„Museum des Ahrweinbaus"

Projektgruppe des Peter-Joerres-Gymnasiums erarbeitete ein Konzept

Horst Müller

Im Rahmen von Projekttagen zum Thema „1100 Jahre Ahrweiler" hat sich eine Projektgruppe des Peter-Joerres-Gymnasiums Ahrweiler mit dem Weinbau im Ahrtal beschäftigt und ein Konzept erarbeitet für ein künftig zu errichtendes Museum des Ahrweinbaus.

Ausgangspunkt war unsere Überlegung, daß Ahrweiler sich zwar ..Rotweinmetropole" nennt, daß jedoch ein repräsentatives Museum fehlt, in dem sich Einheimische und Gäste auf angenehme und anschauliche Weise informieren können über den Werdegang des Weines, über die damit verbundenen Arbeiten und Freuden, über historische Aspekte und künstlerische Gestaltungen, die vom Wein inspiriert sind und von der Arbeit der Winzer Zeugnis ablegen. Das Motto könnte sein: „Der Wein ist Frucht der Erde und der Arbeit des Menschen."

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Die Ausstellung der Projektgruppe des Peter-Joerres-Gymnasiums präsentierte
neben informativen Texten und Bildern auch Arbeitsgeräte aus Weinberg und Keller.

Wir haben versucht, ein Konzept für ein solches didaktisch aufzubauendes Museum zu erstellen. Es wird im folgenden näher erläutert und dargestellt. Der Gesichtspunkt der Vermittlung von Kenntnissen und Informationen ist dabei ebenso wesentlich wie der der ästhetischen Präsentation.

Ein solches Museum sollte Darstellung unserer Region in einem ihrer wesentlichen Aspekte sein. Es darf daher keine wissenschaftliche Übertrachtung entstehen, doch sollte alles das gezeigt und vermittelt werden, was den einheimischen Laien und den Gast interessieren könnte, z. B. natürliche Voraussetzungen des Weinbaus, die Arbeit der Winzer und Kellermeister in alter und neuer Zeit.

Unser Konzept hat sich orientiert an der Organisation des „Musee du Vin" in Beaune/Burgund, das dort sehr viele Besucher anlockt. Wir glauben, daß ein Museum des Ahrweinbaus auch in Ahrweiler ein kultureller Anziehungspunkt würde.

Ausstellung am Präsentationstag

l n der Ausstellung am Präsentationstag unserer Projektwoche (10.07.1993) wurde zunächst einmal das Ergebnis unserer fast einjährigen Arbeit gezeigt.

Unsere Ausstellung sollte als Museum in Miniatur verstanden werden. Wir zeigten auf, was dargestellt und ausgestellt werden sollte, wie eine solche Informations- und Schausammlung aussehen kann. Sie sollte Appetit machen auf ein Museum des Ahrweinbaus, vielleicht auch in den Besuchern die Bereitschaft wecken, die Idee und die Verwirklichung eines solchen Museums zu fördern. Die Ausstellung war entsprechend dem Museumskonzept in neun Abteilungen gegliedert, die nachstehend vorgestellt werden:

Aus der Geschichte des Weinbaus

An Rhein und Mosel wurde der Weinbau nachweislich von den Römern eingeführt. Dies ist für die Ahr nicht belegt. Eines der ältesten Dokumente für unsere Gegend, in dem vom Wein an der Ahr die Rede ist, ist das Prümer Güterverzeichnis von 893. Dieses Dokument wurde mit einer Übersetzung gezeigt. Wir wollten eine Übersicht bieten über die Ersterwähnung der Weinbaugemeinden des heutigen Kreises Ahr-weiler. Niederzissen steht dabei als Beispiel für eine Gemeinde des Brohltals, in dem heute kein Wein mehr angebaut wird. Das berühmte Ratsprotokoll der Stadt Ahrweiler von 1602 ist ein weiteres wichtiges Dokument für ein Museum des Ahrweinbaus, desgleichen Preislisten aus dem 18. Jahrhundert sowie Verzeichnisse guter und schlechter Weinjahrgänge. Funde aus römischer Zeit können zumindest belegen, daß es hier schon sehr früh auch eine Wein-Trink-Kultur gegeben hat. Für ein Museum ließen sich sicher noch weitere Dokumente zusammenfinden, die wohl alle nicht im Original gezeigt werden können, da sie von den Besitzern, u.a. dem Landeshauptarchiv, wohl kaum zur Verfügung gestellt werden.

Natürliche Voraussetzungen für den Weinbau

Zu den natürlichen Voraussetzungen für den Weinbau gehören die Gegebenheiten der verschiedenen Böden, auf denen die unterschiedlichen Rebsorten gedeihen, sowie des Klimas im Hinblick auf Sonnenscheindauer und Frostgefährdung. Diese Voraussetzungen sollten den Besuchern klargemacht werden anhand von Fotos und Landkarten. In einem Museum sollte auch auf die Flurbereinigung eingegangen werden und damit auf die Folgen für den Weinberg als einen natürlichen Lebensraum.

Die Weinlagen der Ahr

In dieser Abteilung sollte der Besucher etwas erfahren über die Gliederung des Weinbaugebietes Ahr in Groß- und Einzellagen. Für ein späteres Museum wäre ein Tischmodell denkbar, welches das Relief des Ahrtales mit seiner Höhengliederung und die den einzelnen Höhen zugeordneten Vegetationsarten und Weinlagen erkennen läßt.

