Die Separatisten in Remagen

Unruhige Zeiten vor 60 Jahren

Hans Peter Kürten

Die Chronik der Jahre 1923 und 1926, gerade 60 Jahre vorbei, spricht recht anschaulich von der Separatisten-Bewegung in Remagen. Erinnern wir uns.

Der 1. Weltkrieg war verloren, Deutschland hatte die Versailler Verträge unterschrieben, aber Deutschland war nicht in der Lage, seinen Reparationsverpflichtungen nachzukommen. Ende 1922 hatte Raymond Poincare als Ministerpräsident und Außenminister das Steuer Frankreichs in die Hand genommen und er hielt, noch unbeugsamer als sein Vorgänger, den Kurs von Versailles. »Deutschland hat in Versailles unterschrieben, alle Kriegsschäden zu bezahlen. Aber es behauptet mit stets neuen Ausreden, nicht bezahlen zu können. Das ist unreell und verwerflich«, so die Meinung von Poincare. Frankreich wollte endlich seinen Sieg im Goldstrom der Reparationen in Empfang nehmen, um seine zerstörten Provinzen aufzubauen.

Als am 26. Dezember 1922 die Reparations-Kommission feststellt, daß Deutschland im Jahr 1922 seinen Verpflichtungen bei der Lieferung von Holz nicht vollständig nachgekommen ist, ebensowenig am 9. Januar 1923 hinsichtlich der Kohlenlieferungen, gab Poincare einer Armee-Gruppe von fünf Divisionen und zwei Generalkommandos Befehl, am 11. Januar 1923 in das Ruhrgebiet einzurücken. Zwei Tage später erklärte die Reichsregierung Cuno den passiven Widerstand, nachdem ihre diplomatischen Proteste nutzlos geblieben waren. Obwohl nach dem Kriege zunächst das internationale Banner der Verbrüderung alle Schaffenden zusammenzuführen schien, wurde nun Deutschland von tiefem nationalen Zorn erfaßt. Kein Geschäft verkaufte den Eindringlingen Waren, keine Grube förderte mehr Kohlen, die Eisenbahnen lagen still. Die Gebäude, in die Franzosen einzogen, hatten in der folgenden Nacht weder Wasser, noch Gas, noch Licht. Selbst die Zeitungen, denen die Besatzung Veröffentlichung auferlegt hatte, stellten ihr Erscheinen ein. Die Post ließ alle Sendungen mit französischen Absendern oder Empfängern liegen, verbissen und stumm wehrte sich der »Kohlenpott« gegen die Gewalt. Vor diesem Hintergrund denke ich, kann man die nachfolgenden Zeilen aus der Chronik der Stadt Remagen besser verstehen: »Das Jahr 1923 mit dem Ruhrkampf ist wohl eines der schwärzesten, das die Geschichte einer Gemeinde und unserer rheinischen Heimat verzeichnen kann. Infolge der Ruhrbesetzung durch die Franzosen und Belgier wurden die amerikanischen Besatzungstruppen Ende Januar 1923 aus der Coblenzer Zone und damit auch von Remagen zurückgezogen und das Gebiet von Franzosen besetzt. Der Besetzung vom Ruhrgebiet folgte auch bald diejenige der Flaschenhälse und damit auch des Gebietes von Linz - Erpel - Unkel - Honnef -Königswinter.

Die Reichsbahn wurde auf beiden Seiten von den Franzosen militarisiert und so stellten die deutschen Beamten und Arbeiter der Bahn fast restlos die Arbeit ein. Später ging die Bahn auf die französisch-belgische Eisenbahnregie über. Seitens der deutschen höheren Behörde erging die Weisung an alle Verwaltungen, allen Anordnungen der Besatzung in bezug auf den Ruhrkampf passiven Widerstand entgegenzusetzen. Demgegenüber drohte die Besatzungsbehörde durch Anordnung der Rheinlandkommission allen Beamten und Angestellten, die nicht ihren Anweisungen folgten, Ausweisung und Verhaftung an.

