Die Anfänge des Geyr-Sprudels in Bad Breisig

Am 15. Oktober 1913 erster Erfolg der Tiefbohrung mit Böllerschüssen gefeiert

Hans Kleinpass

Im Vergleich zu manchen anderen Gemeinden an Rhein und Ahr begann man in Bad Breisig erstaunlich spät mit der Suche nach Mineralwasservorkommen, obwohl die Natur auch diese Region reichlich mit Mineralwässern gesegnet hat.

Quellenforscher Peter Lang

Im Oktober 1907, so heißt es in einer alten "Orts-Chronik der Bürgermeisterei Niederbreisig" (Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 655, 206, Nr. 900), ließ der Mineralwasserfabrikant Peter Lang auf einem ihm gehörenden Gartengrundstück durch eine Duisburger Firmäsnach Mineralwasserbohren. Nach einem halben Jahr mußten jedoch die Bohrarbeiten auf dem Lang'schen Grundstück laut "Orts-Chronik" Mitte März 1908 als aussichtslos eingestellt werden, ohne daß man auf das erhoffte Mineral-Quellwasser gestoßen war. Peter Lang, der vorherschon in Obermendig und Hönningen als Quellenforscher erfolgreich gewesen war, ließ jedoch nicht locker. In einem Beitrag der Rhein-Zeitung vom 31. Dezember 1988 berichtet Carl Bertram Hommen, Peter Lang habe am 31. Dezember 1908 " mit dem Anfang eines neuen Bohrloches" in seinem Garten begonnen und dies dem Bürgermeister Tolle am 2. Januar 1909 schriftlich mitgeteilt. Lang war einst von Hönningen nach Niederbreisig übergesiedelt und hatte hier ein Gelände erworben, auf dem bereits seit 1835 ein "Hotel Rheineck" betrieben worden war. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Paul Richter, der als versierter Hotelfachmann 1905 die Konzession für ein erweitertes Hotel-Restaurant erhalten hatte, wollte Lang hier ein "Bad Rheineck" schaffen. Hommen berichtet weiter, Lang sei bei der Ende 1908 begonnenen Bohrung in einer Tiefe von 118 Metern tatsächlich auf eine warme Quelle von 20 Grad Celsius gestoßen, aber seine Arbeit sei zunichte gemacht worden, als Unbekannte bei einem vermutlichen Racheakt das Bohrloch zuzementiert hätten. Laut Hommen sah Peter Lang sich danach gezwungen, seinen weiteren Besitz von zwei Hektar Größe nördlich der Steinhauerei Bachern an den Freiherrn Geyr von Schweppenburg zu verkaufen.

Wenige Jahre später traf die Herren Lang und Richter übrigens noch ein unerwartetes Mißgeschick. In dem alten, oberhalb des Ortes gelegenen Hotel Rheineck entstand am Abend des 17. Oktober 1912 Feuer, und noch in der gleichen Nacht brannte das Hotel bis auf die Grundmauern nieder. Es heißt allerdings, der Schaden sei versichert gewesen.

