber auch in der folgenden Zeit gestalteten sich die Besitzverhältnisse ebenso bunt wie in den vergangenen Jahrhunderten. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte der Gutsbesitzer Peter Thonet aus Andernach die Burg sein eigen nennen. Bedauerlicherweise wurde in dieser Zeit die Anlage als Steinbruch benutzt, was irreparable Schäden durch die sinnlose Ausbeutung hervorgerufen haben muß. Ein späterer Eigentümer, der Geometer Kullig aus Andernach, hatte schon mehr Verständnis für das historische Bauwerk. Er verkaufte die Ruine 1855 dem preußischen Staat, der aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten dem fortschreitenden Verfall besser Einhalt gebieten konnte.

Im Jahr 1878 erwarb dann der Freiherr Oskar Otto von Ekesparre die Ruinen mit der Auflage, die vorhandenen Gebäude und Gebäudefragmente in der gegenwärtigen Form zu erhalten. Bereits drei Jahre zuvor wurde auf Weisung und Planung des Baurates Cuno das Innere des Bergfrieds wiederhergestellt. Die obere Plattform konnte erneuert werden, zum bequemeren und gefahrlosen Besteigen wurde durch das Erdgeschoß hindurch eine Holztreppe errichtet. Weiterhin wurden die vier Räume des Bergfrieds für die Familie des Eigentümers wohnlich ausgebaut und hergerichtet. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde auch der untere Torbau einer Wiederherstellung unterzogen. Die Verbindungsmauer zwischen Torbau und Palas, die seinerzeit niedergelegt worden war, konnte neu aufgebaut werden.

Nachdem im Jahr 1897 drei Fensterachsen des Palas eingestürzt waren, wurden die unteren bis zum Jahr 1900 wieder aufgebaut. Noch während dieser Arbeiten verstarb jedoch die Gemahlin des Burgherrn. Als dann 1912 auch noch der einzige Sohn und Erbe verschied, ging das Interesse des Eigentümers an der Anlage gänzlich verloren.

Somit setzte sich der Eigentümerwechsel fort. Aus dem Besitz des Freiherrn von Ekesparre gelangte die gesamte Burganlage kurzfristig an einen Spekulanten, der die Ausbeutung des Phonolithkegels beabsichtigte. Dieser Plan konnte aber wegen Ausbruchs des ersten Weltkrieges nicht verwirklicht werden. Zum Glück kann man heute sagen, denn mit Sicherheit wäre nicht nur das Bild des Burgberges wesentlich verändert worden, auch große Teile der Burganlage hätten diesem Eingriff zum Opfer fallen müssen.

Burg Olbrück, Blick von Westen
Modell im Burgmuseum Nideggen

Der nachfolgende Eigentümer war Dr. Hermann Hoesch aus Düren. Nur kurzfristig allerdings gehörte ihm die Burg, denn im gleichen Jahr 1917 erwarb Dr. F. L. Schmidt aus Berlin-Lichterfelde die gesamte Anlage. Dieser richtete sich in dem gut erhaltenen und kürzlich erst wiederhergestellten Bergfried ein wohnliches Wochenenddomizil ein. Fast vierzig Jahre blieb F. L. Schmidt der Eigentümer, bis im Jahr 1956 der Düsseldorfer Architekt R. M. Schütter die Anlage käuflich erwarb. Verschiedentlich erfolgten Erhaltungsmaßnahmen, aber die großen Pläne des Wiederaufbaues konnten bislang nicht verwirklicht werden, sei es möglicherweise aufgrund finanzieller oder genehmigungstechnischer Schwierigkeiten.

Dennoch ist vor kurzem ein Wiederaufbau der Burg Olbrück gelungen, wenn auch nur in kleinem Rahmen und in einem Maßstab 1 : 150. Im Jahr 1979 hatte man beim Landschaftsverband Rheinland, der ein Burgenmuseum im Bergfried der Burg in Nideggen unterhält, den Einfall, im Rahmen der Darstellung der Typologie des Burgenbaues, die Burg Olbrück als Beispiel der Höhenburg heranzuziehen. Jedoch nur spärlich waren die zeitgenössischen Darstellungen der Burganlage, wonach man das geplante Modell hätte konzipieren bzw. bauen können. Man wußte nicht so recht, wo man beginnen sollte.

Dann wurde man auf den Verfasser dieses Aufsatzes aufmerksam, der sich schon lange für den Erhalt der Burgruine Olbrück eingesetzt und in diesem Zusammenhang in intensiver Kleinarbeit vor Ort eine Grundrißzeichnung und darauf eine Aufrißzeichnung erstellt hatte. Hierfür dienten im wesentlichen die noch vorgefundenen Reste von Fundamenten, die teilweise erst unter Schutt, Erde und Unrat ermittelt und ausgegraben werden mußten. Anhand der Federzeichnungen von R. Roidkin aus dem Jahr 1735 — erfreulicherweise hatte er die Burg exakt aus allen Himmelsrichtungen gezeichnet — konnte mit einem Maß von Phantasie und burgenkundlicher Erfahrung eine Aufrißzeichnung erstellt werden, die als erste Grundlage dem Modellbauer diente. Neben Ortsterminen auf der Burg, wobei auch noch das Gelände vermessen wurde, da man auch die Umgegend in das Modell integrieren wollte, waren noch weitere Zusammenkünfte in der Werkstatt des Modellbauers notwendig. Ausführliche Beratungen wurden erforderlich, um aufgrund burgenkundli-cher Grundgesetze die optimalste Form der Olbrück in ihrer strategischen Blütezeit herauszuarbeiten. Schließlich war es gelungen; nach intensiver Kleinarbeit präsentierte sich ein Modell, das selbst die Beteiligten in Staunen versetzte.

Burg Olbrück, Blick von Südosten
Modell im Burgmuseum Nideggen

Es war eine neue Burg Olbrück entstanden, wie sie sich einstmals in ihrer Blütezeit dargestellt haben muß. Seitdem steht das Modell als Prunkstück im Burgenmuseum im Bergfried der Burg in Nideggen. Bisher hat das Modell viele Besucher angeregt, die Ruinen der Burg Olbrück oberhalb des kleinen Eifelortes Hain selbst einmal zu besuchen. Wer häufiger hierhin kommt und ein Interesse für Einzelheiten mitbringt, dem wird mit Sicherheit auffallen, daß es um die Ruinen längst nicht so gut bestellt ist, wie es bei einem nur einmaligen Besuch erscheinen mag.