Jahrhunderte schaut' ich ins Eifelland,
schon als die Burg noch hier oben stand.
Um meine Glocken ward Tag und Nacht,
vieltausendmal Sonnen= und Mondenpracht.
Sie tragen noch Sprüche wie vor all den Jahren,
als der tüchtige Gießer sie hergefahren
und froh wie die Herren und Bauersleute
wartete auf mein erstes Geläute.
Wie oft seitdem ist mein Mund erklungen,
hat in die Berge geschrie'n und gesungen:
Brandnot! Brand!
Alter Glockenturm

Bauer, hilf, sei bei der Hand!
Und raste der Donner um meinen Sitz:
Sturm! Wetter und Sturm!
Wahrt euch vor dem Blitz! . , .
Mit tiefem Gesumm und heller Melodei
begrüßt' ich des Kindleins ersten Schrei
und sah voll Wehmut und Hoffnung hinab
auf jedes frisch geschaufelte Grab;

denn mir zu Füßen ruhen sie all,
die je geatmet in meinem Hall . . .
Bin alt geworden, doch fühl' ich noch immer
auf meinem Haupt gern des Frührots Schimmer
und lausche so gern im Gestühl den Spatzen,
wie sie da oben schwadronieren und schwatzen,
bis der Andres den schweren Bombaß zieht
und alles entsetzt durch die Luken flieht . . .
Bin alt geworden über all dem Getön,
's war vieles gar schwer, aber vieles auch schön.
Weiß nicht, was jetzt aus mir werden will;
wer weise wird, denk' ich, der wird auch still.
So stand ich lange auf Eifeler Erde,
bis ich, wie der Mensch, wieder Erde werde! . , .

E. K. PLACHNER (Aus „Heimaterde")