Bergbau und Eisenindustrie an der Ahr

In früheren Jahrhunderten hat einmal die Hüttenindustrie unserer Heimat Bedeutung gehabt. Früher kannte man noch nicht die Zusammenballung von Kohle und Eisenindustrie zu einem großen Industriegebiet, wie wir es heute gewohnt sind. Diese Form der Industrie begann sich erst seit der großen wirtschaftlichen Revolution in der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert zu entwickeln, als das Maschinenzeitalter seinen Siegeszug begann.

Heute finden wir noch an manchen Stellen Reste von Schachtanlagen, in denen Erze gegraben wurden. So wurden z. B. schon früh im Sahrtal zwischen Kreuzberg und Kirchsahr Blei, Eisen und Zink gegraben. An mindestens vier Stellen zwischen Kirch-sahr, Plittersdorf und der Kreisgrenze finden sich hier Reste alter Anlagen, dazu bei Binzenbach, bei Burgsahr, am Hochthürmen und bei Obliers. Dieses Gebiet gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten des Kreises und die Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, daß diese alte Siedlung mit den Erzfunden in einem unmittelbaren Zusammenhang steht. Diese Vermutung ist umso mehr begründet, als auch in einem anderen alten Siedlungstal, dem Tal des Kesselinger Baches, Erzfunde gemacht wurden und auch hier das Erz in alten Gruben abgebaut wurde. Hier wurde man vor allem in der Gegend von Kesseling, am Weidenbach und bei Watzel fündig, wo Kupfererze gefunden und abgebaut worden sind. Die hier angeschlagene Kupferader setzt sich auf der anderen Seite der Ahr noch fort und wurde auch zwischen Brück, Eind und Hönningen abgebaut. Im 18. Jahrhundert waren in diesem ganzen Gebiet und auch bei Eind noch Gruben in Betrieb. 1917 und 1918 wurden an einigen der verlassenen Schächte wieder Abbauversuche vorgenommen, die bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges anhielten.

Auch unter der Herrschaft Napoleons wurde in unserem Kreis fleißig nach abbauwürdigen Erzvorkommen gesucht. Grubeningenieure durchforschten das Gebiet. Sie untersuchten z. B. die Gegend von Brück, wo sie in Quarz eingesprengten spathaltigen Eisenstein und Kupferkies feststellten. Ebenso stellten sie in der Gegend von Wimbach bei Adenau Kupferkies fest und fanden Überreste von Bleierz. Bei Ahrweiler werden alte Stollen im Heckenbachtal erwähnt ebenso wie Spuren von Blei und Kupfererz (einer dieser Stollen ist heute noch auf einige Meter zugänglich). Es werden Kupfererze erwähnt in dem Wald von Remagen, wo um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch gegraben wurde. Bleierze werden auch bei Königsfeld erwähnt, wo der Name Bleikaul noch an sie erinnert, ebenso wie in der Nähe von Niederbreisig.

Eine wichtigere Rolle spielen die Eisenerze. Sie sind wesentliche Wirtschaftsgrundlage eines Teils der Bevölkerung des ehemaligen Herzogtums Aremberg gewesen. In den Bergwerken von Lommersdorf und bei Freilingen wurden die Erze gewonnen, und in der Ahrhütte und der Stahlhütte wurden sie verhüttet. Aus dieser Eisenindustrie sind die meisten der schönen Takenplatten hervorgegangen, die nicht nur in der Eifel, sondern auch in Belgien, Frankreich und anderen Ländern Aufstellung fanden.

Das Eisen aus diesem Aremberger Bergbau fand ebenso Verwendung in den Waffenwerken von Lüttich wie auch in den anderen Hütten der Eifel (etwa Jünkerath), wo es als Beimischung zu anderen Eisensorten unentbehrlich war. Seine Qualität war berühmt.

Mit dem Untergang des alten Herzogtums Aremberg erlosch auch der Glanz der Hütten. Schon kurz vorher war hier eine schwere Wirtschaftskrise eingetreten, als der Herzog die Ausfuhr seines Eisens verbot und die Verarbeitung in den eigenen Hütten nicht nachkam. Damals war ein Teil der Bergleute gezwungen, sich der Landwirtschaft zuzuwenden.

Auch Eisen suchten die napoleonischen Ingenieure im Ahrgebiet. Sie fanden solches auch bei Löndorf. Zu Abbauversuchen der Franzosen in größerem Stile ist es aber nicht mehr gekommen, da die Ereignisse darüber hinwegschritten. Als Preußen unser Gebiet übernahm, da kamen sehr bald diese kleinen Vorkommen nicht mehr in Frage; man konnte sich nun den größeren Vorkommen zuwenden und baute vor allem die Hüttenindustrie in anderen Gegenden aus. Die hierfür benötigten großen Erzmengen mußten aus größeren Vorkommen gewonnen oder eingeführt werden. Erst zur Zeit des Dritten Reiches und seiner Rüstungsindustrie wandte man sich auch wieder den kleineren Erzvorkommen zu, nachdem besondere Verhüttungsverfahren für wenig metallhaltige Erzvorkommen entwickelt worden waren. Schon vorher in den Zeiten der großen Wirtschaftskrise hatte man an einigen Stellen wieder Versuche unternommen, die aber zu keinem größeren wirtschaftlichen Erfolg führten. Die Wirtschaftsstatistik für 1938 wies im Kreis Ahrweiler dann wieder 100 Menschen aus, die im Bergbau tätig waren. Aber auch diesen Wiederbelebungsversuchen ist kein Erfolg beschieden gewesen. Der Erzbergbau im Kreis Ahrweiler gehört der Geschichte an.