Vor 40 Jahren nahm Unkelbach Abschied vom »Basaltbähnchen«

Hermann Josef Fuchs

Der Basaltbruch Dungkopf war einst das wirtschaftliche Rückgrat von Unkelbach. Die Gemeinde lebte vom Basalt, der ganze Ort war damit verbunden. Fast achtzig Jahre führten die Schienen der Schmalspurbahn zum Transport von Basalt aus dem Bruch Dungkopf, der den Unkelbachern über mehrere Generationen Arbeit und Brot gab, entlang der heutigen Rheinstraße bis zur Verladestelle am Rhein unterhalb des Fischerhauses am Unkelstein.

Am 26. Mai 1951 fuhr Maschinist Wilhelm Gemein die letzte Fuhre Basalt zum Rhein und brachte dann alle Transportmittel zum Dungkopf zurück. Am folgenden Montag begannen die Arbeiter mit dem Abbau der Gleisstrecke.

Damit verschwand aus dem Ortsbild eine Einrichtung, die jahrzehntelang dem Basalt diente. Das ist vierzig Jahre her, die ältere Generation erinnert sich noch gut daran.

Am Ausgang der Rheinstraße am Unkelstein überquerten die Bahnschienen die gepflasterte alte B 9 und führten durch einen separaten Tunnel unter der Bahn her zur Verladestation. Am 30. September 1955 wurde mit dem Bau der Unkelsteinbrücke begonnen. Die B 9 im Unkel-steinbereich bekam ein neues Make Up. Einige Häuser bahnseitig gegenüber dem Fischerhaus und die rheinseitigen Schienen der Schmalspurbahn mußten dem 6,3 Millionen Brücken- und Straßenbauwerk weichen.

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Das Unkelbacher Basaltbähnchen vor dem Ersten Weltkrieg

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Im Unkelbacher Basaltbruch (1895): Von hier brachte das Basaltbähnchen die Steine zum Rhein

Die Schmalspurbahn wurde um 1870 gebaut. Zuerst wurde sie mit Pferden betrieben. Während aber die Rheinstrecke vom »Göbbel« bis zur Verladestelle am Rhein schon seit 1914 mit Dampflokomotiven befahren wurde, war es für den Dampflokbetrieb nicht erlaubt, über die Dorfstraße zu fahren, da die Bevölkerung wegen »zu hoher Geschwindigkeit sich ihrer Sicherheit gefährdet glaubte«. Erst am 10. Juni 1929 kam die Benzollokomotive auf der Dorfstrecke zum Einsatz, und die dort noch arbeitenden zwei Pferde kamen in den Bruch.

Drei Bremswege, 327 Meter auf dem »Göbbel«, 240 Meter im Ellig und 310 Meter am Nierend-orferWeg mußte der Basalt passieren, bevor er die Talsohle zum Weitertransport erreichte. Der Transport über die verschiedenen Bremsberge war unwirtschaftlich geworden und wurde durch Umstellung auf Kraftwagenbetrieb wesentlich verbilligt. Nicht zuletzt wirkten sich auch die bereits Anfang der fünfziger Jahre angelaufenen Planungen für den Bau des Brücken- und Straßenbauwerkes im Zuge der B 9 auf die Umstellung des Basalttransportes auf LKW-Betrieb aus.

Die Basaltausbeutung im Dungkopf ist bis 1823 nachzuweisen. Der Dungkopf war früher Kirchengut, 1826 vereinnahmte die Pfarrei 93 Goldfrancs und 60 Centimes an Pacht. Bis 1831 war Georg Stinnes aus Ruhrort Pächter. Der Dungkopf blieb danach bis 1843 unverpachtet, 1844 übernahm ihn P. C. Meyer aus Köln auf neun Jahre. Am 20. Juni 1855 kauften die Holländer Peter Langeveld und Consorten den Basaltbruch zum Preise vom 5425 Thaier von der Kirche.

Beim Verkauf erhielten die Gemeinde und die Unkelbacher Einwohner die Gerechtsame zugestanden, daß die Firma Langeveld der Gemeinde wie den Privaten die Steine bei Bedarf gratis liefern mußte. Ebenso übernahm der neue Eigentümer des Bruchs die Verpflichtung, die Straße in den Gemarkungen Unkelbach und Oberwinter bis zum Lagerplatz am Rhein instandzuhalten.

Als Steinbruchverwalter werden der im Jahre 1861 in Unkelbach verstorbene Hermann Holtz und als Nachfolger dessen Sohn Peter Josef Holtz genannt.

Die Holländer brachten mit anderen Basaltbrüchen auch den Dungkopf Anfang der neunziger Jahre in die am 2. Juni 1888 in Köln gegründete Basalt AG ein. 1892 wurde der Firmensitz nach Linz verlegt. Um die Jahrhundertwende wurde Johann Schäfer Verwalter und 1918 der aus dem Krieg heimgekehrte Hubert Meurer, dem 1948 Matthias Heinzen folgte.

In der Blütezeit waren in dem Bruch über 150 Arbeiter beschäftigt. Am 11. Februar 1951 ehrte die Basalt-AG im Linzer Hotel Weinstock drei-ßigArbeitsjubilare aus Unkelbach und Oberwinter, die über Jahrzehnte im Steinbruch Dungkopf tätig waren: Josef Güttes mit 44 und Peter Schmickler mit 43 Dienstjahren.

Außerdem wurden für 25jährige Betriebszugehörigkeit geehrt Heinrich Amzehnhoff, Josefine Heinrich, Wilhelm Güttes, Heinrich Höhnerbach, Heinrich Schneider, Heinrich Welter l und Anton Wissen sowie für mehr als 25jährige Dienstzeit Markus und Peter Assenmacher, Johann Ber-hausen, Markus Faßbender, Johann Müller, Franz Schwipperich, Matthias Heintzen, Heinrich Welter II, Johann Schwipperich, Hubert Schneider, M.J. Güttes, Anton Linden, Winand Schmickler, Karl Hohl, Peter Krämer, Peter Merken, Heinrich Clemens, Heinrich Faßbender, Wilhelm Gemein, Karl Kirwald, Josef Seul, J.J. Güttes und P. Degen.

Von Basaltsäulen bis zum feinkörnigen Splitt, der in eigener Zerkleinerungseinrichtung auf der Berghöhe hergestellt wurde, lieferte der Dungkopf ein qualitativ hervorragendes Material. In den fünfziger Jahren hatte der Abbau auf den verschiedenen Sohlen von der Oberkante des Berges gemessen eine Tiefe von über 90 Metern erreicht. Nach jahrhundertelangem Abbau hat sich der Steinbruch Dungkopf nunmehr fast erschöpft. Die »Rheinischen Provinzial Basalt- und Lavawerke« aus Sinzig betreiben seit Jahren die Restausbeute mit modernen Maschinen. Jährlich werden hundert- bis hundertfünfzigtausend Tonnen Basaltgestein im Dungkopf gebrochen und zu Basaltsplitt für den Straßen- und Betonbau vor Ort weiterverarbeitet. Der Abtransport erfolgt mit schweren LKW's direkt zu den Baustellen. Die Verladestelle am Rhein unterhalb des Fischerhauses an der B 9 wurde vor rund zehn Jahren stillgelegt. Zwölf Facharbeiter sind derzeit noch im Steinbruch Dungkopf beschäftigt. Betriebsleiter ist Günther Jordan.