Als erster Beamter von Remagen wurde Herr Oberbahnhofsvorsteher Wiest aus Remagen ausgewiesen. Ihm folgte am 19. 3. Oberbahnmeister Dewes und am 19. 4. 1923 Bürgermeister Froitzheim, ihre Familien mußten sämtlich innerhalb 4 Tagen folgen. Bald folgten von der Gemeindeverwaltung Bürgermeister-Obersekretär Claesgen, Oberstadtsekretär Rheindorf und Polizeiassistent Steinebach und zahlreiche Beamte und Angestellte der Eisenbahn. Die Verwaltung wurde in den ersten Monaten von den Beigeordneten geführt. Wegen der großen Schwierigkeiten legten diese indessen nach einigen Monaten sämtlich ihre Ämter nieder, so daß kein Vertreter der Gemeindeverwaltung mehr vorhanden war. Es übernahm daher Oberstadtsekretär Knott bei (der) Stadt und Bürgermeistereisekretär Wagner bei(m) Land die Verwaltung. Anfang August wurde Stadtbaumeister Fortein mit Familie ausgewiesen. Die Franzosen legten zu Beginn der Besetzung eine Abteilung Truppen nach Remagen, vornehmlich zur Überwachung der Bahn und Brücke. Da nach Beginn des Ruhrkampfes das ganze Wirtschaftsleben stockte und die Verkehrsmöglichkeit fehlte - die militarisierte Bahn wurde im allgemeinen gemieden - trat große Arbeitslosigkeit ein. Aus diesem Grunde zahlte die Reichsregierung an die Arbeitslosen erhebliche Unterstützungen, die fast den tarifmäßigen Löhnen gleichkamen und für welche Notstandsarbeiten geleistet werden mußten. Anläßlich einer Sprengung an der Bahn wurden der Major a. D. Chatenay, der Gewerkschaftsführer Reichardt und der Bergrat Schilling aus Oberwinter von den Franzosen ins Gefängnis gesetzt und ohne irgendwelches Beweismaterial 6 Wochen eingesperrt gehalten. Während die politische Spannung von Woche zu Woche stieg, verbreitete sich der Separatismus immer mehr. Mitte September war hier in Remagen im Hotel Viktoriaberg eine große separatistische Versammlung, gelegentlich der es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen den Separatisten und einer Anzahl Remagener Einwohner kam. Infolge dessen wurde eine große Anzahl Einwohner, namentlich von den Gewerkschaften, ausgewiesen, u. a. auch der Hülfspolizeibeamte Zimmer, Landjäger Schatz und von Privatleuten der Kaufmann Veith. Mit dem formellen Abbruch des Ruhrkampfes Ende September war die Not noch nicht beendet. Die separatistische Bewegung griff weiter um sich und führte Ende Oktober zu einem gewaltsamen Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung in vielen rheinischen Städten und Gemeinden.

In der Nacht vom 23. zum 24. Oktober 1923 wurde auch in Remagen von Anhängern der separatistischen Bewegung unter Führung des Kinobesitzers Paul Sauer, des Kaufmanns Jakob Fleißig und dessen Sohn Arnd, des Arbeiters Konrad Hermann, des Arbeiters Peter Bauer, des Schlossers Peter Hürter, des Konditors Albert Ramm und anderen, sämtlich aus Remagen, in Remagen die Rheinische Republik ausgerufen und auf dem Rathause, der Post und am Bahnhof nachts die rot-weiß-grüne Fahne gehißt und das Rathaus von Separatisten besetzt.

Am 24. Oktober erstattete der Stadtinspektor Knott den nachstehenden Bericht an die höheren Behörden:

»In verwichener Nacht ist in Remagen von Anhängern der Frei-Rheinland-Bewegung die Rheinische Republik ausgerufen worden. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. Die Manifestanten haben auf dem Rathaus, dem Postamt und dem Bahnhofsvorplatz die Rheinische Flagge gehißt.

