„Ihr habt böse Leute hier…"

Spätes Wildbeutertum und aufstrebender Handel im Heilbad Neuenahr

Hans-Jürgen Ritter

Wer heute offenen Auges durch die Innenstadt des ehemaligen Weltbades Neuenahr schlendert, wird sich kaum noch vorstellen können, dass es um die Jahrhundertwende (1900) zur Blütezeit den Beinamen Rheinisches Karlsbad führte. Monumentale Hotelbauten, prächtige Geschäftshäuser und gediegene Privatpensionen bestimmten das Ortsbild. Üppig verzierte Stuck­fassaden – man ist geneigt, vom Neuenahrer Barock zu sprechen – zeugten von Fleiß und auch unternehmerischer Risikobereitschaft der Bürger. Ein pulsierendes Geschäftsleben mit einer Unzahl Angeboten des täglichen Bedarfs wie auch an Luxusgütern verlockte Einheimische und Kurgäste zum Flanieren durch die Neustadt, dem Bereich zwischen Telegraphenstraße und Jesuitenstraße. Vor allem die Poststraße darf mit Fug und Recht als die „KÖ" von Neuenahr bezeichnet werden. Ein erlesenes Publikum aus allen Teilen der Erde wollte verwöhnt und umschmeichelt werden. Es gab nichts, was der wohlbetuchte Gast entbehren musste. Von den Achatwaren bis zur edlen Zigarre, kein Wunsch blieb unerfüllt. Im Neudeutsch würde man von einem gesunden Branchenmix sprechen, der heute schmerzlich vermisst wird. Man parlierte mit seinen Kunden selbstverständlich Englisch und Französisch. Hier und da war man auch des Russischen mächtig, zeigte sich doch nach der Jahrhundertwende eine auffallende Vorliebe der Russen für das Heilbad im Ahrtal. Ob aber auch alle Ureinwohner sich ohne zu stolpern eines fließenden Hochdeutschs bedienen konnten, darf bezweifelt werden.

Am abendlichen Stammtisch, wenn sie unter sich waren, mögen sie im deftigen Dialekt über die Welt, die über sie hereingebrochen war, philosophiert haben. Und augenzwinkernd werden sie die Tipps weitergegeben haben, welcher Hotelier oder Gastronom ohne viel zu fragen die Ausbeute nächtlicher Streifzüge durch Wald und Flur und entlang der Flüsse und Bäche abkaufte.

Sogar den Lachs fing man damals in der Ahr, so dass sich Landrat Heising 1895 gezwungen sah, unter Androhung von Strafen den Fischfang mit Schlagfedern, Gabeln, Aalharken, Speeren und Schießwaffen zu verbieten. Bürgermeister Hepke forderte die Wirte „dringendst auf, unter keinerlei Vorwänden Rümpchen zu kaufen bzw. den Wünschen der Fremden zu entsprechen und die Fischdiebe zur Anzeige zu bringen, da nur auf diese Weise Fisch- und Krebszucht gefördert werden können."

Doch das Auge des Gesetzes wachte. So erwischte der Fußgendarm Gebhard im Juni 1897 zwei berüchtigte Fischräuber aus Neuenahr, die bei Gönnersdorf erfolgreich gewesen waren und pro Woche ca. einen Zentner Fisch an der Ahr verkaufen konnten. Auch auf der anderen Rheinseite waren die Frevler am Werke. Hier erwischte der Hüter des Gesetzes im Juni 1895 bei Linz „nächtlich zwei Fischer, einen Händler und einen Gärtner aus Neuenahr, welche gegen 23 Pfund Forellen eingesackt hatten, ohne im Besitze eines Berech­tigungsscheines zur Ausübung der Fischerei und des Fischverkaufs zu sein."

