schneegestöber
Helmut Schmelmer

Ein Federntanz aus Himmelshöhen 
vermummt die Dämmerstunde 
mit Schleiern, die sich fallend blähen 
in furioser Runde.

Sanft senkt sich eine kühle Schwinge 
herab für eine Weile 
auf unser Treiben – und die Dinge 
verlieren ihre Eile.

In Weiß gehüllt schweigt das Getöse 
der alten Stundenmühle, 
als ob ein Zauberhauch uns löse 
von allem üblen Spiele.

Da wirbeln weiche Ballerinen 
in kühnen Pirouetten 
wie toll vor Fenstern und Gardinen, 
als ob sie Hochzeit hätten.

Doch uns, geschäftig in Geschäften, 
verschlossen das Gesicht
rührt in umfriedeten Gehöften 
ihr kurzes Freien nicht.

Während wir unsre Güter hüten, 
sinkt ihre zarte Pracht 
auf alles Tun und alles Wüten – 
Geschenk für eine Nacht.

Denn frühes ungestümes Licht 
verzehrt die kühlen Bräute. 
Wer keinen Bund mit ihnen flicht, 
bleibt ewig – und er weiß es nicht – 
des lauten Tages Beute.