Die Bevölkerung nahm heute morgen das Geschehen ruhig hin. Die Beamten und Angestellten der im Rathaus untergebrachten Stadt- und Landbürgermeisterei Remagen haben übereinstimmend erklärt, sich gegenüber dem Geschehenen neutral zu verhalten, sich auf den Boden der geschaffenen Tatsachen zu stellen und den Dienst im Interesse der Bevölkerung weiter zu versehen, so lange kein Eingriff in denselben stattfindet. Das gleiche ist seitens der Postbeamten geschehen.« Die Vorgenannten führten in den darauffolgenden Tagen ein wahres Schreckensregiment und terrorisierten die Bevölkerung in der furchtbarsten Weise. Doch die Gegenbewegung, namentlich in den Kreisen der jungen Arbeiter, zu denen sich auch junge Leute aus dem Mittelstande gesellten, schlummerte nicht. Am 29. Oktober nachmittags gegen 2 Uhr wurde das verabredete Zeichen zum Angriff auf die Separatisten im Rathause gegeben. Die verfassungstreue Bevölkerung hatte das Rathaus schnell wieder in der Gewalt. Die separatistischen Fahnen wurden heruntergeholt und verbrannt. Der Kaufmann Jakob Fleißig wurde auf dem Marktplatz in fürchterlicher Weise verprügelt, blutig geschlagen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Dann zog die Menge unter Führung des Arthur Reichardt zum Kino Sauer und schlug daselbst alles kurz und klein, während Sauer selbst vom Balkon seines Hauses mit dem Revolver feuerte. Dann begab sie sich zum Hause Fleißig und demolierte daselbst gleichfalls verschiedene Möbelstücke. Als auch bei Fuchsie, der gleichfalls der Bewegung angehörte, das Strafgericht vollzogen werden sollte, griffen die Besatzungstruppen, Marokkaner, die sich bis dahin im allgemeinen neutral gehalten hatten, ein, säuberten mit dem Bajonett die Straßen und verhängten den Belagerungszustand. Ein großer Teil der übrigen, der separatistischen Bewegung angehörigen Einwohner war beim Beginn der Gegenaktion zur Brücke geflüchtet und stellte sich daselbst unter den Schutz der Franzosen. Um ihrer Verhaftung zu entgehen, floh in der Nacht ein großer Teil der verfassungstreuen Gegenaktion, darunter auch Reichardt mit Frau und der städtische Arbeiter Weber, im übrigen meistens junge Leute nach Köln und wurden daselbst von der deutschen Behörde und den Engländern in jeder Weise unterstützt und gut behandelt.

Noch in derselben Nacht trafen in Remagen, offenbar von den Separatistischen herbeigerufen, etwa 90 Mann sogenannte Stoßtrupps separatistischer Truppen, junge Burschen aller möglichen zweifelhaften Herkunft, vielfach mit zerlumpten und zerfetzten Kleidern ein und besetzten das Rathaus. Die vorgenannten Separatisten hatten natürlich jetzt wieder Oberwasser und übernahmen die Führung dieser Stoßtrupps. Terror schlimmster Art setzte unter ihnen ein, Drangsalierung der Bevölkerung, Schießereien, Mißhandlungen, Verkehrssperre bei Nacht, Requisitionen aller Art ohne Bezahlung.

Doch auch ihr Regiment dauerte nicht lange. Bald erkannten auch die Franzosen, mit welchem Gesindel sie es hier zu tun hatten. Es wurde ein Bataillon französischer Truppen nach Remagen gelegt, die bald die Entwaffnung und Abschiebung der sogenannten Stoßtrupps vornahmen. So kehrte bald wieder Ruhe ein. Die verfassungstreue Bevölkerung, die natürlich in der überwältigenden Mehrheit, aber gegen die Gewalt machtlos war, hat während dieser Woche körperlich und seelisch Unsägliches ertragen. Jedenfalls haben die vorgenannten separatistischen Führer eine große Schuld auf sich geladen, die freilich nach Londoner Vereinbarungen im August 1924 nicht gesühnt werden kann.

