Bachpatenschaft „Adenauer Bach“(1996-2004) des Erich-Klausener-Gymnasiums in Adenau

Winfried Sander

Modell und Arbeitsweisen

Die Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung ist aus gutem Grund keinem eigenen Fach im traditionellen Fächerkanon der Schulen in Rheinland-Pfalz zugeordnet. Fragen und Aspekte der Ökologie und des globalen Lernens müssen daher fächerübergreifend in das nachhaltige Lernen im System „Schule“ eingebunden werden. Das Erich-Klausener-Gymnasium in Adenau/Eifel engagiert sich seit 1996 mit dem Projekt Bachpatenschaft „Adenauer Bach“ in besonderem Maße für die Umwelt und Mitwelt. Dieses Schulprojekt mit dem Thema „Wasser“ als Symbol des Lebens hat bundesweiten Modellcharakter. So viele und unterschiedliche Fächer sich im Unterricht mit dem Thema „Wasser“ befassen können (Biologie, Erdkunde, Chemie, Physik, Religion, Ethik, aber auch Deutsch, ...), so unterschiedlich können auch die Ansätze für die Bachpatenschaft sein, was die Personengruppe und die Dauer des Projektes anbelangt. Die Gesamtkonferenz des Erich-Klausener-Gymnasiums hat sich im Jahr 1996 zur Übernahme der Bachpatenschaft entschlossen und diese als wesentlichen Bestandteil des allgemeinen Unterrichtes betrachtet. Die Klassenstufe 9 des Gymnasiums in Rheinland-Pfalz hat weder Biologie noch Erdkundeauf der Stundentafel. Daher die Überlegung an unserer Schule, diese beiden Fächer als zentrierende Elemente gleichzeitig als Brückenfunktion für dieser Fächer zur Klassenstufe 10 hin zu nutzen. Die Bachpatenschaft wurde abgeschlossen mit den Unterhaltungspflichtigen des Gewässers, der Kreisverwaltung in Ahrweiler, für einen Teilabschnitt des Adenauer Baches in der Nähe der Schule auf einer Länge von etwa 2,5 Kilometern.

Die Patenschaft für das Gewässer umfasst einen Siedlungsabschnitt in der Stadt Adenau, einen vor einigen Jahren verlegten Bachabschnitt außerhalb der Stadt und einen weitgehend unberührten, natürlichen Abschnitt mit Mäandern. Diese unterschiedlich ausgebildeten Bachabschnitte ermöglichen eine ganz differenzierte Arbeit am Gewässer, so dass sehr viele unterschiedliche Probleme im Laufe der Unterrichtsgänge angesprochen werden können. Die zuständigen Behörden stehen der Arbeit der Bachpaten äußerst positiv gegenüber, angefragte Hilfen informeller, personeller oder materieller Art werden jederzeit gewährt. Seit 8 Jahren betreuen die jeweiligen 9. Klassen unserer Schule den Adenauer Bach unter verschiedenen Gesichtspunkten an mehreren Tagen im Jahr. Vor der ersten Bachbegehung steht das Thema „Gewässer“ auf dem Arbeitsplan, der in den Fächern Erdkunde und Biologie seine unterrichtlichen Wurzeln und Grundlagen hat. Es folgt das Kennenlernen des Baches in der originalen Begegnung unter räumlichen und allgemeinen gewässerkundlichen Aspekten mit Festlegung von Messpunkten (Feldarbeit und Eingaben von Daten in den PC). Anschließend werden Untersuchungen der biologischen Strukturen (Feldarbeit unter Nutzung des Saprobien-Index zur Bestimmung der biologischen Gewässergüte, Labor und Eingaben der Daten der ermittelten Parameter in den PC) vorgenommen. Die Analyse unter chemisch-physikalischen Gesichtspunkten (Feldarbeit, Labor: Messung von chemischen Werten (z.B. Salzgehalt) zur Bestimmung der chemischen Gewässergüte und Messung der Fließgeschwindigkeit und Eingaben der Daten der ermittelten Parameter in den PC) ist ein weiterer Schritt. Außerdem gehören zum Programm der Bachpaten die Pflanzarbeiten (Weidenstecklinge, Schwarzerlen, Eschen) und die Säuberung des Baches.