Erste Tiefbohrung

Maximilian (Max) Freiherr Geyr von Schweppenburg entschloß sich im Frühjahr 1911 - sicherlich auf Anraten des Peter Lang - zu einer Tiefbohrung, und dieserdritte Anlauf warschließ-lich von Erfolg gekrönt. Nach Ankauf mehrerer Wiesengrundstücke auf dem Bröhl wurde laut "Orts-Chronik" dort am 1. April 1911 mit neuen Bohrversuchen begonnen. Der Chronist hielt dieses Ereignis verständlicherweise für so bedeutsam, daß er es gleich am nächsten Tag -einem Sonntag - in der Chronik festhielt. Wenig später erschienen schließlich auch entsprechende Berichte in der lokalen Presse. So hieß es beispielsweise am 13. April 1911 im Bonner "General-Anzeiger": "Niederbreisig, 12. April. In dem Bezirk ,Auf dem Bröhl' hat man mit den Arbeiten zur Bohrung nach Kohlensäure begonnen. Zur Zeit wird der Bohrturm aufgeschlagen. Die eigentliche Bohrmaschine wird jeden Tag erwartet." Über den weiteren Verlauf dieses Unternehmens schweigt die "Orts-Chronik" von Niederbreisig sich leider völlig aus. Da auch gemeindliche Akten zu diesem Thema offenbar nicht überliefert sind, ist man auf einige wenige und äußerst dürftige zeitgenössische Presseberichte angewiesen. Nach gut zweieinhalb Jahren führte demnach diese erste Tiefbohrung in Niederbreisig Mitte Oktober 1913 endlich zum ersten Erfolg. Am Donnerstag, dem 16. Oktober 1913, hieß es dazu im Bonner "General-Anzeiger": "Niederbreisig, 15. Okt. Heute abend gegen 6 Uhr wurde hier ein mächtiger Sprudel erbohrt. Das freudige Ereignis wurde durch Böllerschüsse verkündigt." Am 17. Oktober 1913 berichtete der Bonner "General-Anzeiger" ergänzend dazu: "Niederbreisig, 15. Okt. Das Resultat derfürden Baron Max von Geyrzu Ingenraedt bei Straelen durch die Firma Johannes Brechtel in Ludwigshafen am Rhein ausgeführten Tiefbohrung ist die Erschließung einer starken Thermalquelle aus einer Tiefe von über 600 Meter." Die "Ahrweiler Zeitung" veröffentlichte am Samstag, dem 18. Oktober 1913, ebenfalls einen kurzen Bericht: "Niederbreisig, 16. Okt. In einer Tiefe von ca. 700 Metern wurde gestern auf dem Anwesen und für Rechnung des Herrn Baron v. Geyr von der Bohrunternehmerfirma Johannes Brechtel aus Ludwigshafen eine mächtige Thermalquelle erbohrt. Dieses Ereignis wurde durch Böllerschüsse bekannt gegeben." Es scheint, als habe die Mitte Oktober 1913 erbohrte Thermalquelle nach dem Anfangserfolg in ihrer Ergiebigkeit nachgelassen. Jedenfalls hatte man aber nun den Beweis, daß man auf dem richtigen Wege war und ließ deshalb die Bohrmaschinen weiterlaufen.

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Zeitungsmeldung im General-Anzeiger (Bonn) vom 14. April 1914

Nachdem man die Tiefbohrung noch ein halbes Jahr lang fortgeführt hatte, wurde am Freitag, dem 10. April 1914, zwei Tage vor Ostern eine Tiefe von fast 700 Metern erreicht. Im Bonner "General-Anzeiger" heißt es dazu am Dienstag, dem 14. April 1914: "Niederbreisig, 12. April. Ein dem Baron v. Geyr-Schweppenburg gehöriger Sprudel, an dem unter Leitung des Ingenieurs Steinkamm aus Bonn zwei Jahre gebohrt wurde, ist am Freitag in einer Tiefe von fast 700 Metern erschlossen worden. Der Sprudel wirft bis zu einer Höhe von 5 Metern ununterbrochen in einem mächtigen Strahl warmes Wasser empor. Man hofft hier, daß das neue Unternehmen unserem Orte eine bedeutende Verkehrsvermehrung bringen wird." Ergänzend berichtete dazu aus Niederbreisig am 16. April 1914 die seinerzeit in Bonn erscheinende "Deutsche Reichs-Zeitung": " . . . Der Charakter der erschlossenen Therme ist ein heilkräftiger, ohne eine Aehnlichkeit mit den Quellen der Umgegend zu haben. Die Exploitierung (Ausbeutung, Nutzbarmachung) des Sprudels geht unverzüglich vorsieh. Unser Ort begrüßt das neue Unternehmen freudig, weil er dadurch einen bedeutenden Aufschwung erhofft."

Der in diesen Berichten erwähnte Ingenieur Steinkamm aus Bonn war ein anerkannter Fachmann mit langjähriger Erfahrung im Aufschluß natürlicher Quellen sowie in der Abteufung von Mineral- und Süßwasser-Quellen. Im Jahre 1903 zog Ingenieur Steinkamm von Neuenahr, wo im Zeitraum 1876 bis 1895 vier Söhne und zwei Töchter der Familie geboren wurden und wo er selbst offenbar beim Apollinarisbrunnen tätig gewesen war, nach Bonn. In älteren Bonner Adreßbüchern finden sich noch kleinere Werbeanzeigen von ihm. Drei Söhne der Familie hatten zeitweilig schon vor 1903 als Schüler in Bonn gewohnt. Ingenieur Emil Steinkamm, geboren am 23. November 1847 in Opiaden, starb im Alter von 76 Jahren am Ostersonntag, dem 20. April 1924, in Bonn und wurde am 23. April 1924 auf dem Friedhof in Bonn-Poppelsdorf beigesetzt.