Die Rebsorten und ihre Weine

Die charakteristischen Unterschiede der Rebsorten wurden in Fotos und Texten dargestellt. Der Besucher soll erkennen können, wie er anhand der Austriebsspitzen, der Blattformen und der Form und Farbe der Trauben z.B. einen Portugieser vom Spätburgunder, einen Riesling vom Müller-Thurgau unterscheiden kann. Ebenso wurden die verschiedenen Weinarten und Qualitätsstufen dargestellt.

Die Arbeiten im Weinberg

In dieser Abteilung wurden die Arbeiten im Weinberg im Ablauf der Monate des Jahres im Bild gezeigt. Werkzeuge und Geräte aus alter Zeit vermittelten einen Eindruck davon, wie die Winzer früher ihre harte Arbeit taten. Zu sehen waren Hacken, Spritzen, Schlotten, Kiepen, Erdtragen, Messer und Scheren zum Beschneiden der Reben und zur Lese ebenso wie ein Räucherofen aus der Zeit, als noch zum Schutz vor Maifrösten die Weinhänge nachts unter einer Rauchschicht verborgen wurden. Moderne Geräte und Arbeitsweisen wurden im Foto gegenübergestellt.

Die Arbeiten im Weinkeller

Auch in dieser Abteilung wurde das Prinzip der Gegenüberstellung von alter und neuer Zeit angewendet. Alte Traubenmühlen, Keltern und eine Abfüllanlage konnten im Original gezeigt werden, wogegen die modernen maschinellen Verfahren in Großkellereien im Bild zu sehen waren. In einem Museum sollten hierauch große Weinpressen Aufstellung finden, wie sie z.Z. an mehreren Orten im Stadtgebiet stehen, z.B. vor dem Niedertor oder an der Hauptschule in Bachern.

Der Wein als Arbeits- und Wirtschaftsfaktor

Bis in unser Jahrhundert waren Weinbau und Weinhandel der hauptsächliche Wirtschaftszweig im Ahrtal. Deshalb wollte diese Abteilung Einblicke vermitteln in wirtschaftliche Bereiche und Probleme. Mit der Gründung der Winzervereine und -genossenschaften im 19. Jahrhundert wurde die Weinwirtschaft auf eine neue Basis gestellt. Heute beruht darauf ein großer Teil des Tourismus. Touristisches Werbematerial. Urkunden und Preismünzen legen von der wirtschaftlichen Bedeutung des Weins Zeugnis ab. Zugleich sollte hier das Küferhandwerk berücksichtigt werden als einer jener unterstützenden Berufe, die in der Vergangenheit ihre Bedeutung hatten, heute jedoch fast ausgestorben sind.

Wein- und Winzerfeste

Wein- und Winzerfeste sind Höhepunkte im Leben der Winzer, heute aber auch von großer Bedeutung für den Fremdenverkehr. Werbeplakate und Fotos zeigten dem Besucher diese Feste, Trachten der Weinköniginnen und eines Weinteufels stellten charakteristische Figuren der Winzerfestzüge vor. Hier könnten noch andere in einem endgültigen Museum zur Ergänzung gezeigtwerden: Weingott Bacchus, Arbeiter im Weinberg, Schädlinge usw. Auch der ehemalige hölzerne Weinbrunnen von Ahrweiler könnte, vielleicht im Freien, wieder aufgestellt und evtl. benutzt werden.

Wein und Kunst

Der Wein hat Künstler seit eh und je inspiriert. In unserer Ausstellung wurden einige „Kostproben" gezeigt, sie können in einem endgültigen Museum sicher um ein Vielfaches vermehrt werden. So konnten die Besucher Fotos von Glasfenstern in Kirchen und in privaten Häusern sehen, wir zeigten Brunnenmodelle und Fotos von Brunnen, die den Wein zum Thema haben, ebenso Bilder und Fotos von Skulpturen von Weinheiligen, z.B. Papst Urban, aber auch Gläser, Flaschen und Etiketten, die künstlerisch gestaltet sind. Hier sind in einem Museum noch viele Möglichkeiten der Präsentation gegeben. Geschnitzte Faßböden sowie das Thema „Wein in Musik und Literatur" sollen dabei nicht vergessen werden.

Gedanken zur Trägerschaft

Wir haben uns auch Gedanken gemacht über die Trägerschaft eines Museums des Ahrwein-baus. Ein Zweckverband nach dem Modell des Museums Römervilla erscheint uns als eine sehr geeignete Form. Stadt, Kreis und Weinwirtschaft sollten ein Interesse an der Existenz eines solchen Museums haben und als Träger zusammenarbeiten. Sinnvoll ist möglicherweise auch die Gründung eines Fördervereins, wie es andernorts schon vielfach für Museen geschehen ist. Natürliche und juristische Personen könnten dazu ihre Spenden und Beiträge leisten zur Einrichtung, Ausgestaltung und laufenden Unterhaltung des Museums.

Schrittweise Verwirklichung

Die Projektgruppe des Peter-Joerres-Gymnasi-ums Ahrweiler beabsichtigt, in Zusammenarbeit mit dem Museum der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in den kommenden Jahren Sonderausstellungen der einzelnen Abteilungen unseres Konzeptes im Weißen Turm der Öffentlichkeit vorzustellen. Diese können dann aufbewahrt, evtl. später ergänzt werden, bis zu einer Präsentation in einem endgültigen Museum, so daß dessen Ausstattung gleichsam schrittweise zusammengetragen und dann als geschlossene Sammlung in einem Museumsgebäude ausgestellt wird.