Was Johannes Kirschweng über den Sinn und die Aufgabe der Heimatjahrbücher sagt

Das Heimatbuch soll sorgen, daß Heimat immer mehr auch Heimat der Seele werde; dann reicht die Verbundenheit in eine Tiefe, die keiner irdischen Macht erreichbar ist. Daß das geschehe, muß die Heimattreue aus dem Dumpfen, Triebmäßigen emporgehoben werden ins helle Licht der Erkenntnis und Liebe.

So muß ein Heimatbuch den reichen und gesegneten Inhalt des Wortes „Heimat" deutlich machen.

Was ist Heimat? Heimat ist einmal die mütterliche Erde, die unserem Stamm und unsere Art geboren hat, die Gottes Sonne, Gottes Wolken und Gottes Stürme in sich aufnimmt, damit sie im Verein mit ihren eigenen, geheimnisvollen Kräften Brot und Wein bereiten, die auf unserem Tische ruhen und uns Kraft geben sollten zu reinem, guten Leben. Heimat ist Landschaft, und Landschaft, das sind die göttlichen Züge, die die Hand des Meisters ins Antlitz der Erde gezeichnet hat. Landschaft ist geformte Erde, Bildwerk aus der Werkstatt des ewigen Künstlers, der Berge an Berge zur Kette reiht wie Edelsteine, der die Täler mit aller Lieblichkeit des Blühens und Reifens erfüllt, der die Ebenen breitet als ein Sinnbild seiner Unendlichkeit und Silberflüsse in ihnen aufglänzen läßt wie den schimmernden Saum seines heiligen Gewandes.

Heimat ist erlebte Landschaft, umkämpfte, bewahrte, erfüllt von der Geschichte der Familien, der Städte und Dörfer. Unsere Heimat ist Heimat von Rittern und Helden, von Kämpfen und Siegen, von Sagen und Märchen. Heimat ist das Land, das durch den Schweiß unserer Ahnen bis zu Vater und Mutter herab fruchtbar geworden ist. Für diese Heimat haben wir selber gekämpft und gelitten, für diese Heimat sind unsere Brüder gestorben.

Heimat ist geweihte Landschaft, Mutterboden für all die Gotteshäuser, schlicht oder prächtig, die seit fast einem Jahrtausend in jedem Säkulum erstanden, Mutterboden auch für die wahrhaft Frommen und Heiligen, die unter uns waren wie Lichtlein von Gottes ewigem Licht. Heimat ist der heilige Acker, dem wir die Saat unserer Toten anvertrauen, damit er sie dereinst zurückgebe als die wahrhaft Lebendigen zum ewigen Leben. Unsere Heimat ist heimlich umwoben vom Licht der unzähligen Segnungen, die seit den Uranfängen des Christentums sie geweiht haben, vom Glorienlicht des Herrgotts selber, der immer wieder die Einsamkeit seines Hauses verläßt, um Menschenwege zu gehen und zu begnaden.

Das ist Heimat, und das Heimatbuch soll Kunde davon geben. Nicht hauptsächlich in Betrachtungen und Erwägungen über diese Dinge, sondern in Geschichten und Sagen, in Gedichten und Liedern, in Schilderungen und Bildern.

Das Heimatbuch soll, ohne zu predigen, lehren, der Heimat dankbar zu sein als der mütterlichen Erde unserer Herkunft, heimatliche Landschaft zu schauen mit bereitem, freudigen Auge, diese Landschaft zu bevölkern mit den Helden und Heiligen, die sie weihten, soll endlich lehren, Heimat als heiliges Land zu sehen, das einmal Teil sein wird der neuen Erde, überstrahlt von Gottes neuem, ewigen Himmel.