Ein stiller Star kickt an der Ahr

Mit Sandra Minnert steht in den Reihen des Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr eine der profiliertesten Spielerinnen des deutschen Fußballs

Gregor Schürer

Außerhalb des Platzes gehört sie eher zu den Stillen, macht nicht viel Aufhebens um ihre Person. Die Rede ist von Sandra Minnert. Wer wie Sandra nicht im Sturm spielt oder im Tor steht, sondern als zentrale Spielerin vor der Abwehr aktiv ist, hat es ohnehin schwerer, von der Öffentlichkeit wahr genommen zu werden. Die gerade gelaufene Wahl zur Fußballerin des Jahres wo sie gar nicht erst unter den ersten Zehn auftaucht, beweist es einmal mehr. Und das, obwohl die am 7. März 1973 geborene Spielerin, die sie alle nur „Minni" nennen, zu den besten Defensivspielerinnen der Welt gehört.

Ihre sportlichen Erfolge reihen sich wie an der Perlenschnur:

Deutsche Meisterin wurde sie fünfmal - 1995 und 1998 mit dem FSV Frankfurt, 2001, 2002 und 2003 mit dem 1. FFC Frankfurt, den DFB-Pokal hat sie dreimal gewonnen (1992, 1995 und 1996), den UEFA-Pokal einmal (2002).

Im Jahr 2004 wechselte die 1,73 große, 68 kg schwere Hessin an die Ahr, mit 31 Jahren und nach vielen gewonnenen Titeln suchte sie bei einer jungen, noch nicht arrivierten Mannschaft eine neue Herausforderung. Die Bilanz der ers­ten Saison 2004/2005 kann sich sehen lassen, der SC 07 wurde mit und auch wegen Sandra Minnert Fünfter.

Ihrer Nationalmannschaftskarriere hat der Wechsel in die Provinz keinen Abbruch getan. Das erste Länderspiel machte sie am 28. Mai 1992, mittlerweile sind es sagenhafte 126 Spiele im Nationaltrikot. Bilanz: Einmal Weltmeis­terin (2003), einmal Vizeweltmeisterin, zwei olympische Bronzemedaillen und viermal Europameisterin. Diesen Titel hat sie gerade erst wieder errungen, im Juni bei der Euro in England stand sie als einzige Spielerin aus Bad Neuenahr im Kader der deutschen Elf, steuerte ein sehenswertes Freistoßtor zum 4:1-Sieg im Halbfinale gegen Finnland bei und zählte im Endspiel gegen die Norwegerinnen zu den auffälligsten Akteurinnen.

Vielleicht treffen Sie die sympathische Ausnahmespielerin, die in Neuenahr nicht nur kickt, sondern auch wohnt, mal in einem Café, im Kino (sie mag Keanu Reeves und Richard Gere), beim Italiener oder Griechen oder einfach in der Fußgängerzone. Sie dürfen sie ruhig ansprechen, sie freut sich.

Auf jeden Fall sehen können Sie Sandra Minnert im Apollinaris-Stadion, wo sie bei den Heimspielen des SC 07 ihre Fußballstiefel schnürt. Falls sie sie nicht gleich erkennen, sie ist der Blondschopf mit der Rückennummer 2. Im Spiel wird sie Ihnen rasch auffallen, denn auf dem Rasen setzt der stille Star stets Akzente.

Die Fußballspielerin Sandra Minnert, 2005