Diesmal war der Lohn der Ausbeute kein Bargeld, sondern eine saftige Gefängnisstrafe. Die Ahrweiler Zeitung kommentiert: „Wünschenswerth wäre es, wenn auch an der Ahr den allgemein ziemlich bekannten nächtlichen Fischräubern das Handwerk endlich gelegt würde. Bei dem großen Bedarf an Forellen während der Kur- und Badesaison finden die gefürchteten nächtlichen Fischfrevler nur zu leicht lohnenden Absatz für ihre, meist durch gesund­heitsschädliche Fütterung (Kockelskörner) und durch Chlorkalk und ungelösch­ten Kalk u. dergl. getödteten, in allen Fällen aber verbrecherischerweise ergatterten Fische."

Wie verbreitet die späten Erscheinungsformen des Wildbeutertums waren, mag eine Bekanntmachung Bürgermeister Hepkes aus dem Jahre 1885 zeigen: „Auch jeder Einwohner und Fremde wird mich zu lebhaftem Danke verpflichten, wenn er durch Schlingen-Ablieferung und sofortige Anzeigen mich in dem Bestreben unterstützt, dem in ausgedehnter Weise betriebenen Jagdfrevel in wirksamerer Weise entgegen zu treten, damit die frechen Wilddiebereien vermindert werden."

Ein Kurgast, der in der Nähe des Johannisberges am Wegesrand(!!) ein Reh aus einer Schlinge befreien konnte, äußerte sich der Presse gegenüber entrüstet: „Ihr habt böse Leute hier, ist denn gar nicht dahinter zu kommen?(…) Die Kerle werden viel zu gelinde bestraft, die verdienen die Knute." (AZ Spt.1904). Leider können wir diesen Herrn nicht mehr befragen, ob er an der Table d’hˆote den Unterschied zwischen ehrlich erlegtem oder geströpptem Wildbraten heraus geschmeckt hat. Die Knute jedenfalls hätten auch andere als die Ströpper verdient gehabt!

Nun, nicht nur böse Leute gab es hier am Platze, sondern vor allem viele ehrliche Gewerbetreibende, die ihr Glück in dem aufstrebenden Badeorte versuchten. Handel und Gewerbe hatten um die Jahrhundertwende – seit ca. 40 Jahren nach Eröffnung der ersten Badesaison 1859 – einen ungeahnten Auf­schwung erlebt. Bis zu dieser Zeit hatten in den drei bitterarmen Dörfern Wadenheim, Beul und Hemmessen – heute Bad Neuenahr – überwiegend Ackerer und Tagelöhner gelebt, die ihre Familien nur mühsam ernähren konnten. Die zwei oder drei Krämereien konnten vom Verkauf ihrer Waren kaum existieren. Sie betrieben, genauso wie die wenigen ortsansässigen Handwerker im Haupt­erwerb Ackerwirtschaft. Wein wurde nur für den eigenen Bedarf angebaut. Oft war man dem Hungertode nahe, so dass die Gemeinde mit Brotspenden eingreifen musste. Die meisten Kommunionkinder erhielten auf Gemeindekosten ihr Schuh­werk für diesen feierlichen Tag. An Auswanderung in das gelobte Amerika war nicht zu denken, die Maklergebühren und Schiffspassagen waren unerschwinglich. Dieser Zustand völliger Armut der Gemeinde hätte sicherlich noch lange angehalten, wenn nicht ein wagemutiger und unternehmerisch weitblickender Kaufmann aus Ahrweiler – Georg Kreuzberg – nach Erbohrung der Apollinarisquelle 1852 eine weitere Chance in der Gründung eines nicht weit davon entfernten Heilbades bei dem Dorfe Beul erblickt hätte. Seine Vision erwies sich als richtig, und jedes Jahr besuchten neue Gästescharen das Heilbad, nicht nur zur Rekonvaleszenz, sondern auch zur Sommerfrische. Schnell siedelten sich zu jeder Saison erste Gewerbetreibende an, Arbeitskräfte und Dienstleistungspersonal rekrutierten sich vorwiegend aus der ortsansässigen Bevölkerung.