„Ausbildung am Bach“: Projektarbeit der Schüler des Erich-Klausener-Gymnasiums

Nach den bisherigen Erfahrungen werden die Aktivitäten seit längerem an den einzelnen Aktionstagen gemischt, damit eine pädagogische Spannung im Verlauf der einzelnen Tage erhalten bleibt. Die Aktionen werden langfristig geplant, aber wegen der Anpassung an die Witterungsbedingungen ganz kurzfristig (spätestens einen Tag vorher) mit der Schulleitung abgesprochen, unterrichtliche Vertretungen werden ebenso kurzfristig geregelt.

Bisher durchgeführte Maßnahmen und Erfolge der Bachpatenschaft

Die Erfolge der Bachpatenschaft lassen sich sehen: ein kleiner „Wald“ vor allem von Weiden, aber auch Schwarzerlen und Eschen entlang des Baches ist entstanden; Einleitungen von Schadstoffen in den Bach wurden geklärt; illegale Bachverbauungen wurden entfernt; Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen für Bauprojekte innerhalb der Verbandsgemeinde Adenau sind am Bach geplant. Die Bachpatenschaft wurde in ein Internet-Projekt der Schule eingestellt; Facharbeiten von Schülerinnen und Schülern zum Thema „Bach“ wurden geschrieben und Umweltwettbewerbe mit beträchtlichen Geldpreisen von der Schule u.a. wegen der Aktivitäten der Bachpatenschaft gewonnen.

Die Schule ist dabei, eine Foto- bzw. Videodokumentation zur Bachpatenschaft zu erstellen und war eine von 6 Schulen in Rheinland-Pfalz, die am „Internationalen Tag des Wassers“ am 22. März 1999 landesweit in den Medien vorgestellt wurden. Der Film ist in der Reihe zum Wettbewerb „Wasser macht Schule“ im Jahr 1999 vom SWR 3 gesendet worden und kann bei allen Landesmedienzentren ausgeliehen bzw. erworben werden. Die Pressearbeit der Schule ist äußerst intensiv, sodass eine Vielzahl von Artikeln in der regionalen Presse bisher erschienen sind. Die damalige Ministerin für Umwelt und Forsten in Rheinland-Pfalz, Klaudia Martini, besuchte unsere Schule am 28. Mai 1999 und informierte sich u.a. über das Modell der Bachpatenschaft, das in dieser Form in Rheinland-Pfalz, ja bundesweit, einzigartig ist. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerschaft der Schule konnten sich über das Lob der Ministerin freuen, die auch versprach, sich weiter für die Arbeit zu interessieren und sie auch zu unterstützen, was auch auf vielfältige Weise geschah. So haben unsere Schülerinnen und Schüler im Jahr 2001 den ersten Preis der „Stiftung Natur und Umwelt“ in Rheinland-Pfalz, dotiert mit 5000,– DM samt der Bronzeskulptur „Haus mit zwei Blättern“ des Künstlers Clas Steinmann aus den Händen der amtierenden Ministerin für Umwelt und Forsten, Margit Conrad, entgegennehmen können. Im Jahr 2000 konnte unsere Schule bereits in einem bundesweiten Wettbewerb des Forschers und Naturfilmers Heinz Sielmann dessen renommierten Heinz-Sielmann-Preis für sich verbuchen.

Schüler bei der Entnahme von Wasserproben zur Feststellung der Wasserqualität

Aktuelle und langfristige Ziele

Seit geraumer Zeit sind Verhandlungen mit der Kreisverwaltung Ahrweiler im Gang, um über das Projekt „Aktion Blau“ des Ministeriums für Umwelt und Forsten ein Gewässerrandstreifenprogramm entlang des Adenauer Baches zu initiieren. Das Ministerium für Umwelt und Forsten hat die Kreisverwaltung Ahrweiler gebeten, sich dieser Maßnahme anzunehmen, die das Land mit 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten bezuschusst. Ein eigenes Curriculum (Lehrplan) für den Themenbereich „Wasser“ einschließlich der Bachpatenschaft ist für diese Fächer in Arbeit, Fächer wie Religion, Ethik und Kunst beteiligen sich ebenso.

Aufgrund der zwischenzeitlichen Dreizügigkeit der Schule und damit des erheblich größeren arbeitsteiligen Arbeitsaufwandes hat sich die Projektleitung entschlossen, die Aktivitäten auf vier Tage zu kürzen und auf zwei Klassenstufen (9 und 10) zu verteilen.