"Geyr-Sprudel"

Maximilian (Max) Freiherr Geyr von Schwep-penburg (geboren am 31. Mai 1869 in Unkel, gestorben am 3. März 1941 in Hönningen am Rhein) hat mit dieser ersten und von ihm finanzierten Tiefbohrung in Niederbreisig das reichlich vorhandene Mineralwassererstmalig in größerem Umfang für diese Region nutzbar gemacht. Mit Recht hat man die von ihm erschlossene Thermalquelle bis in die 30er Jahre stets "Geyr-Sprudel" genannt, und es ist insofern ausgesprochen widersinnig, wenn man in neuerer Zeit fälschlicherweise meist vom "Geiersprudel" spricht, andererseits aber einen Straßenzug in Bad Breisig "Baron-von-Geyr-Stra-ße" benannt hat. Daß es übrigens in Bad Breisig heute auch eine "Peter-Lang-Straße" gibt, das haben die beiden Quellen-Pioniere dieser Gemeinde wirklich verdient.

Nach dem Genealogischen Handbuch des Adels (Freiherrliche Häuser B, Band VIII, 1982, S. 96-99) hat Maximilian (Max) Freiherr Geyr von Schweppenburg am 6. Mai 1903 in Henningen mit Eugenie Gräfin von Villers die Ehe geschlossen. Das Ehepaar hatte zehn Kinder (drei Söhne und sieben Töchter), wovon sechs im Zeitraum 1904-1914 in Ingenraedt/Kreis Geldern und vier im Zeitraum 1917-1926 in Hönningen geboren wurden. Maximilian (Max) Freiherr Geyr von Schweppenburg, u. a. auch Päpstlicher Geheimkämmerer, wurde demnach im Ersten Weltkrieg mit seiner Familie in Hönningen ansässig. Seine Gemahlin starb am 5. Mai 1959 in Bad Hönningen auf dem Tempelhof, der einst wohl Besitztum ihres Vaters gewesen war. Der Namensteil "... von Schweppenburg" hängt übrigens zusammen mit der gleichnamigen Burg im Brohltal, die seit 1716 im Besitz der weitverzweigten Familie von Geyr ist. Rudolph Adolph von Geyr, welcher mit Vertrag vom 3. Juni 1716 die alte Schweppenburg erwarb, wurde 1717 in den Reichsritterstand und 1743 in den Reichsfreiherrnstand erhoben.

Kuranlagen

Am 7. Mai 1926 berichtete der Bonner"General-Anzeiger": " . . . Nachdem seit kurzem der gesamte Grundbesitz des Reichsfreiherrn Maximilian Geyr von Schweppenburg zu Hönningen, soweit er im Gebiet von Niederbreisig lag, ... verkauft wurde, ist hier eine große neuzeitliche Kuranlage im Entstehen begriffen. Das Terrain umfaßt 60 Morgen mit dem Kohlensäuresprudel, der an einem Tag 1 728 000 Liter klares Mineralwasser in 15 Meter hohem Strahl zu Tage fördert. Bei der Einrichtung der Kuranlage soll zunächst die Hochwassergefahr berücksichtigt werden . . ." Noch in den 20er Jahren wurden in Niederbreisig weitere Thermalquellen erbohrt, 1928 ein Thermalfreibad fertiggestellt, das Kurhaus nach halbjährigem Um- und Erweiterungsbau im März 1930 wiedereröffnet.

Die staatliche Obrigkeit nahm natürlich regen Anteil an der Entwicklung des Ortes. Dr. Johannes Fuchs, von 1922-1933 Oberpräsident der Rheinprovinz mit Dienstsitz in Koblenz, stattete in Begleitung des Landrates von Ahrweiler am 20. August 1927 der Gemeinde Niederbreisig einen Besuch ab, besichtigte die Thermalquelle, d. h. den damals noch konkurrenzlosen Geyr-Sprudel sowie die Kur- und Badeeinrichtungen. Es heißt, der Oberpräsident habe mehrtach seine Bewunderung über die gewonnenen Eindrücke geäußert und dem Badeunternehmen wohlwollende Unterstützung zugesagt. Ein halbes Jahr später kam am 23. Februar 1928 auch der damalige Regierungspräsident Dr. Paul Brandt aus Koblenz zu einem Besuch nach Niederbreisig. Inzwischen hatte der alte Geyr-Sprudel eine erste Konkurrenz bekommen. Laut "Orts-Chronik" war nämlich am 27. September 1927 auf der Fabrikanlage des Fabrikanten Schuh nach einjähriger Bohrung in ca. 650 m Tiefe eine Thermalquelle erschlossen worden, deren Wasser bis zur Höhe von 40 m sprudelte. Auch der Regierungspräsident war von der Besichtigung des Kurparks und der Quellen sehr beeindruckt.

