Die Barweiler Lehen von St. Maximin um 1200

Erich Mertes-Kolverath

Aus dem 'Goldenen Buch' der Abtei St. Maximin bei Trier stammt ein Güterverzeichnis vom Anfang des 13. Jahrhunderts, das auch einen Abschnitt der Barweiler Lehen enthält (MRUB II, 471). Während der vorausgehende Absatz über den St. Maximiner Besitz in Barweiler nur den Pfarrort Üxheim neben Hoffeld und Sassen nennt (S. 450), erfahren wir in dem Passus über die Barweiler Lehen von einer ganzen Reihe von Orten in diesem Bereich der Eifel. Die meisten lagen im früheren Kreis Adenau. Insgesamt hatten die Barweiler Lehen von St. Maximin also einen geographischen Zusammenhang. Daher konnten einige Namen auch erst in neuester Zeit richtig eingeordnet werden, so das eingemeindete Dürrbach, heute Ortsteil von Lirstal in der Verbandsgemeinde Kelberg.

Im Lehnsverzeichnis Barweiler heißt es: "Diese sind in Barweiler (Barwilre) belehnt: Richard von Manderscheid (Manderscith) zwei Teile des Zehnten1) von Nohn (None) und Hoffeld (Hoffeit). Und acht Hufen und die Investitur2) der Kirche in Reifferscheid (Riferscheit). Und eine Mühle in Müsch (Müsse). Dann zwei Teile des Zehnten in Heyer (Heiore) und drei Landstücke daselbst3).

Peter von Breidscheid (Breitsceit) in Bewingen (Bepinge) vier und ein halbes Stück Land. Gerhard von Wiesbaum (Wisebe) zwei Teile des Zehnten in Borler (Burlat): und eine Hufe in Fernster (Poneposteire) und den dritten Teil des Zehnten. Hermann Bernesure zwei Teile des Zehnten in Bure4) und ein Drittel des Zehnten in Pomster. Rüdiger von Kerpen zwei Teile des Zehnten von Aredorf5) und den Zehnten vom dortigen Salgut6). Davon werden an unsere Kirche zwölf kölnische Pfennige bezahlt7). Gerhard von Hateberch8) hat zweieinhalb Hufen in Leimbach (Lempach): ebenso den Zehnten und ein Drittel des Zehnten in Flesten (Vlistein) und in Delscheid (Dellescit)9). Gerhard von Lilrebach (Lederbach) hat ein Drittel des Zehnten in Pomster. Albert von Hoffeld (Holfeit) hat ein wenig im selben Ort von der Kirche, neben Eigengut und "mansum" in Leimbach (Lembach). Heinrich Mole hat eine Hufe (mansum) in Beche10) und etwas in Hoffeld. Luchardus erhält den Zehnten vom Salgut und in Barweiler eine Hufe. davon zahlt er unserer Kirche zwölf kölnische Pfennige: desgleichen 3/4 Hufe in derselben Siedlung. Theodor von Leudersdorf (Ludersdorf) hat eine Mühle in Dürrbach (Derbach) und etwas in Gunderath (Guderscit)11) und in Rodder (Roder), neben seinem Eigengut.

Barweiler.gif (58064 Byte)

Allegorische Ernte-Darstellung des 12. Jh. (Rhein. Landesmuseum Bonn. Inv. 15326).

Heinrich von Buche hat eine Viertelhufe in Leimbach und zwei Teile des Zehnten von seinem Gut in Buche12). Baldus von Dreimühlen (Drinmuleim) erhält zwei Teile des Zehnten von dort, ein Drittel des Zehnten von Flesten (VIesteim). sowie den ganzen Zehnten von seinem Besitz in Leudersdorf. Gerhard Ruscol-ve erhält den Zehnten von seinem Gut in Leudersdorf. Siegfried von Sassen (Wegesazen)13): was er in dieser Siedlung hat. hat er von unserer Kirche. Reiner von Schönau (Schonou)..."

Soweit die Barweiler Lehen. Insgesamt hatten 15 Personen Lehngüter in 21 Orten von der Trierer Abtei St. Maximin im Besitz, dazu eine Mühle in Müsch und Dürrbach. Die Siedlung Dreimühlen ist ja auch eine Bezeichnung für drei Mühlen (vgl. Matthias Reuter, S. 48).

