10 Jahre neuer Nürburgring

Rainer Mertel

Veranstaltungen und sonstige Aktivitäten

Am 12. Mai 1984 wurde der neue Nürburgring nach mehrjähriger Bauzeit eröffnet. Zwischen 1984 und 1994 hat die Nürburgring GmbH seither jährlich ca. 13 - 16 Großveranstaltungen und ca. 50 - 60 kleinere Veranstaltungen durchgeführt. Das jährliche Zuschaueraufkommen belief sich auf ca. 300.000 zahlende Besucher bei „kassierten" Veranstaltungen, ca. 100.000 Besucher im Rennsportmuseum, 300.000 Menschen, die die Rennstrecke mit dem eigenen Fahrzeug benutzen und ca. 300.000 Besucher, die den Nürburgring als touristische Attraktion angesteuert haben.

Obwohl der Nürburgring nach dem Jahre 1985 den Formel 1 Grand-Prix verloren hatte, und im Jahre 1992 auch den Motorrad-Weltmeisterschaftslauf, hat sich die Gesamtbesucherzahl von ca. 1 Million Menschen pro Jahr stabil gehalten. Neue Veranstaltungsformen wie zum Beispiel „Rock am Ring", eines der renommiertesten europäischen Rockfestivals, „Rad am Ring", eine Veranstaltung für Radtouristen auf der Nürburgring-Nordschleife, „All American Days", Dragster-Rennen und Ausstellung amerikanischer Automobile in einem, haben dazu geführt, daß der Nürburgring immer weitere Publikumsschichten für sich erschloß.

Die Chancen stehen nicht schlecht, daß mittelfristig auch die Formel 1 und die Motorrad-Weltmeisterschaft für den Nürburgring zurückgewonnen werden können.

Der Nürburgring ist weit mehr als nur eine Rennstrecke, er ist Deutschlands größte Sportanlage sowie die längste und schwierigste Rennstrekke der Welt zugleich. Das Thema Freizeitpark wird die Nürburgring-Geschäftsleitung unterdem Arbeitstitel „Erlebniswelt Nürburgring" auch in den kommenden Jahren beschäftigen. Unabhängig von Nürburgring-Großveranstaltungen soll dem interessierten Publikum durch dieses Projekt ein Informations- und Unterhaltungsangebot zum Thema „Die Fortbewegung des Menschen" gemacht werden. Das Großprojekt „Motorland" hat sich als zu aufwendig und politisch nicht durchsetzbar erwiesen. Es wird nunmehr versucht, mit kleineren, überschaubareren Einheiten eines Freizeitparks zu operieren. Hierbei kommt dem Nürburgring-Rennsport-Museum die Funktion des strategischen Ausgangspunktes eines derartigen Parks zu.

Im Vorgriff auf die „Erlebniswelt Nürburgring" wurde im Jahr 1994 die Touristische Informationszentrale in Betrieb genommen, die neben Serviceleistungen auch ein umfassendes Informationsangebot über touristische Attraktionen rings um den Nürburgring enthält.

Mit dem Nürburgring-Fahrsicherheitszentrum steht ab Sommer 1994 eine Übungs- und Trainingseinheit für den Straßenverkehrsteilnehmer zur Verfügung, um die der Nürburgring von anderen derartigen Einrichtungen beneidetwird. Der Verbund dieser neuen Anlage, bei der pro Jahr ca. 10.000 Teilnehmer fit gegen die Gefahren des alltäglichen Straßenverkehrs gemacht werden, mit den bestehenden Einrichtungen (Kart-Motodrom, Grand-Prix-Strecke und Nürburgring-Nordschleife) gibt dem Nürburgring jede nur erdenkliche Trainings- und Schulungsmöglichkeit. Weltweit verfügt keine andere Institution über ein ähnliches Leistungsspektrum auf diesem Sektor.

Gegen Ende der 90er Jahre wird in der Nähe des Dorfes Meuspath ein Gewerbegebiet „Nürburgring" entstanden sein, das ebenfalls weit und breit seines Gleichen sucht. Hier werden sich Betriebe niederlassen, die eine thematische Beziehung zum Nürburgring haben. Es werden dies Sportwagenhersteller, Fahrzeugveredler, Zulieferer usw. sein. Allein diese Einrichtung wird am Nürburgring zwischen 300 und 500 Arbeitsplätze schaffen.

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Start- und Zielbereich des Nürburgrings. Im Hintergrund die Nürburg.

