Amerikaner im Aremberger Land

Bilder aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg 

Peter Weber

In dem fotografischen Nachlaß des Postschaffners Peter Weber aus Wershofen (1878 -1960) befinden sich auch Bilder von amerikanischen Besatzungssoldaten, die in Wershofen bzw. Laufenbach einquartiert waren. In Laufenbach bot ein großes Landhaus gute Unterbringungsmöglichkeiten für Offiziere und Mannschaften. In dem Stall wurden Pferde und Maultiere aufgestaut. Vorher war der Stallboden mit einer dicken Erdschicht abgedeckt worden. Der vorhandene Steinboden war für die mit Hufeisen beschlagenen Pferde- bzw. Maultierhufe nicht günstig. Im benachbarten Haus Streitenau waren ebenfalls amerikanische Soldalten einquartiert und Tiere untergebracht. In Laufenbach (Bild 1) ließen sich amerikanische Soldaten vor dem Turbinenhaus fotografieren. Sie präsentierten dabei verschiedene Uniformen bzw. Uniformteile. Anstelle von Stiefeln hatten diese Soldalten, es waren Mitglieder einer berittenen Einheit, Schnürschuhe und Wickelgamaschen. Die einfachen Reithosen waren ohne Lederbesatz. Alle Bekleidungsstücke hatten die gleiche olivgrüne Farbe. Hemden und Jacken hatten einen kurzen Steh-kragen-Halsabschluß. Als Kopfbedeckung diente ein sogenanntes »Schiffchen«. Die Winterbekleidung, und das Koppelzeug sind ebenfalls vertreten.

Bild 1

Bild 2

Auch in Wershofen gab es amerikanische Einquartierung. Hier und da waren Ställe oder Scheunen für die zahlreichen Maultiere geräumt worden. Wie Peter Syberg berichtete, blieben die Maultiere teilweise gesattelt, damit man bei Bedarf sofort abmarschbereit war. Die Bastarde, der Vater war ein Eselhengst, die Mutter eine Pferdestute, Maultiere genannt, waren ausdauernder und anspruchsloser als Pferde, oft waren sie störrisch wie Esel, und es gab häufig kräftige Hiebe, um sie gefügig zu machen.

Bild 3

Bild 4

Das Foto (Bild 2) von den drei berittenen Amerikanern entstand vor dem Hause des Fotografen. Bei den Reittieren handelt es sich um zwei Maultiere (jeweils außen) und ein Reitpferd. Die Maultiere haben außer dem Zaumzeug eine Kette bzw. einen Strick um den Hals gelegt, der am Kopfzeug befestigt ist, das zur Anbindung dient. Die Fahrzeuge, es handelte sich um Bagagewagen aus Holz mit Eisenbeschlag — wurden von den Maultieren gezogen. Zwei der Sattelzeuge sind mit einem Steigbügel- bzw. Fußschutz versehen. Dieser Schutz sollte wahrscheinlich die Füße bei Regen vor Nässe schützen.

Ein amerikanischer Soldat (Bild 3) ließ sich mit dem Neffen des Fotografen ablichten. Es ist dies das einzige von zahlreichen Fotos, die in Wershofen von Amerikanern gemacht wurden, auf denen ein Deutscher mit abgelichtet ist. Ein anderer Soldat (Bild 4) ließ sich in der Winterausrüstung fotografieren. Der Mantel

war relativ kurz und deshalb für Reiter geeignet. Die Sohlen der Schuhe waren, wie auf anderen Fotos ersichtlich, mit Nägeln beschlagen. Koppel und Patronentasche waren aus sehr strapzierfähigem Stoff, die Revolvertasche aus Leder. Die zur Kampfausrüstung gehörenden Taschen waren so haltbar, daß wir sie noch in den dreißiger Jahren zum Austragen von Postsendungen benutzten. Besonders beliebt bei den Deutschen waren die mit Leder bezogenen ärmellosen Jacken. Die Freizeit nutzten die Besatzungssoldaten zum Feiern (Bild 5). An Getränken und Tabakwaren mangelte es nicht. Für die Deutschen bot sich die Möglichkeit des Tauschhandels, zumal durch die Inflation der Geldwert rapide gesunken war. Ähnliche Verhältnisse gab es nach dem zweiten Weltkrieg. Ausgangspunkt für die Besetzung waren die Abmachungen des Waffenstillstandsvertrages vom 11. November 1918. Dazu gehörte auch die militärische Räumung der linksrheinischen deutschen Gebiete, einschließlich der auf das rechte Rheinufer hinüberragenden Brückenköpfe von Köln, Koblenz und Mainz mit je einem Durchmesser von dreißig Kilometern.

Bild 5
Fotos: Weber

In das Koblenzer Gebiet zogen die Amerikaner mit 1995 Mann ein. Das Hauptquartier der EFG (= Expeditions Forces in Germany) war in Koblenz. Die Amerikaner blieben aber nicht lange, am 27. Januar 1923 traten sie die Zone an den französischen General Marty ab und verließen am 19. Februar Koblenz.

Die Amerikaner, die als Feinde kamen, wurden von Prinz Hatzfeld, dem Reichskommissar für die besetzten Gebiete, bei der Verabschiedung als Freunde bezeichnet.

Der amerikanische Befehlshaber General Henry T. Allen, hat nach der Rückkehr in seine Heimat das sogenannte »Allen-Drive« Hilfswerk gegründet, das Millionen deutscher Kinder Hilfe aus Amerika brachte.

Quellen:

Allen, Henry T.: Mein Rheinlandtagebuch, Berlin 1923
Solemacher, Freiherr von: Die abgetretenen und besetzten Gebiete im
deutschen Westen, Berlin 1925
Gappenach, Hans: Ein historisches Foto. In: Heimat zwischen Hunsrück und Mosel, Nr. 8, August 1984
Für mündliche Auskünfte dankt der Verfasser Gertrud Hollender, geb.
Retzmann; Johann Hölzern, Martin Schmitz, Peter Syberg und Johann Weber.
Repros: Peter Weber jr.