DER NAMENSWIDRIGE HEUSCHRECK
Die Bauern mähen brav und
wacker
im Sommer Korn auf ihrem Acker,
daß Menschen, Hunde, Katzen, Pferde,
die Rinder- und die Schweineherde,
dazu der Hahn mit hundert Hennen
im Winter etwas knabbern können.
Jedoch grad in den letzten
Jahren
hat man es mehr und mehr erfahren,
daß Käfer, Raupen, Würmer, Maden
und andere, die nicht geladen,
in vieler Zahl und großen Mengen
sich ebenfalls zu Tische drängen.
Wie wir im Bilde können zeigen,
sieht einen Heuschreck man hier steigen
hinauf zu einer Weizenähre,
als wenn das so in Ordnung wäre.
Wir müssen diese Handlung
rügen:
Ein Heuschreck sollte sich begnügen
mit Heu nach seines Namens Ausweis,
dort, wo er füglich sich zu Haus weiß.
Der Rapsglanzkäfer glänzt im
Rapse,
der Kohlweißling weißt eben Kappse,
den Mehlwurm wurmt das Mehl, wesmaßen
Aaskäfer eben Käfer aßen.
Der Heuschreck soll das Heu erschrecken
und nicht nach Weizenähren lecken!
Wo blieb die Regel, und wo
kämen,
wenn alle keine Rücksicht nähmen
auf Namen, die der Mensch gegeben,
wo kämen wir da hin im Leben?!
Ein Schreck, der Weizenkorn will beißen,
wär' richtig Weizenschreck geheißen.
HERMANN JOSEF LINGEN