Mit dem Ausbau des Kur- und Badewesens wuchs natürlich auch, wie erhofft, die Zahl der Kurgäste. Im August 1931 vermerkte der Chronist: "Der Fremdenverkehr in Niederbreisig hat sich sehr gehoben. Durchschnittlich weilten hier im August täglich 800 Kurgäste." Drei Jahre später heißt es dann 1934: "Das aufblühende Thermalbad Niederbreisig erfreut sich eines immer größeren Zuspruches der Gäste von nah und fern. Besonders ist ein sehr reger Wochenendbetrieb bemerkbar. Die Monate Juli und August brachten viele Fremde. Täglich weilten in Niederbreisig durchschnittlich 1.200 Kurgäste." Die Thermalquellen haben Niederbreisig den Fremdenverkehr gebracht, den man sich noch zu Beginn des Jahrhunderts so sehr gewünscht hatte. In einem Leserbrief, den der Bonner "General-Anzeiger" am 20. Januar 1909 veröffentlichte, hieß es: "... Als Sommerfrische hat Niederbreisig, begünstigt von seiner herrlichen Lage und Umgebung, dank eifriger privater Bemühungen einen ziemlichen Aufschwung erhalten. Und diese Bestrebungen zu unterstützen, muß die allernächste Aufgabe unserer Gemeindeverwaltung sein; denn industrielle Unternehmungen hierhin zu ziehen, hat man alle Hoffnungen aufgegeben. Darum muß die Hebung des Fremdenverkehrs vor allen Dingen in die Hand genommen werden . . ." Der gleichen Meinung war damals auch ein Landwirt aus Niederbreisig, dessen Leserbrief am 7. Februar 1909 im Bonner "General-Anzeiger" erschien und worin es hieß: ".. . Niederbreisig tut ein wirtschaftlicher Aufschwung bitter not, da die Lage der hiesigen Handwerker und Geschäftsleute keine rosige zu nennen ist. Was liegt darum näher, da wir in industrieller Hinsicht auf dem Nullpunkte stehen, wenigstens das zu unterstützen, wozu unsere ganze Lage uns hinweist... Durch Erschließung unseres Ortes und Hebung des Fremdenverkehrs schaffen wir uns Hülfsquellen von bleibendem Werte, und gerade hier würde eine Sparsamkeit schlecht am Platze sein." Wie haben sich doch die Verhältnisse seit 1909 geändert! Die mit der Erschließung des "Geyr-Sprudels" eingeleitete Entwicklung, diespätere Entdeckung weiterer Quellen sowie der Bau und die fortwährende Modernisierung zahlreicher Einrichtungen für den Kur-und Badebetrieb ließen das heutige "Bad Brei-sig" mehr und mehr zum weithin anerkannten Kur- und Badeort werden. Wenig einladend ist allerdings für den heutigen Besucher die ausgesprochen häßliche Kulisse mit den abbruchreifen Hallen an der Bergseite des Bundesbahnhofes in Bad Breisig.

Umstrittenes Jubiläum

Im Herbst 1989 rätselte man in Niederbreisig über die Frage, ob und wann man nun das 75jährige Jubiläum des Geyr-Sprudels feiern könne, und auch bei dieser Gelegenheit sprach man fälschlicherweise vom "Geiersprudel". In einem bebilderten Beitrag der Rhein-Zeitung vom 9. Oktober 1989 hieß es: "Wird die Quelle heute 75 Jahre alt? Geburtstag des Geiersprudels steht nicht eindeutig fest. Meinungen der Heimatforscher gehen auseinander..."Anlaßzu diesen berechtigten Zweifeln gaben seinerzeit die unterschiedlichen Darstellungen und die erheblich voneinander abweichenden Zeitangaben zweier Heimatforscher aus Bad Breisig. Das 1950 in 1. Auflage von Josef Breitbach veröffentlichte Werk "Vom alten Breisig und seiner Nachbarschaft" (2. Aufl. 1951/3. Aufl. 1954) enthält vor Seite 9 ein Bild dieses Sprudels und der ersten Badehäuser von 1914, wobei auf einem großen Schild deutlich zu lesen ist: "Geyr-Sprudel". Natürliche Kohlensäurebäder. "Eine kurze Erklärung zum Namen "Geyr-Sprudel" sucht man jedoch im weiteren Text des Büchleins vergeblich. So sehr scheint die wahre Geschichte des Geyr-Sprudels schon in Vergessenheit geraten zu sein, daß Josef Breitbach in seinen Ausführungen nicht einmal mehr den Namen des Freiherren Geyr von Schweppenburg erwähnt. Breitbach erweckt mit seiner irreführenden Schilderung den Eindruck, als habe Peter Lang seinerzeit diese erste Tiefbohrung vornehmen lassen. Außerdem berichtet Breitbach fälschlicherweise, diese Tiefbohrung sei "... am 9. Oktober 1914, also im Ersten Weltkrieg, zum glücklichen Resultat" gelangt. Franz Fabritius, in den 60er und 70er Jahren Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, hatte dagegen in einem Beitrag der Ausgabe 1964 des Niederbreisiger Kurheftchens "Heilende Wasser - Berge und Wald" als Zeitpunkt der Erbohrung des Geyr-Sprudels die Osterwoche 1914 angegeben. So stand nun Meinung gegen Meinung, und niemand vermochte damals das Rätsel zu lösen. Dabei lag Fabritius mit seiner Darstellung richtig, denn diese erste Tiefbohrung in Niederbrei-sig wurde tatsächlich um Ostern 1914 abgeschlossen. Mit Recht stellte Dirk Polierberg in seinem am 9. Oktober 1989 von der Rhein-Zeitung veröffentlichten Beitrag abschließend fest: " . . . Kann also die These von Lehrer Breitbach vom 9. Oktober 1914 aufrechterhalten werden? Diese Frage ist bis jetzt noch nicht geklärt."

