Die Sinziger Adelsfamilie Kotz

Franz J. Burghardt

Bekanntlich gab es in Sinzig viele Adelssitze, also Häuser, in denen ständig oder zeitweise Adelsfamilien wohnten. Aber nur die Familien Gude und Rolman zum Turm konnten bisher als alteingesessen und wohl schon im Hochmittelalter in Sinzig wohnend angesehen werden1. Wie die Zusammenstellungen des Genealogen Ernst v. Oidtman2 zeigen, gab es im Spätmittelalter aber noch eine weitere Adelsfamilie, die ebenfalls als alteingesessene Sinziger Familie bezeichnet werden darf, nämlich die Familie Kotz.

Das Wappen dieser Familie, die sich auch Koz, Cozzo, Kotze, Cotz u. ä. schrieb, zeigt in Weiß fünf (2-1-2) schwarze Ringe, überhöht von einem dreilätzigen Turnierkragen; auf dem Helm befindet sich ein wachsender weißer oder schwarzer Hundekopf3. Bemerkenswert ist, daß 1256 Johann Boni (=Gude) zu Sinzig mit dem gleichen Wappenschild ohne Turnierkragen siegelt8, was auf eine gemeinsame Abstammung der Familien Gude und Kotz hinweist.

Leider ist bislang nicht bekannt, welchen Besitz die Familie Kotz in Sinzig hatte, wenn man einmal von ihren Anteilen am Märkerwald absieht. Auch ist es noch nicht möglich, eine umfassende Stammtafel anzugeben, da uns nur wenige genealogische Verbindungen sicher überliefert sind.

Erstmals werden im November 1227 zwei Mitglieder der Familie Kotz erwähnt, als sich das Kapitel der Marienkirche zu Aachen mit Wilhelm von Dünrestein über dessen Güter zu Sinzig einigt, wobei die Brüder Johann und Peter Koz als Zeugen auftreten4. 1253 wird Johannes Cozzo »plebanus (=Bürger) in Sinzig« erwähnt5. In der Märkerliste von 1275, in der die Besitzer des Sinziger Märkerwaldes aufgeführt sind, erscheinen die Brüder Engelbrecht und Johann Corz mit jeweils 2 1/2 Marken6. Am Ende des 13. Jahrhunderts ist ein Familienmitglied Schultheiß in Sinzig, denn 1284 wird ein »scoltetus Koz de Sinzich« erwähnt7.

Am 2. Dezember 1310 ist Heinrich genannt Koz Bürge beim Verkauf eines Hauses in der Milggasse zu Sinzig an Konrad von Schieiden8. Zur gleichen Zeit wird mehrfach ein Johann Kotz zu Sinzig erwähnt: 1309 als »Wägeling«9, 1313 und 1316 als »oppidanus (=Bürger)«10. Dieser Johann ist offenbar um 1320/30 gestorben, denn bei der Erneuerung der Sinziger Märkerliste 1334 werden die Erben des Johann Kotz genannt, die 2 1/2 Marken besitzen; dieser Anteil am Märkerwald geht noch im 14. Jahrhundert zunächst gemeinsam an die Brüder Johann und Emmerich Kotze und dann an den ersten der Brüder alleine über. Wahrscheinlich waren Johann und Emmerich Söhne des 1309 -1316 erwähnten Johann Kotz, denn in der Märkerliste von 1334 wird an anderer Stelle »Johann Kotz Sohn« als Besitzer einer Mark genannt, dessen Anteil später auf 21/2 Marken und 3 1/3 Ruten wächst. In der gleichen Liste heißt es ferner, daß 1334 »Hennekin, Sohn des L. Kotz« 3 1/3 Ruten besitzt und im Verlauf des 14. Jahrhunderts »Irmentrud Witwe Kotz« 1 Mark und 1 Rute des Märkerwaldes aus dem Besitz des Johann van der Leyen übernimmt6. Emmerich Kotz besitzt 1350 auch einen Weinberg zu Sinzig11

1365 werden ein Sohn des Emmerich mit Namen Johann und ein weiterer Johann Kotz erwähnt, als sich diese beiden mit Conrad Hoilch van Lützinck und dessen Ehefrau Agnes wegen der Lehen des verstorbenen Gerhard Nyrtzleys vergleichen: Die Eheleute sollen die Lehen so lange genießen, bis das Kind des Gerhard Nyrtzleys mündig wird; bis dahin wollen sie das Kind bei sich behalten und es wie Vater und Mutter behandeln. Wenn das Kind aber mündig wird, so wollen sie es nicht daran hindern, das Lehen des Vaters zu übernehmen. Sollten sie aber mit dem Kind nicht so verfahren, so mögen sich »des Kindes Freunde von Vaters wegen mit Namen Johann Kotz und Johann Kotz« des Kindes und der Lehen annehmen. Sollte das Kind sterben, so wollen die Eheleute die Verwafidten des Kindes, Johann Kotz und Johann Kotz, »nimmermehr hindern an den Lehen und daß sie keinerlei Forderungen dann mehr an die Lehen haben«. Als Siegelzeugen erscheinen die Ritter Wilhelm Rolman von Sinzig, Hermann Luffard von Landskron, Johann Schönenburg von Schönenburg und Jakob Kreyer.