Saldiert man seit Inbetriebnahme der Nürburgring-Grand-Prix-Strecke die am Nürburgring unmittelbar „beheimateten" Arbeitsplätze, so stellt sich dies dar wie folgt:

Hotel am Nürburgring GmbH & Co.KG 78 Arbeitsplätze
Firma Wiga Data: 5 Arbeitsplätze
Firma Zakspeed: 13 Arbeitsplätze
BMW Testzentrum: 10 Arbeitsplätze

Vorstehende Zahlen berücksichtigen nicht 42 Bedienstete der Nürburgring GmbH und die Aushilfen, von denen im Verlauf einer Saison Hunderte benötigt werden, um Arbeitsspitzen zu bewältigen.

Analysiert man die Wohnorte der 42 Beschäftigten der Nürburgring GmbH, so ergibt sich folgendes Bild:

Adenau 2 Köln 1
Baar 1 Kottenborn 1
Barweiler 2 Mayen 3
Bodenbach 1 Meuspath 3
Boos 4 Müllenbach 3
Dieblich 1 Nürburg 5
Dümpelfeld 1 Quiddelbach 1
Ettringen 1 Schalkenmehren 1
Herresbach 1 Uedelhofen 1
Hoffeld 1 Walsdorf 1
Kelberg 1 Welcherath 2
Kirchwald 2 Wiesemscheid 2

Damit ist überzeugend dargetan, daß der neue Nürburgring seine Aufgabe, mit der er am 12. Mai 1984 „ins Rennen gegangen ist", überzeugend meistern konnte. Das Ziel lautete: Wirtschaftliche Belebung der Hocheifel. Dieses Ziel konnte erreicht werden.

Fortentwicklung der baulichen Anlage

Nach Eröffnung der Nürburgring-Grand-Prix-Strecke am 12. Mai 1984 wurden folgende Anlagen in Betrieb genommen:

1984 Nürburgring-Rennsport-Museum
1987 Fußgängerbrücken, Bewegungszonen und Dach der Haupttribüne
1988

Nürburgring-Pressezentrum

1989 Nürburgring-Dorint-Hotel 1992 Bau einer Müllsammei- und Umladestation
1994

Nürburgring-Fahrsicherheitszentrum 1994 Nürburgring-Touristische Informationszentrale

Addiert man diese baulichen Maßnahmen, so ergibt sich eine Investitionssumme, von mehr als 60 Mio. DM. Ein großer Teil dieser Investitionen erfolgte auf privater Basis, so daß der Nürburgring auch unter dem Aspekt der „Hilfe zur Selbsthilfe" (öffentliches Geld zieht privates nach) für die Eitel als Erfolg gebucht werden kann.

Ausblick auf die mittelfristige Zukunft

Der Nürburgring mit all seinen baulichen Veränderungen ist ein lebendiger Organismus. Dies belegt der Zeitraum zwischen 1984 und 1994. So wird es auch für die Zukunft sein, denn eine Freizeitanlage wie der Nürburgring muß sich den Herausforderungen stellen und jeweils entsprechend reagieren.

Der Gewerbepark wird beispielsweise eine Ei-gendynamik entfalten, die wiederum neue belebende Elemente für den Nürburgring bringen wird. Auf die Verlegung der Nürburgring-Nord-schleifen-Einfahrtvon Nürburg hin zur Döttinger Höhe sei in diesem Zusammenhang hingewiesen. Die Betriebe, welche sich im Nürburgring-Gewerbepark ansiedeln wollen, haben die direkte Zufahrt vom Gewerbegebiet auf die Nürburgring-Nordschleife zur unabdingbaren Voraussetzung gemacht. Deshalb ist die Verlegung der Auffahrt von Nürburg auf die Döttinger Höhe zwingend notwendig. Allein die Baumaßnahme wird zwischen 3 und 4 Mio. DM an Investitionen mit sich bringen.

Natürlich wird auch der Gewerbepark selbst bauliche Maßnahmen zur Folge haben, die einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen. Wie immer, wenn am Nürburgring gebaut wurde, werden diese Investitionen der heimischen Bauwirtschaft zu einem hohen Prozentsatz zugute kommen.

Weiter wird es erforderlich sein, dem Nürburgring-Veranstaltungsbesucher mehr Komfort zu bieten. Dies bedeutet, es wird zusätzliche Tribünendächer geben. Es werden neue Tribünen geschaffen. Großbildwände werden ermöglichen, daß der Besucher von seinem Tribünenplatz aus nicht nur „seinen" Streckenabschnitt überblickt, sondern auch andere interessante Streckenabschnitte mitverfolgen kann.

Die „Erlebniswelt Nürburgring" wird den Aufenthalt am Ring selbst dann zu einem Erlebnis werden lassen, wenn das Wetter nicht mitspielt. So wird der Nürburgring sich weiter entfalten und qualitativ verbessern. Solange die Politiker und die Menschen der Region zum Nürburgring stehen, wird dieser Prozeß andauern. Niki Lauda hat dieses Phänomen in die Worte gekleidet: „Der alte Nürburgring war einmalig, der neue wird es wieder sein!"