Im Laufe des Dezember konnte ein großer Teil der nach Köln geflüchteten jungen Leute wieder zurückkehren. Am 21. Dezember 1923 wurde die Ausweisung des Bürgermeisters Froitzheim wieder aufgehoben. Er kehrte mit seiner Familie nach Remagen zurück, wurde aber zum Dienste noch nicht zugelassen. Da die Dienstwohnung durch den französischen Bahnhofsvorsteher besetzt war, mußte er noch mehrere Monate im Hotel wohnen und bezog im Mai als Notwohnung mehrere Räume in der Villa Etzweiler, Kölner Straße. Mit dem Zusammentritt der Londoner Konferenz im Frühjahr 1924 und dem Zustandekommen des Dawes-Abkommens und dessen Annahme im Reichstag Ende August 1924 ließ die politische Spannung allmählich nach«. In der Zwischenzeit hatte die Inflation ihren Höhepunkt erreicht. Anfang November 1923 steht die Goldmark auf einer Billion, eine Semmel kostet hundert Milliarden Mark, eine Straßenbahnfahrt sechshundertsechzig Milliarden Mark.

Mit der Jahreswende 1923/24 gelingt die Bändigung der Inflation. Der Abgeordnete Helffe-rich und der Reichswährungskommissar und Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht schaffen die neue Rentenmark, die mit Kurs 1 RM gleich 1 Billion Mark die Rückkehr zu einer festen Finanzgrundlage der Wirtschaft möglich macht.

Es sei ebenfalls eingefügt, was der »Dawes-Plan« bedeutet. Charles Dawes war ein amerikanischer Finanzmann, der als Leiter eines internationalen Sachverständigen-Ausschusses einen Plan nach dem Grundsatz »Business, not politics« ausgearbeitet hatte, d. h., nach dem Motto: Politische Schulden, die immer unsicher und zweifelhaft bleiben, werden in wirtschaftliche Verpflichtungen umgewandelt und nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten geregelt. Der Dawes-Plan bestimmte für Deutschland:

  1. Die Industrie übernimmt 5 Milliarden Gold-mark-Obligationen als erste Hypothek mit 5 % Verzinsung und 1 % jährlicher Tilgung.

  2. Die deutsche Reichsbahn wird in eine AG umgewandelt mit einem Kapital von 15 Milliarden Mark, wovon sogleich 11 Milliarden Mark auf das Reparationskonto gebucht werden und ähnlich verzinst werden wie die Industrie-Obligationen.

  3. Die Einnahmen des Reiches aus Zöllen und indirekten Steuern gelten als Sicherheiten für die Reparationszahlungen.

  4. Die Reichsbank wird in eine von der Regierung unabhängigen Notenbank umgestaltet. 

Das bedeutet, daß Deutschland bis 1928 jährlich 1 750 Millionen Mark, von 1928 ab sogar 2 500 Millionen Goldmark pro Jahr an Entschädigungen bezahlen soll. Diesen Plan nimmt der Reichstag am 16. April 1924 an. Daraufhin wird Ende Juli das Ruhrgebiet, im August 1925 werden auch Düsseldorf, Duisburg, Mühlheim und Oberhausen von der Besatzung geräumt. Die Separatistenbewegung, die vorher durch die Bevölkerung des Rheinlandes im wesentlichen niedergeworfen war, verlor nun jede Chance und geriet in Vergessenheit.

In unserer Stadt-Chronik aber geht es wie folgt weiter:

»Ende August 1924 ereignete sich hierselbst nochmals ein Zwischenfall, bei dem mehrere junge Leute aus Remagen den Arno Fleißig anfielen, in den Rhein warfen und unter Wasser hielten. Als von der Polizei (Jakobs) einer der jungen Leute eingesperrt wurde, drohten verschiedene, das Polizeigefängnis zu stürmen. Aus diesem Anlaß verhängte die Kreisdelegation die Verkehrssperre, die aber nach wenigen Tagen wieder aufgehoben wurde.

