Der Basaltsteinbruch „Steimerich – Königssee“ bei Oberdürenbach

Rudolf Leisen

Die Einheimischen in Oberdürenbach und Umgebung sprechen noch heute vom „Steimerich“, wenn sie den Königssee meinen. Der „Steimerich (Steinberg) war eine Erhebung vulkanischen Ursprungs aus Basaltgestein. Die Entwicklung vom “Steimerich“, der weitgehend abgetragen wurde, zum Königssee soll hier skizziert werden.

Bereits im Jahre 1870 hatte die Steinfirma Bachem & Co aus Königswinter auf dem in der Nähe des Dorfes Oberdürenbach gelegenen „Steimerich“ verschiedene Parzellen erworben, um den dort lagernden Basalt abzubauen. Aus der Notsituation heraus waren die Landwirte der Region nach Missernten gezwungen, das Land am „Steimerich“ zu veräußern, um Brotgetreide zu kaufen. Aber erst Anfang der 1920er Jahre gelang es der Firma Bachem alle notwendigen Grundstücke für eine industrielle Ausbeutung des „Steimerich“ in ihren Besitz zu bekommen.

Das Vorhaben der Firma, hier einen Steinbruch und damit Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen, sahen viele als Chance an, neben der Landwirtschaft Geld zu verdienen.

Die Firma Bachem verpachtete das Gelände vor 1924 an die Firma Rauen & Co. Steinhandelsgesellschaft in Düsseldorf zur Basaltausbeutung. Hierzu wurde erst das ganze Gelände gerodet und der Mutterboden abgetragen. Zur Aufschließung des Steinbruchs wurden sofort Männer aus Oberdürenbach und Umgebung eingestellt.

Unter dem Vorarbeiter Philipp Keuler aus Niederdürenbach und drei weiteren Arbeitern startete das Unternehmen 1924. Bis zum Zweiten Weltkrieg 1939 hatte der Basaltbruch bei Oberdürenbach für die umliegenden Dörfer eine große wirtschaftliche Bedeutung. Er lieferte Arbeit und Brot. In verschiedenen Häusern mieteten sich Steinbrucharbeiter ein, die nicht aus den umliegenden Dörfern stammten. Sie erhielten Kost und Logis und waren sogenannte „Kostgänger“. Der Dorfchronist von Oberdürenbach äußerte für den Fortgang des Unternehmens den Wunsch: „Möge dieser ers­te Industriezweig den Wohlstand unserer armen Eifelbevölkerung heben“. In der Beschreibung des Unternehmens fährt er fort: „Inzwischen ist in dem Steinbruch große Arbeit geleistet worden. Weitere Arbeiter wurden eingestellt. Sprengschüsse lösen Stein und Erde. Kippwagen rollen auf Schienen. Steinschläger haben Pflastersteine hergestellt und in Schichten aufgestapelt. Gewaltige Sprengungen von 25 – 35 Ctr. Sprengstoff lösten 7000 – 8000 cbm Basalt. Viele Arbeiter sind mit dem Bau der Drahtseilbahn bis Oberzissen beschäftigt. Pferde- und Ochsengespanne leisten Fuhrdienste, allerdings ist der Lohn noch sehr gering, soll aber, sobald der Betrieb planmäßig arbeitet, tarifmäßig erhöht werden.“

Stolz posiert die Belegschaft des Steinbruchs 1928 für ein Gruppenfoto.

Viele Männer aus Oberdürenbach und Umgebung hatten damals in einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit eine Verdienstmöglichkeit in erreichbarer Nähe. Die Zusatzeinnahmen erlaubten kleine Anschaffungen in den Häusern, Investitionen in der Landwirtschaft und Verbesserungen der dörflichen Infrastruktur.

Die in Oberdürenbach gebrochenen Steine wurden mit der Drahtseilbahn nach Oberzissen befördert, dort z. T. zu Schotter zerkleinert und mit der Brohltalbahn zum Rhein nach Brohl transportiert. Von dort aus ging das Baumaterial für den Straßenbau, für Uferbefestigungen an Flüssen, Kanälen und am Meer per Schiff oder Reichsbahn weiter.

In der Zeit der Weltwirtschaftskrise zahlte die Firma Rauen 1929 immerhin 33 000,- Mark an Löhnen für die Arbeiter aus Oberdürfenbach und Büschhöfe. Die Zahl der im Basaltsteinbruch Beschäftigten stieg in Spitzenzeiten bis auf 120 Mann, welche täglich je nach Leistung 6 – 11 Mark an Tageslohn erhielten. Gearbeitet wurde im Akkord.

Mit gewaltigen Sprengungen wurden die Basaltsteine abgesprengt. Bei gelegentlichen Fehlsprengungen kam es zu erheblichen Sachschäden. So wurde bei einer solchen Fehlsprengung die gesamte Verladestation vernichtet.

Der Zeitzeuge Richard Müller (Jg. 1907) aus Schelborn berichtete mir 1998 über die gefährliche Arbeit im Steinbruch:„ Ich selbst habe in den Jahren 1929 – 31 auf dem Steimerech, wie der Königsee bei uns genannt wird, für 52 Pfennig pro Stunde im Basaltsteinbruch gearbeitet. Auf Anordnung des Bruchmeisters Stüber haben wir einen Stollen gegraben, um Sprengungen vorzubereiten. Bei diesen Arbeiten wurden die Arbeitskameraden Jakob Pohl aus Schelborn, Schneider, Büschöfe und Groß aus der Wollscheid verschüttet und konnten nur schwer verletzt geborgen werden. Auch andere Arbeitskollegen wurden von Steinschlägen zum Teil schwer verletzt. Hubert Weber aus Schelborn wurde bei den Arbeiten durch einen Steinschlag getötet.“

Dieser Vorfall wurde auch von dem Zeitzeugen Rudolf Schneider aus Oberdürenbach bestätigt. Mit einem Pferdefuhrwerk fuhr er die Leiche des tödlich verunglückten Hubert Weber nach Schelborn.

Das Brechwerk in Oberzissen, im Hintergrund Burg Olbrück

Wegen des ständigen Einbruchs von Quellwasser in den Steinbruch mussten damals bei Tag und Nacht Pumpen laufen, damit der Steinbruch nicht von Wasser überflutet wurde. Als dann während des Zweiten Weltkrieges ab 1943 die Arbeiten ruhten, sammelte sich soviel Wasser an, sodass an eine Wiederaufnahme des Betriebes nach 1945 nicht mehr zu denken war. Es war ein etwa 1 h großer See mit einer Wassertiefe von bis zu 30 m entstanden.
Schon während des Krieges wurde der See im Steinbruch zum Baden genutzt.

1954 berichtete die Presse dann : „... Für die Jugend ist er ein beliebter Tummelplatz, und in den Sommermonaten herrscht ein reger Badebetrieb dort oben auf dem `Steimerich`, wie die richtige Bezeichnung dieses Distrikts heißt.“ Trotz Badeverbots hat sich dies fortgesetzt.

Das gesamte Gelände wurde in den 1950er Jahren an die Firma Horst & Jüssen verkauft. Doch auch dieses Unternehmen hat die Arbeit hier nicht mehr aufgenommen. Die Natur hat das Gelände um den Königssee längst wieder zurückerobert. Eine reiche Flora und Fauna hat sich hier angesiedelt. Dass es sich vormals um einen Steinbruch handelte, ist heute den meis­ten Wanderern nicht mehr bewusst.

Der Königssee bei Oberdürenbach, 2005:
Die Natur hat sich den ehemaligen Steinbruch längst zurückerobert.

Quellen und Literatur: