Landrat Joachim Weiler (1947-1999) zum Gedenken

Völlig überraschend starb der Landrat des Kreises Ahrweiler, Joachim Weiler, am 30. September 1999 im Alter von 52 Jahren. Im Rahmen des Sterbeamtes am 7. Oktober in der Pfarrkirche St. Laurentius Ahrweiler würdigten ihn die offiziellen Repräsentanten der Region, bevor er am 8. Oktober in seiner Heimatgemeinde Köngernheim bei Mainz beigesetzt wurde. Wir veröffentlichen in diesem Heimatjahrbuch auszugsweise zwei Reden, die während des Sterbeamtes gehalten wurden.

„Er verband alle persönlichen Interessen und Hobbys mit dem Beruf"

Ingrid Näkel-Surges, Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Ahrweiler, sprach für den Kreis Ahrweiler

Ingrid Näkel-Surges

Landrat Joachim Weiler ist nicht mehr unter uns.

Für mich - wie sicher für uns alle - war die Nachricht von seinem plötzlichen und allzufrühen Tod ein lähmender Schock. Der Schock lahmt das Bewusstsein, das, was geschehen ist, zu begreifen. Und er lahmt die Sprache, das, was wir empfinden, auszudrücken. Fassungslosigkeit, Bestürzung, Entsetzen, Hilflosigkeit, Trauer - diese Begriffe können nur annähernd beschreiben, wie uns allen zumute ist.

Gerade nahm Landrat Weiler noch voller Elan und Lebensfreude einen Termin wahr, und jetzt sollte er tot sein? Es war unfassbar, aber es wurde traurige und schreckliche Gewissheit.

Joachim Weiler hat oft die gute Zukunft des Kreises Ahrweiler nach dem Jahr 2000 beschworen - gegen alle Pessimisten. So hat er wiederholt den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zitiert, der in einer bekannten Rede einmal gesagt hat: „Die besten Jahre liegen noch vor uns!"

Und Joachim Weiler, der im Kreis Ahrweiler für diese gute Zukunft die entscheidenden Fundamente gelegt hat, er kann nun an der weiteren Erfüllung seines Lebenswerkes nicht mehr teilhaben.

Aber wir wollen nicht mit dem Schicksal hadern. Das wäre, so denke ich, nicht im Sinne von Joachim Weiler, der fest im christlichen Glauben verwurzelt war und sich immer den christlichen Grundwerten verpflichtet fühlte. So hat er selbst einmal in einer Trauerrede den verstorbenen Schulleiter und Priester Arnold Terwer zitiert, der über das Leben folgendes gesagt hatte: „Wie es sich uns gewährt, so entzieht es sich: im Schmerz, im Abschiednehmen, in der Trennung, im Tod. Man kann das Leben nicht festhalten. Man kann nicht darüber verfügen, es ist unverfügbar. (...) Das Leben steht nicht zu unserer Disposition."

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Seit 1988 im Amt, wählte der Kreistag Joachim Weiler am 10. Januar 1992 zum ersten kommunalen Landrat des Kreises Ahrweiler. Kreisbeigeordneter Gerhard Steffens überreichte ihm die Ernennungsurkunde.

Nach seinem Studium abol-vierte Joachim Weiler verschiedene berufliche Stationen, insbesondere

1988 wurde Joachim Weiler dann als Landrat in den Kreis Ahrweiler berufen. Schnell arbeitete er sich in sein neues Amt ein, das er nicht nur inne hatte, sondern mit aller Kraft lebte. Er war leidenschaftlich gern Landrat, Landrat mit Leib und Seele, ein Glücksgriff für den Kreis Ahrweiler.

Alle seine persönlichen Interessen, alle Hobbys verband er mit seinem Beruf, der damit zu einer wirklichen Berufung wurde. Er fühlte sich im Kreis Ahrweiler wohl und war stolz auf sein Amt. Das Ahrtal, der Rotwein, der von Kindheit an vertraute Rhein, das Brohltal und Maria Laach, die Höhen der Eifel, der Nürburgring, die Grafschaft und vor allem die Menschen. Landrat Joachim Weiler liebte seinen Kreis Ahrweiler. So sagte er manchmal in humoriger Weise „Ich bin der Weiler aus Ahrweiler."

Das spürte jeder, der mit ihm sprach - und das machte ihn auch zum ersten Botschafter für unseren Kreis, weit über die Region und unser Land Rheinland-Pfalz hinaus.