Jakobs, der wegen seiner zweifelhaften Gesinnung gegenüber dem Separatismus einen großen Teil der Schuld an den hiesigen Verhältnissen trug, wurde außer Dienst gesetzt und am 1. 10. 1924 pensioniert; außerdem schied der Hülfspolizeibeamte Schmidt wegen Dienstunfähigkeit aus. Polizeisekretär Steinebach wurde wieder zum Dienst zugelassen. Ende September 1924 wurden dann sämtliche ausgewiesen gewesenen Beamten wieder zum Dienst von der Besatzung zugelassen, nachdem bis dahin fortgesetzt die Rheinlandkommission trotz aller möglicher Petitionen die Zulassung abgelehnt hatte. Stadtinspektor Knott trat anfangs Oktober wegen Dienstunfähigkeit einen längeren Urlaub an. So kehrten im Herbst 1924 allmählich wieder geordnete Verhältnisse in der Verwaltung Remagen ein. Mitte November 1924 wurde die französisch-belgische Eisenbahnregie aufgelöst. Die rechten Rheinufer Linz, Erpel, Unkel, Königswinter wurden von der Besatzung geräumt. Die im Westerwald stationierten Truppen wurden in Stärke einer Kompanie nach Remagen verlegt und zur Brückenbewachung benutzt. Die Truppen wurden im Saal des Hotels Anker und in dem Turnsaal im Centralhotel untergebracht.

Während es in der Stadt Remagen so unruhig herging, blieben die Gemeinden der Landbürgermeister dank der im allgemeinen vorzüglichen Haltung der Bewohner fast restlos vom Separatismus verschont, wenn sich natürlich auch hier die Verwaltung schwierig gestaltete. Das Jahr 1925 war weiterhin Besatzungsjahr. Indessen gestaltete sich die politische Lage und der Verkehr mit den Franzosen infolge des Londoner Vertrages, des Dawes-Vertrages und des späteren Vertrages von Locarno für die Behörde immer erträglicher. Als ständige Truppen war fortwährend eine Kompanie einquartiert, und zwar anfangs Marokkaner, Ende des Jahres weiße Franzosen. Standquartier war der Saal vom Gasthof Anker, der Bierkeller vom Qaathof Fürstenberg und der Turnsaal im städtischen Hause Coblenzer Straße, früher Centralhotel. Besonders unangenehm machte sich die häufige Einquartierung durchziehender Truppen für einzelne Tage bemerkbar. Da die meisten im Rheinland einquartierten Truppen auf dem Schießplatz Wahn ihre Schießübungen abhielten, war Re-magen zwischen Andernach und Bonn fast stets Etappenort. Zur Unterbringung mußten jedes Mal die Schulen ausgeräumt werden und der Unterricht mehrere Tage ausfallen. Am 1. 12. 1925 stellte infolge des Locarnoer Vertrages die französische Kreisdelegation Ahrweiler ihre Tätigkeit ein. Mit der Räumung der 1. Zone schlug auch für die Mehrheit unserer Gemeinden die Befreiungsstunde. Nachdem schon Mitte Januar 1926 die letzten Besatzungstruppen sang- und klanglos Remagen verlassen hatten, folgte in der Nacht vom 31.1. zum 1. 2. 1926 Mitternacht die offizielle Räumung der 1. Zone.

Zur Befreiungsstunde sammelte sich in freudiger Stimmung auf dem Marktplatz eine große Volksmenge. Nach einer kurzen Ansprache des Bürgermeisters bewegte sich ein endloser zug von Bürgern mit Musik und Böllerknallen durch die Straßen der Stadt. Reges Treiben herrschte bis zum frühen Morgen in allen Lokalen. Die öffentliche Befreiungsfeier fand unter allgemeiner Beteiligung der Bevölkerung am 6. Februar abends im Saale des Gasthofes Viktoria statt. Anwesend waren als Vertreter des erkrankten Herrn Regierungs-Präsidenten Dr. Brand, Herr Vizepräsident Mand, und der Herr Landrat Dr. Meyers, Ahrweiler. Dem Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg wurde von der Feier ein Huldigungstelegramm gesandt. Am 21 ./22. März 1926 fand die öffentliche Befreiungsfeier im Rheinland unter Teilnahme des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg statt. Gelegentlich des Besuches in Bonn wurden außer dem Bürgermeister Froitzheim aus dem Kreise Ahrweiler Herr Landrat Dr. Meyers und Herr Kreisdeputierter Ridder zugezogen und bei dieser Gelegenheit dem Herrn Reichspräsidenten vorgestellt. Die gewonnenen Eindrücke werden den Herrn unvergeßlich bleiben. Leider blieb die Gemeinde Bodendorf, als zur 2. Zone gehörig, mit den übrigen Ahrgemeinden weiterhin besetztes Gebiet.«