Ein Festival der Farben und Düfte

Das Rosendorf Löhndorf im Frühsommer

Jochen Tarrach

Offizielles Rosendorf seit 2004

Seit dem 19. Juni 2004 ist es offiziell: Löhndorf wurde während des Kongresses des Vereins Deutscher Rosenfreunde (VDR) nach Seppenrade, Steinfurth, Noggenschwiel und Schmitshausen zum fünften deutschen Rosendorf ernannt. Jetzt singt es mit im Konzert so berühmter Rosenstädte wie Baden-Baden, Eltville und Uetersen. Ein Bus mit Bürgerinnen und Bürgern aus Löhndorf fuhr nach Zweibrücken, um gemeinsam die für das Dorf his­torische Stunde der Ernennung mitzuerleben. Eine schöne Urkunde, auf welcher der begehrte Titel rund um die königliche Blume offiziell bestätigt wird, ziert nun das Löhndorfer Gemeindehaus „Alte Schule“.

10000 Rosenstöcke

Die Zahl der Bewerber geht alljährlich in die Hunderte, denn viele Orte möchten den werbewirksamen Titel eines VDR-Rosendorfes gerne auf ihr Ortsschild schreiben, aber die Auswahlkriterien sind streng.

Viel Arbeit hatte der Löhndorfer Rosenverein rund um den Vorsitzenden Rolf Berger und den liebevoll „Rosenpapst“ genannten Initiator Johannes Urbanek zu leisten, ehe es soweit war. Begeisterte Mitstreiter wie Ortsvorsteher Friedhelm Münch und der Ortsbeirat, Stadtbürgermeister Wolfgang Kroeger und zahlreiche Bürger waren notwendig, um nahezu jedes Beet in Löhndorf mit den herrlichsten Rosen geschmackvoll zu bepflanzen. Der ganze Ort erstrahlt im Frühsommer nun in den herrlichsten Blütenfarben und dürfte in weiter Umgebung einmalig sein. In den vergangenen Jahren war im Herbst und Frühjahr regelmäßig große Pflanzzeit. An den Ortseingängen und Straßenrändern legten eifrige Vereinsmitglieder neue Beete an und setzten unter fachmännischer Anleitung Reihen neuer Rosen. Insgesamt dürften es mittlerweile rund 10 000 Rosenstöcke geworden sein. Kernpunkt ist der Rosengarten rund um die Pfarrkirche St. Georg und natürlich der über 1000 Quadratmeter große Rosengarten von Johannes und Edith Urbanek in der Vehner Straße. Kein Bürger im Dorf, der nicht mindestens einen Rosenstock auf seinem Grundstück hat. Nicht nur die Mitglieder des Rosenvereins finanzieren die Pflanzaktionen, sondern auch der Ortsbeirat hat Mittel dafür im Haushalt bereit gestellt und auch die Stadt Sinzig hat Zuschüsse gegeben.

„Unser Verein ist so etwas wie ein Verschönerungsverein“, sagt Vorsitzender Rolf Berger, denn durch viele Blumen wird die Lebensqualität im Ort und die Attraktivität erheblich gesteigert. Das schließlich hat auch die Rosenfreunde der Republik überzeugt, sodass der VDR-Vorsitzende, der Baden-Badener Gartenbaudirektor i. R. Bernd Weigel, im Rahmen der Feierstunde in der Zweibrücker Karlskirche die begehrte Urkunde mit der Auszeichnung „Rosendorf Löhndorf“ verleihen konnte.

Anfänge im Rosengarten
der Familie Urbanek

Das war natürlich keine Sache von einem Jahr, sondern ein Prozess, der sich über Jahre entwickelte. Allein der Liebhaberei des ehemaligen Wasserwerksmonteurs Johannes Urbanek und seiner Ehefrau Edith für Rosen ist letztlich diese hohe Auszeichnung zu verdanken.

In vielen Jahren gestalteten sie aus Lust und Freude ihren Garten zu einem wahren Rosenparadies. Fast 350 Rosenstöcke von 92 verschiedenen Arten stehen auf ihrem Stückchen Land und machen es zu einem Festival der Farben und Düfte. Die herrlichen Blüten der Königinnen unter den Blumen haben die Urbaneks schon immer begeistert.

Rosen blühten ja schon vor Jahrtausenden auf der Erde, waren vor dem Menschen da. Forscher fanden sie in den tiefen Schichten des Tertiärs und Quartärs. Bei den Ägyptern, den Persern und Chinesen wurden sie kultiviert. Die Rose steht für die Sonne, gilt als Sinnbild des Unendlichen und Vollendeten. Karl der Große erließ um 795 n. Chr. das „Capitulare de Villis“ zur Gestaltung von Herrengärten und beschrieb, wie Rosen zu kultivieren sind. Erst später begannen die Menschen durch Züchtungen die Rosen zu veredeln. Ursprünglich waren sie nur einfache Blüten mit fünf Blättern. Heute zeigen sie sich in einer unglaublichen Farben-, Duft- und Artenvielfalt. Und diese große Vielfalt war es, die schließlich immer mehr Rosenfreunde in den Garten der Urbaneks zog, sodass es bald auch immer mehr Rosenliebhaber in Löhndorf gab. Nach der äußerst erfolgreichen Teilnahme des Ortes am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“, bei dem Löhndorf 1997 sogar Landessieger wurde, suchten die Löhndorfer neue Ziele bei der Dorfgestaltung, wollten zu neuen Ufern aufbrechen. Johannes Urbanek kam das gerade Recht. Er pflanzte nicht nur weiter seine Rosenstöcke, sondern seinen Mitbürgern auch den Gedanken an das Ziel in die Köpfe ein, offizielles VDR-Rosendorf zu werden.

Der „Rosenpapst“ Johannes Urbanek zeigt der Dame der Rose Michaela Wolff seinen Rosengarten in Löhndorf (2005)

Rosenverein Löhndorf

Im August 2002 wurde deshalb der Löhndorfer Rosenverein gegründet, dessen erster Vorsitzender Rolf Berger wurde. Johannes Urbanek wollte sich nicht mit Vereinsproblemen belas­ten. „Vereinsmeierei“ ist nicht sein Ding, sondern er wollte lieber als fachlicher Berater ganz nahe bei seinen Rosen tätig sein. Ob sie fachmännisch geschnitten werden müssen, neue Beete angelegt oder vorhandene gepflegt, ohne ihn geht es nicht. Er verstand es durch seine Begeisterung viele Bürger mitzureißen, sodass nun fast zu jeder Jahreszeit im Dorf die Pflegetrupps in den Beeten bei der Arbeit zu sehen sind.
Der Rosenverein musste gegründet werden, denn der Verein Deutscher Rosenfreunde (VDR) verlangt eine solche Organisation im Ort, um die Kontinuität der Rosenpflege sicherzustellen.

Löhndorf präsentiert sich als ein in blühende Rosen eingebettetes Dorf.

Die Rosen blühen nun im ganzen Dorf, die Ernennung zum Rosendorf ist vollzogen, und schon tut sich ein anderes Problem auf: Rosenfreunde aus dem In- und Ausland stürmen den kleinen Ort in solchen Scharen, dass zumindest in der Blütezeit die Infrastruktur kaum ausreichend ist. Hier gibt es noch viel zu tun. Die Löhndorfer tragen den Necknamen „Ochsen“ – und die lassen sich bekanntlich durch nichts aufhalten. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um neue Ufer in der Dorfgestaltung zu erreichen – und das wollen schließlich die Menschen in Löhndorf.