Dies hätte auch den Vorteil, dass die vom Bildungsministerium gewünschte Einbeziehung möglichst vieler schulischer Aktivitäten in den Unterrichtsalltag, und damit auch in den Bereich der Leistungsnachweise, zumindest für Biologie in den 9. Klassen, für Biologie und Erdkunde in den 10. Klassen, erfüllt werden könnte. Die langfristigen Ziele der Bachpatenschaft lassen sich wie folgt beschreiben: Anlegung eines Stillwasserbereiches am Bach; Schaffung eines Gewässerrandstreifens zum Schutz des Gewässers vor Schadstoffeinträgen; Reduzierung bzw. Stilllegung der (teils noch illegalen?) Zuflüsse durch Oberflächenwasser und Schmutzwasser; Entwicklung eines gewässerkundlichen Lehrpfades; Herausarbeitung des Kulturaspektes „Gewässer“ (alte Wehre, Waschplätze, Bleichwiesen), Aufarbeitung der Strukturgüterkarte (Abschnitt Adenauer Bach) des Landesamtes für Wasserschutz u.a. durch Jahresarbeit(en) von Schülerinnen und Schülern in der Oberstufe sowie Erweiterung des Bachpatenvertrages zum Adenauer Bach auf alle Adenauer Schulen (einschließlich der Förderschule in Wimbach). Insgesamt ist dieses Modell der Bachpatenschaft des Gymnasiums in Adenau also ein Projekt, das die schulische Umwelt- und Nachhaltigkeitserziehung in den Schulalltag integriert hat. Alle Schülerinnen und Schüler der Schule durchlaufen während ihrer Zeit an der Schule die Ausbildung am Bach. Das Projekt ist zudem ein gelungener und dauerhafter Baustein bei der Entwicklung eines eigenen Schulprofils am Erich-Klausener-Gymnasium. Der naturwissenschaftliche Bereich der Schule wird durch einen aktiven Unterricht in Projekten gefördert. Im Bereich der Pädagogik geht es um das Kennenlernen und Erarbeiten natur- und kulturwissenschaftlicher Methoden bzw. deren Ausbau, um die Sensibilisierung der Schüler(innen) für Fragen des Naturschutzes und Fragen der Nachhaltigkeit und nicht zuletzt um das Einüben von Teamarbeit an praktischen Aufgabenstellungen. Besonders bedeutsam ist auch die Evaluierung der Arbeit im pädagogischen Bereich, wenn die Aktivitäten in „Beurteilung und Notengebung“ mit einbezogen werden können. Zudem werden Finanzmittel durch Beteiligung an Wettbewerben gewonnen, die sonst über keinen regulären Haushalt zu erhalten wären. Im Rahmen des laufenden Standortmarketings der Verbandsgemeinde Adenau ist eine gemeinsames Projekt „Adenauer Schulen als Paten für den Adenauer Bach“ in der Überlegung. Allerdings ist selbstverständlich die Voraussetzung für die Realisierung des gemeinsamen Projektes, dass alle Schulen sich in angemessener Weise mit eigenen Themen an der Bachpatenschaft beteiligen können (z.B. die Realschule Adenau mit ihrem langjährigen „Krötenprojekt“ am Exbach). Das Projekt wurde bisher von insgesamt etwa 15 Kolleginnen und Kollegen ganz unterschiedlicher Fachrichtungen betreut, etwa 500 Schülerinnen und Schüler sind u.a. folgenden Fragen nachgegangen: Welche sozialen Auswirkungen hat das Vorhandensein bzw. das Nichtvorhandensein von Wasser? Was kostet Wasser? Wie sauber ist unser Wasser? Wie sieht der Lebensraum im und am Gewässer aus? Wie schnell läuft Wasser? Wie sehen die Schülerinnen und Schüler das Projekt? Dieser Frage sind wir im letzten Schuljahr anhand eines Fragebogens bei den damals beteiligten Klassen nachgegangen und haben insgesamt eine überaus positive Bewertung der Schülerinnen und Schüler feststellen können: Praktisches Arbeiten, neue Arbeitsmethoden und soziales Miteinander wurden besonders hervorgehoben. Mit der Beschäftigung mit dem Themenkomplex „Wasser“ in lokaler, regionaler und auch globaler Sicht, unter dem Aspekt Wirtschaft und der Suche nach Antworten auf Fragen von ökologischer Bedeutung erfüllt das Projekt den Anspruch der Nachhaltigkeit, formuliert auf dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro, im Sinne der Agenda 21.

Weitere Informationen zum Projekt „Bachpatenschaft“ können Sie erhalten bei der Projektkoordination „Bachpatenschaft“, Erich-Klausener-Gymnasium, 53518 Adenau.