Schon 1859 betrieb der Konditor Heinrich Schmitz aus Ahrweiler ein Sommer­café auf der Hochstraße über dem noch in der Entstehung begriffenen Kurpark. Das Café Belle Vue wurde seinem Namen gerecht und bot den müden Wanderern neben Erfrischungen aller Art auch einen einzigartigen Panoramablick über das Ahrtal bis zu den Rheinhöhen. Noch lagen die drei verträumten, pittores­ken drei Dörfchen Wadenheim, Beul und Hemmessen in der weiten Ebene der Ahr. Lediglich der Kurhotelneubau war in Angriff genommen. Noch logierten die mei­sten Kurgäste in Ahrweiler und wurden mit Pferdeomnibussen zur Kuranwendung gebracht. Nur einige wenige Gäste hatten sich bei den Einheimischen ein­quartiert, deren armselige Strohhütten das Panoramabild bestimmten.

Cafe´ Belle Vue an der Hochstraße, von der Oberstraße aus gesehen, etwa 1885

Nach der Jahrhundertwende verlegte Heinrich Schmitz seinen Betrieb in den Ort und erbaute das weit berühmte Café, das später sein Schwiegersohn Veelmann führte.

Wir wissen nicht, auf welchen Wegen er von dem neugegründeten Heilbad erfahren hat, jedenfalls trieb bald schon zu jeder Saison ein Schweizer, Joseph Graf, seine Ziegen aus der Heimat in das Ahrtal – bis nach Remagen vermutlich per Schiff – und versorgte das Badpublikum mit frischer Molke. Diese sollte, mit Mineralwasser vermischt, vor allem Leiden der Atemwege lindern. Am Ende der Saison verkaufte er sein Vieh und zog mit prallem Geldbeutel wieder nach Hause. Diese Einrichtung fand großen Anklang bei den Gästen. Das in den 1920er Jahren erbaute Schweizer Café im Kurpark baute auf den zugkräftigen Namen der beliebten Einrichtung. Auch das bekannte Café Adams Marienhof an der Hardtstraße begann 1903 als Milchkuranstalt des Ackerers Joseph Adams aus Bengen.

Die Gemeinde Wadenheim – seit 1875 Neuenahr – errichtete an der Ecke der Mittelstraße/Willibrordusstraße im Hofe des Pfarrhauses – das Pfarrhaus war Eigentum der Gemeinde, heute Stadtbibliothek – einen primitiven Ver­kaufspavillon. Hierin betrieb ein Anton Richter aus Böhmen ein Modewaren­geschäft. Vermutlich kannte er die Verdienstmöglichkeiten in einem Badeort aus dem echten Karlsbad. Er konnte sich jedoch nur wenige Saisons halten und fallierte. Daraufhin übernahm die Modistin Burkhardt aus Köln das Geschäft. Sie begegnet uns noch jahrelang mit wechselnden Geschäftsräumen innerörtlich. Ihr Nachfolger in der immer baufälliger werdenden Bude war der Bäckermeister Ulrich aus der Oberstraße, im Volksmund Husaren-Gottfried genannt. Auch er machte sein Glück mit Fleiß und Expansionsdrang und konnte sich später ein prächtiges Geschäftshaus in der Telegraphenstraße leisten. Schon 1889 existierten elf Bäckereien und einige Konditoreien im Ort.

Der Metzgermeister Joseph Kohlhaas ließ sich 1866 in der Oberstraße nieder und führte ab 1873 auch die Gaststätte Zur Rose an der Ecke Oberstraße/Willibrordusstraße. Zusammen mit dem Badearzt Dr. Teschemacher entwickelte er das berühmte Neuenahrer Rauchfleisch, das wegen seiner Bekömmlich­keit für Magenkranke eine willkommene Speiseabwechslung bot. Mit diesem Produkt wurde er weltberühmt und erhielt neben vielen Auszeichnungen und Dankesschreiben auch zweimal den Titel eines Hoflieferanten. Auch Graf Luckner labte sich während seiner zweijährigen Weltreise 1926/28 an dieser Spezialität aus Neuenahr. Das Heilbad verdankt auch Joseph Kohlhaas einen Teil seiner Berühmtheit in aller Welt. Fürstenhäuser und Militärküchen, Krankenhäuser und Sanatorien waren ständige Abnehmer seines Produktes.