Anmerkungen:

Für die Hilfe bei der Übersetzung aus dem Lateinischen bedanke ich mich bei Herrn Pastor i. R. Ludwig Schneider in Ettringen. geb. in Boos und vor seiner Pensionierung Pfarrer in Niederbettingen. Uersfeld und Dorsel,

  1. Es heißt: duas parfes decime. Pfarrer Schneider übersetzt das als. zwei Zehnlei: Matthias Reuter (s Lit.) hingegen als zwei Drittel des Zehnten

  2. Investitur = Einweisung, Einsetzung eines Geistlichen in ein Amt,

  3. Im MRUB weisen Beyer. Ettester und Goerz Heiore als Heyerhof bei Borler aus. Seine Zugehörigkeit zu St. Maximin wird bis zum Ende der Feudalzeit nachgewiesen (s. Jahrbuch Kreis Daun 1990. S.204ff.)
    Mansus, Mansos. Mansum bezeichnet nicht nur einen Hof, sondern auch Hufe als Länderei, Landstücke, ohne genaue Bestimmung. Vergleichbar ähnlich ist es mit Gut oder gar Gütchen (dem kleinen Gut), dem wir oft in alten Akten begegnen. Hier handelt es sich nicht immer um ein Bauerngut mit Haus, Hof und Stallungen sondern häufig auch nur um Länderei in einem bestimmten Bezirk, z. B. Langbahngut bei Retterath und Hermatsgut bei Mannebach.

  4. Nach dem MRUB ist Bure = Buir bei Holzmülheim. Matthias Reuter deutet es als Kaltenborn: dem kann man sich anschließen

  5. Die Autoren des MRUB weisen Aredorf nach Gemünd bei Schieiden. Matthias Reuter meint: "Mit 'Arendorf' dürfte die untergegangene Siedlung gleichen Namens am Südwesthang des Arnulphusberges bei Walsdorf gemeint sein," Es heißt aber nicht Arendorf sondern Aredorf. Wahrscheinlich handelt es sich urr Ahrdorf bei Dorsel oder gar den Ardorferhof bei Leimbach.

  6. Salgut = Herrengut (Salhof = Herrenhof)

  7. Zu Währungen in der Eifel vor 1794. s. Verfasser in: 100 Jahre Elfelverein, Ortsgruppe Kelberg, 1988. S. 10ff.

  8. "Hate" weist Jungandreas zu Acht. "Berch" bedeutet heute hoch im Eifeler Dialekt Berg. Vielleicht haben wir hier einen Hinweis auf die Hohe Acht. Das ließe sich gut mit der geographischen Nähe von Leimbach vereinbaren

  9. Nach Jungandreas zwischen Flesten und Pomster,

  10. Im Kölnischen (MRUB), Nach Matthias Reuter ist "Beche" ein Ort "Bache" im Raum Kelberg, in dem der Müller (Mole: Molae = Mühle':, Heinrich eine Hufe Land "gelehnt" hatte.

  11. Siehe Lit. 3, S. 77. Dürrbach, auch Dürmich, gehört heute zu Lirstal. Am 27. Juli 1825 brannte das gesamte Dorf Dürrbach mit seiner Kapelle ab. Insgesamt wurden 15 Wohnhäuser, neun Scheunen und 35 Ställe eingeäschert, dazu das Gotteshaus. Der Schaden war für die Betroffenen so katastrophal, daß weit im Kreis Adenau bis an die Ahr zu einer Spendensammlung autgerufen wurde, denn es waren nur drei Hauseigentümer feuerversichert (0. Prothmann. Heimat-Jahrbuch Kreis Ahrweiler 1975)

  12. Nach MRUB um Adenau (vielleicht Büchel bei Wanderath?)

  13. Siehe Lit. 3 Seite 80

Literatur:

  1. MRUB = Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischeh Territorien, von Beyer. Eltester und Goerz. Bd. 2. Koblenz 1865

  2. Junganoreas = W. Jungandreas. Historisches Lexikon der Sied-ungs- und Flurnamen des Mosellandes. Trier 1962 63

  3. Erich Mertes. Die Dörfer der Verbandsgemeinde Kelbe^. Kreis Daun. ihre erste Erwähnung und Nennung in der Literatur, in. Landeskundliche Vierteljahrsblätter Trier. Heft 3 1986

  4. Matthias Reuter. Beiträge zur Geschichte der Hocheifel. Land zwischen Adenau und Daun. Wimbach 1978