In der Folge der tiefgreifenden Ereignisse im Herbst 1989 war er es, der die möglichen Folgen auch für den Kreis Ahrweiler ahnte und schon früh den Schulterschluss mit der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis suchte. Dies ist ihm erfolgreich gelungen, so dass der Kreis Ahrweiler - trotz des Bonn/Berlin-Umzuges - als gleichberechtigter Partner in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler in eine positive Zukunft sehen kann. Möglich war das nur, weil er diese historische Chance rechtzeitig ergriffen hat. Die neue Fachhochschule RheinAhrCampus Remagen ist ein direktes Ergebnis seiner persönlichen Bemühungen und Ideen.

Weitere Bausteine im unermüdlichen Engagement von Joachim Weiler sind die Ge-sundheits- und Fitnessregion Kreis Ahrweiler, der Tourismus und hier insbesondere die Zusammenarbeit von Tour und KW im neu eröffneten Dienstleistungszentrum, die Wirtschaftsförderung, die Investitionen des Kreises in Kindergärten und Schulen, an der Spitze der Neubau des Peter-Joerres-Gymnasiums, die Neustrukturierung des Öffentlichen Personennahverkehrs, die Dorferneuerung, neue Projekte am Nürburgring, nicht zuletzt der Radwegebau, die Modernisierung der Kreisverwaltung, Initiativen als Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse und viele weitere Aufgaben.

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15. April 1994; Vier Landräte des Kreises Ahrweiler beim Gespräch: Joachim Weiler (von links), Dr. Christoph Stollenwerk (Landrat von 1973 - 1976), Heinz Korbach (1965 - 1973) und Dr. Egon Plümer (1977 - 1988)

Allen diesen erfolgreich bewältigten Herausforderungen liegt eine zentrale Charaktereigenschaft zugrunde, die Joachim Weiler zu einem ganz besonderen Menschen machte und die eine Zeitung anläßlich seines Todes jetzt so betitelte:

„Er war menschlich zu anderen und hart zu sich selbst".

Er hat es immer in besonderer Weise verstanden, auf jeden Menschen zuzugehen und jedem gerecht zu werden. Als ich vor jetzt gerade sechs Wochen zur Ersten Kreisbeigeordneten gewählt wurde, hat er mich sofort in seine Obhut genommen und wollte mit mir noch so viele seiner Ideen besprechen. Er hatte Verständnis, er konnte zuhören und er war zugänglich. Dies machte ihn auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung zu einem anerkannten und hochgeschätzten Vorgesetzten.

Darüber hinaus war er ein Mann des Ausgleichs, er konnte zwischen unterschiedlichen Positionen vermitteln und wer ihn im Kreisausschuss und im Kreistag erlebt hat, weiß, dass dadurch gerade in der Politik Lösungen häufig erst möglich wurden. Zahlreiche Anrufe, Besuche, Kondolenzschreiben und Eintragungen im Kondolenzbuch zeugen von der großen Welle der Anteilnahme. Viele Menschen und Institutionen haben uns in dieser schweren Zeit spontan jede erdenkliche Hilfe angeboten. Auch das mag ein Hinweis darauf sein, wieviel Hilfe Joachim Weiler in seinem Leben anderen gegeben hat. Für den Landkreis Ahrweiler, den Kreistag, die Kreisverwaltung und auch im Namen der Familie möchte ich mich für diese Zeichen der Anteilnahme ganz herzlich bedanken. Sie sind uns Verpflichtung, den von Landrat Joachim Weiler vorgezeichneten Weg weiter zu gehen. Denn er hatte noch viele Ideen und Pläne für den Kreis, die angestoßen sind und jetzt in seinem Sinne fortzuführen sind. Ich denke hier nur an das neue Kreisentwicklungsprogramm „Zukunft AW 21", dem er selbst noch den Namen verliehen hat.

Joachim Weiler war - die 14 Landräte des ehemaligen Kreises Adenau hinzugerechnet - der 30. Landrat im Kreis Ahrweiler. Im letzten Jahr konnte er sein 10jähriges Amtsjubiläum feiern.

Seine Amtszeit stellt in der Geschichte unseres Kreises eine besondere Ära dar. Es ist eine Ära, die jetzt zu Ende gegangen ist. Was bleibt, ist die Erinnerung und unsere große Dankbarkeit einem Menschen gegenüber, der sein Leben in den Dienst unseres Kreises gestellt und vieles für den Kreis erreicht hat. Ich glaube, das darf ich auch für seine Amtsvorgänger sagen, die hier unter uns weilen, die Herren Korbach, Dr. Stollenwerk und Dr. Plümer.

Wir sind sehr froh, dass wir Joachim Weiler als Landrat hier im Kreis Ahrweiler haben durften.

Joachim Weiler ist von uns gegangen, aber nicht aus unseren Herzen. Er wird im Kreis Ahrweiler unvergessen bleiben. Wir werden immer an ihn denken. Und ich bin sicher: Er denkt auch an uns.