Anzeige aus der Ahrweiler Zeitung von 1866

Aus Linz am Rhein kommend eröffnete der Uhrmacher und Optiker Eduard Kerckhoff zur Saison 1867 eine Filiale, die von seinem Sohn Julius übernommen und ausgebaut wurde. Die Familie wurde hier ansässig und kaufte um 1914 in der Poststraße ein neues Geschäftshaus. Um 1866 ließ sich der Sattler und Tapezierer Christian Menne hier nieder. Aus geringen Anfängen schufen seine Nachkommen das weitbekannte Einrichtungshaus an der Hauptstraße. Auch sie erhielten den Titel des Hoflieferanten.

Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Gewerbegründungen aus der Frühzeit des Heilbades aufzuführen. Festzustellen bleibt jedoch, dass bis in die 1870er Jahre hinein Geschäfte für den gehobenen Bedarf überwiegend von Auswärtigen eingerichtet wurden, während die Einheimischen eher bodenständige Gewerbe betrieben. Sie versorgten Hotels und Pensionen mit Grundnahrungsmitteln, sie gründeten Handwerksbetriebe und verlegten sich auf das Kutscherwesen. Maurer und Zimmerleute, Bauschlosser und Schmiede hatten über Aufträge nicht zu klagen. Das Baugewerbe bot auch den vielen Tagelöhnern und Ackerbauern lohnenden Verdienst. Ein bescheidener Wohlstand breitet sich aus, der auch in die Nachbargemeinden ausstrahlte. Eine Beurteilung der Verhältnisse entnehmen wir einem Bericht der Ahrweiler Zeitung 1868, der hier hier gekürzt und mit angepasster Rechtschreibung wiedergegeben wird:

„Die Aktien=Badegesellschaft excl. den eigentlichen Betriebskosten bis ultimo 1867 rund verausgabt 400000 Thaler. Seit Eröffnung des Badebetriebes sind durch die Fremden erweislich verausgabt worden 1500000 Thaler. Der ehemalige Bettelbetrieb hat ganz aufgehört und die Dienstbesuche der Gerichtsvollzieher haben erheblich nachgelassen. 1867 sind in Neuenahr verbraucht worden 70000 Pfund Metzgerfleisch, 200000 Stück Eier, über 20000 Maß Milch, über 8000 Pfund frische Butter, etwa 400000 Stück Brötchen, ü­ber 4500 Stück landwirtschaftliches Geflügel. Für 4000 Thaler Gemüse, Kartoffeln, frisches Obst (täglich 10-12 Zentner Frühkartoffeln).

Die hiesigen Gastwirte haben aus Neuenahrs Umgegend bezogen an: Geflügel, Butter, Milch, Kalbsfleisch und Brötchen während 1867 für wenigstens 16400 Thaler. Das Metzgerfleisch wird fast ganz, Brot incl. Brötchen etwa zu einem Drittel aus Ahrweiler bezogen.

Noch vor drei Jahren hatten die Landwirte auf der sogenannten Grafschaft ihren Absatz fast nur an Händler aus Bonn, jetzt verkaufen sie fast nur nach Neuenahr, und zwar direkt.

Die Fremden, welche Bad Neuenahr 1867 besuchten, haben für mehr als 10000 Thaler Wein konsumiert resp. nachsenden lassen.

(Anmerkung Verfasser: 1 Thaler = 30 Silbergroschen, Tagelöhnerverdienst etwa 5-8, Tageslohn Maurermeister etwa 15 Silbergroschen.)"

