„Lichtbrücke" Adenau

für Sonargaon/Bangladesh

Adenauer finanzierten durch Spenden Augenhospital

Bernd Schiffarth

Wer von uns wusste zuvor, dass eine Augenoperation am Katarakt (Grauer Star) etwa fünf Minuten dauert? Wer von uns wuss­te, dass eine solche Operation gerade einmal 15 Euro kostet? Wem von uns war bekannt, dass allein in Bangladesh von den 120 Millionen Einwohnern etwa eine Million Menschen u.a. durch Eiweiß- und Vitaminmangel erblindet sind und jährlich 60000 neu hinzukommen? Bei solchen Zahlen tatenlos zuzusehen, hielten wir in Adenau für den falschen Weg, die Arbeit der „Lichtbrücke" zu unterstützen dagegen für den richtigen Weg.

Humanitäre Hilfe hat ja in Adenau eine lange Tradition. Bereits im Jahre 1162 – während der Zeit der Kreuzzüge – besaß Adenau eine Herberge und ein Hospital der Johanniter. In dieser langen Tradition stehen auch heutige private Hilfsprojekte Adenauer Bürger. Im Jahre 1999 wurde deshalb zwischen der gerade 3000 Einwohner zählenden Stadt Adenau und der alten Hauptstadt des „Goldenen Bengalen", Sonargaon, mit seinen 300000 Menschen eine Projektpartnerschaft geschlossen. Das erklärte Ziel war zunächst die Errichtung einer Augenklinik. In kürzester Zeit gelang es dank privater Spenden, Konzerterlösen, Verkaufsaktionen und unzähligen sonstigen Aktivitäten zugunsten der „Lichtbrücke", die Menschen das Augenlicht retten möchte, die Finanzierung für ein dringend benötigtes Augenhospital mit 25 Betten in Goaldi/Sonargaon sicherzustellen. Diese Klinik ist inzwischen eine Anlaufstelle für viele mittellose Menschen aus dem Raum Sonargaon, 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Dhaka. Eine Projektbesichtigung zeigte den Teilnehmern aus Adenau im Jahre 2000, dass dieses Projekt rundum gelungen ist. Das Augenhospital in Goaldi/Sonargaon hat seine segensreiche Arbeit unter Leitung von Dr. Amanul Haque aufgenommen. Inzwischen wurden dort mehr als 15000 Patienten behandelt. Augenbehandlungslager sind zudem eine sinnvolle Ergänzung zu der Arbeit im Hospital. Die Ärzte in Bangladesh verstehen es, auch unter schwierigsten Bedingungen erfolgreich zu arbeiten. Von der Bevölkerung wird die Arbeit der Lichtbrücke mit großer Dankbarkeit, Freude und Hoffnung aufgenommen. Dies ist auch eine Ermutigung zur Weiterarbeit. Wir sind in Adenau fest entschlossen, die Hilfsprojekte weiter zu unterstützen. Bisher konnten in Adenau für Projekte in Bangladesh insgesamt rund 150000 Euro an privaten Spenden aufgebracht werden.

Der Erfolg ist auch dem Umstand zu verdanken, dass die Verwendung der Spenden für ein eigenes Projekt transparent und für Jedermann nachvollziehbar ist.

Das Augenhospital der „Lichtbrücke" Adenau in Sonargaon/Bangladesh

Im Jahre 2001 wurde neben der Augenklinik mit den Spenden aus Adenau ein Ausbildungs- und Gesundheitszentrum gebaut. Es konnte am 1. Januar 2002 seine Arbeit aufnehmen. In diesem Trainingszentrum und dem angrenzenden Gelände werden u.a. Landwirte, Fischer und Baumschularbeiter ausgebildet. Weitere Arbeitsräume stehen für die Ausbildung von Näher- und Schneiderinnen, für die Schulung von Mechanikern und Elektrikern und für den Schulunterricht von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zur Verfügung. Darüber hinaus werden Gruppenleiter, Sozialarbeiter und Dorfschwestern (Shebicas) auf ihre Arbeit in den angrenzenden Dörfern vorbereitet. Eine kleine Gesundheitsstation steuert die Ausgabe von Medikamenten, ein Arzt untersucht die Patienten und sorgt für die lebensnotwendigen Impfungen gegen Thyphus, Diphterie, Tuberkulose, Kinderlähmung, Tetanus, Pocken und Masern. Wer je dieses menschliche Elend vor Ort mit eigenen Augen gesehen hat, der kann davon nicht ungerührt bleiben. Wir besuchten u.a. ein Augenbehandlungscamp im Dorf Sonka. In einer Schule operieren drei Augenärzte bis zu 100 Patienten pro Tag. Das Krankenbett wird durch ein Gemein­schaftslager aus Stroh auf dem Fußboden eines Klassenraumes ersetzt. Kliniken sind zum Bersten voll. Die Ärzte arbeiten rund um die Uhr. Viele Menschen kommen oft zu spät ins Hospital, die Kinder leiden unter schweren Durchfallerkrankungen, Unterernährung, Infektionskrankheiten, Wurmbefall und Bronchitis. Ein Journalist, der als Insider für alle großen Tageszeitungen in Dhaka ausschließlich über das Leben in den Slums schreibt, führt uns in die entlegendsten Winkel dieser menschlichen Tragödie. Es ist eine Hölle für alle, die dort leben müssen. Hier gibt es keine Menschenwürde, keine Intimsphäre, keine Hoffnung. Was bleibt ist der tägliche Kampf ums Überleben. Bei unserer Projektreise fühlten wir uns beschämt und hilflos zugleich. Wir fühlten uns aber auch verantwortlich und deshalb verpflichtet zur praktischen Hilfe, durch die das Elend dieser Menschen gelindert werden kann. Vor Ort konnten wir uns davon überzeugen, dass unsere Spendengelder sinnvoll und gut verwandt werden. Deshalb ist auch ist die Aufstockung der Augenklinik und des Ausbil­dungszentrums geplant. Im 1. Obergeschoss sollen noch ein Allgemeinkrankenhaus mit einer Geburtshilfeabteilung ihren Platz finden.

Die Menschen aus Adenau konnten und werden weiterhin mit ihren Spenden dazu beitragen, ein wenig Licht in die Dunkelheit von Hunger, Krankheit und Elend zu bringen.