Die in dieser Urkunde genannten zwei Personen Johann Kotz waren wohl Söhne der 1334 erwähnten Brüder Johann und Emmerich Kotz; dafür spricht jedenfalls neben der 1364 angesprochenen Verwandtschaft, daß 1375 und 1382 ein »Johann Kotz der Jüngere« als Siegelbewahrer zusammen mit dem Sinziger Bürgermeister Johann Bodendorf erscheint13. Welcher der beiden mit dem im November 1393 genannten »Johann Kotz von Sinziche Wägeling« identisch ist, wissen wir nicht". Als Siegelbewahrer erscheint Johann Kotz noch im Jahr 1400, diesmal zusammen mit dem Sinziger Bürgermeister Tilmann Dume15. 1405 quittiert er einen Beleg Obere 14 Gulden für Ackerland zu Breisig, die er vom Burggrafen zu Rheineck erhielt16. Sein Sohn Emmerich Kotz heiratete Adelheid, eine Tochter des Ritters Hermann von Randerath zu Bodendorf und der Margarethe von Wachtendonck (Adelheid erhielt eine Mitgift von 400 rheinischen Gulden und lebte noch 1454)17, und ist wohl identisch mit Emmerich Kotz, der 1402 zusammen mit Heinrich von Disternich Helfer des Clais von Zissen in der Fehde gegen die Stadt Köln wurde. Im gleichen Jahr heißt es, daß Otto von Wachendorp Gefangener des Baldewin von Vlatten und der Brüder Gumprecht und Emmerich Kotz war18.

Eine Tochter des Emmerich Kotz und der Adelheid von Randerath, Gertrud Kotz, heiratete vor 1454 Arnold von Metternich zu Metternich17 und trug damit wohl dazu bei, daß im 16. Jahrhundert die Familie Metternich in Sinzig eine bedeutende Rolle spielte1. Das Geschlecht Kotz scheint am Ende des 15. Jahrhunderts in Sinzig ausgestorben zu sein, denn nach dieser Zeit findet sich keine Erwähnung dieses Namens mehr.

Anmerkungen, Quellen und Literatur

1) vgl. Burghardt, F.J.: Adelssitze in der Gemarkung Sinzig. In: Sinzig und seine Stadtteile, Sinzig 1983.
2) Sammlung Ernst von Oidtman in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Mappe 270 (Familie Kotz).
3) Oidtman, nach einem »Stammbuch im Archiv Schloß Gracht«.
4) ebd., nach Quix, Cod. dipl. Agnensis, Nr. 149, S. 104 -106, und Lacomblet, Urk. buch II, Urk. 148.
5) ebd., nach Günther, Cod. dipl. II, 156.
6) vgl. Burghardt, F.J.: Die Besitzer des Sinziger Märkerwaldes im 13. und 14. Jahrhundert. In: Heimatjahrbuch 1984 für den Kreis Ahrweiler.
7) Oidtman, nach Hammerstein, Urk. und Reg.Nr. 153, S. 70.
8) Schmitz-Kallenberg, L.: Veröffentlichtungen der Hist. Kommission der Provinz Westfalen. Inventare der nichtstaatl. Archive, Bd. l, Heft IVa (Kreis Coesfeld, Nachträge), Münster i. W. 1908, S. 81.
8) Oidtman, nach Fahne, Köln. Geschlechter, Anh. III, S. 236.
9) ebd., nach Schloß Gracht, Copiarum l, Blatt 563 - 566.
10) ebd. nach Hammerstein, Urk. und Reg.Nr. 274, S. 142, und Nr. 255, S. 130.
11) ebd. nach Sauerland, Urk. und Reg. zur Geschichte des Rheinlandes aus den Vatikan. Archiven III, Nr. 909, S. 356.
12) ebd. nach Archiv Burg Klein-Büllesneim.
13) ebd. nach Hammerstein, Urk. und Reg.Nr. 552, S. 291 und Nr. 517, S. 272.
14) ebd. nach Min. aus dem Stadtarchiv Köln 23, S. 258.
15) ebd. nach Hammerstein, Urk. und Reg.Nr. 616, S. 328.
16) ebd. nach Stadtarchiv Münster i. W., Kindlingersche Sammlung, Bd. 65, Blatt 47.
17) ebd. nach Schloß Gracht, Copiarum l.
18) ebd. nach Höhlbaum, Mitt. aus dem Stadtarchiv Köln 28, S- 29 -30.

Oidtman weist darauf hin, daß in den »Mirtelrhein. Regesten noch verschiedene Kotz erwähnt sind«. Mit einem Fragezeichen versieht er folgendes: Am 7.8.1442 wird Winrich, Peter Kochs (Kozhs?) Sohn von Sinzig mit Erb und Gut zu Friesheim vom Dompropst zu Köln belehnt, (nach: Lehnbuch des Dompropstes S. 79 im Stadtarchiv Düsseldorf).