In der Saison 1867 besuchten 2615 Kurfremde den Kurort, insgesamt seit Eröffnung 1859 waren es etwa 10000 Fremde (ohne Tagesgäste). Wenn jeder Kurfremde schätzungsweise 130 Thaler verausgabt hat, so entspricht das in etwa dem Lohn für 260 Arbeitstage eines Maurermeisters! Damit wird die gewaltige Kaufkraft der Fremden deutlich, welche einen immensen Nutzen für die ge­samte Region brachte. Dass auch die Grundstückspreise in Neuenahr „explo­dierten", sei kurz veranschaulicht: Ein Häuschen mit zugehörigem Platz wurde vor Errichtung des Bades auf 50 Taler (150 Mark) abgeschätzt. Kurz darauf kostete es schon 1200 Taler (3600 Mark).

Aus einer Eingabe der Aktiengesellschaft des Bades Neuenahr an die Gemeindeverwaltung aus dem Jahre 1908 erfahren wir, welche Geldquellen in Neuenahr sprudelten. Drei von insgesamt neun ähnlichen Fällen sollen das verdeutlichen: „Franz Schroeder, Eigentümer des Hotels zur Flora, Sohn des ehemaligen Obergärtners der Gesellschaft, hatte keinerlei Vermögen, fing mit geliehenem Gelde vor 25-30 Jahren an und wird heute auf ein Vermögen von ca. M 500000 sowie auf ein jährliches Einkommen von ca. M 30000 geschätzt.

Hch. Seckler, Eigentümer des Hotels Germania, früher Oberpostassistent, ohne Vermögen. Er heiratete die Tochter des Gastwirtes a.D. Junius Heinrich und legte seine Stelle bei der Post nieder. P. Heinrich kam vor etwa 40 Jahren nach Neuenahr und vermietete Esel an die Kurgäste, während seine Frau Wäscherin war. Heute besitzt Heinrich bzw. seine 2 Kinder ein Vermögen von ca. M 250000 mit einem jährlichen Einkommen von ca. M 15-18000.

Ein weiterer Gastwirt, der früher Elementarlehrer war, hat sein Hotel im Vorjahre für M 260000 verkauft, er lebt jetzt als Rentner in Wiesbaden."

Das Heilbad Neuenahr im Ahrtal war zu einem gefragten Handels- und Dienstleistungszentrum mit vielfältigen Absatz- und Verdienstmöglichkeiten geworden. Dennoch hatte das Bettlerunwesen nicht, wie o.e., ganz aufgehört. Noch 1892 ließ Bürgermeister Hepke in einer Bekanntmachung verlauten:

„Die Betteleien nehmen wieder überhand, und kann ich die Einwohner des hiesigen Bezirkes nur dringenst auffordern, die Faulenzer nicht durch Verabreichen von Geld oder Lebensmitteln zu unterstützen."

Er war sogar der Ansicht, dass Geldspenden nur für Tabak und Schnaps vergeudet würden. Lieber sollte man sie an das Bürgermeister-Bureau verweisen, wo sie gegen bestimmte Arbeitsleistung Unterkommen und Beköstigung und eventuell ein Fahrbillett zur nächsten Station gewährt bekämen.

So versuchte jeder auf mehr oder weniger redliche Art, seinen Anteil aus dem aufblühenden Neuenahr zu ergattern. Spitzbuben, wie oben vorgeführt, gab es aber nicht nur in Neuenahr. So vermeldet die Ahrweiler Zeitung unter dem August 1910: Von der Oberahr: Die Obst- und Gemüsediebstähle nehmen in erschreckendem Maße zu. Die schulpflichtige und die heranwachsende Jugend treibt den Diebstahl ohne jede Scheu. Besonders den halbwüchsigen Burschen fällt bei ihren Gängen zu und von den Arbeitsstätten morgens früh und am Abend vieles in die Hände. Mit Körben schwer beladen, wandert man nach Neuenahr, wo man das Raubgut an den Mann bringt. Die Hotelbesitzer handeln ja im guten Glauben. Wie können sie wissen, dass sie vielfach mit Langfingern zu tun haben?

Der geneigte Leser aber wird den Wirten ihre Blauäugigkeit nicht abnehmen. Er wird sich zu Recht fragen, ob dieser Art erzielte Umsätze auch in die o.e. Erhebung von 1868 eingeflossen sind.