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Das erste Thermalbäder-Haus in Niederbreisig (nach 1914)

Wie aber kam nun Josef Breitbach in diesem Zusammenhang seinerzeit auf das völlig falsche Datum "9. Oktober 1914"? Leider enthält sein Büchlein keinerlei Literaturangaben oder sonstige Hinweise, die eine Überprüfung oder weitere Erforschung seiner Angaben möglich machen würden. Vieles spricht dafür, daß Breitbach das falsche Datum aus einer gedruckten Vorlage der 20er Jahre ungeprüft in die heimatkundliche Literatur übernommen hat.

Die "Kölnische Volkszeitung" veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 3. Juni 1923 (Nr. 397) einen längeren Aufsatz über "Bad Niederbreisig a. Rhein", verfaßt von Dr. Huyeng. In diesem wohl als Werbung für den Kur- und Badeort Bad Niederbreisig gedachten Aufsatz heißt es: "... Die Römer hatten in Niederbreisig bereits eine warme gefaßte Quelle. Späterhin durch Verschüttung der Vergessenheit anheimgefallen, wurde sie vor etwa einem Jahrzehnt gelegentlich eines Neubaues wiederentdeckt. Man schritt dadurch aufmerksam geworden im Jahre 1912 auf Veranlassung des Herrn v. Geyr zu Tiefbohrungen und stieß am 9. Oktober 1914 auf einen gewaltigen Sprudel, der aus einerTiefe von 605 Metern kommend durch große Mengen natürlicher Kohlensäure getrieben ununterbrochen bis heute eine mächtige Wassersäule in zwölf Meter Höhe mit einer Temperatur von 34 Grad Celsius unter brausendem Getöse über dem Boden emporwirft. Auf Grund seiner Bestandteile gehört der Geyr-Sprudel zu den alkalischen Thermen . . ."

Verblüffend ist im Vergleich dazu die sehr ähnliche, teils gleichlautende Darstellung von Josef Breitbach, wenn er schreibt: "... Das veranlaßte die Tiefbohrung, die am 9. Oktober 1914, also im Ersten Weltkrieg, zum glücklichen Resultat gelangen sollte. An diesem Tage erhob sich plötzlich aus einer Tiefe von 605 Meter, durch große Mengen natürlicher Kohlensäure getrieben, mit brausendem Getöse die zwölf Meter hohe Wassersäule, die in der Minute 1.500 Liter mit einer Temperatur von 34 Grad Celsius emporwart."

Das in diesem Zusammenhang völlig falsch überlieferte Datum "9. Oktober 1914" hat die Verbandsgemeinde Bad Breisig 1988/89 um die Feier des 75jährigen Quellen-Jubiläums gebracht. Die Geschichte der Quellen sowie des Kur- und Badewesens von Bad Breisig bleibt noch eingehend zu erforschen und aufzuarbeiten. Dabei sollte dann auch der alte "Geyr-Sprudel", der laut "Orts-Chronik" im Oktober 1934 in den Besitz des Westdeutschen Kohlensäure-Syndikats überging, die im gebührenden Berücksichtigung finden.