Die Rheinische Kohlebürstenfabrik in Ahrweiler

Inmitten des romantischen Ahrtales, eingebettet zwischen Weinbergen und Wäldern, liegt die Rheinische Kohlebürstenfabrik Franz Wenzel KG., Ahrweiler. Die Erzeugnisse dieses im Jahre 1921 gegründeten Werkes genießen einen guten Ruf in aller Welt. Mehr als ein Viertel der „Rekofa"=Fabrikate wird exportiert. In zähen Bemühungen der vergangenen Jahre wurde der Anschluß an den Weltmarkt wiedergewonnen.

Mit dem Anwachsen der Belegschaft von 157 am Tage der Währungsumstellung 1948 auf heute 460 ging eine großzügige Erweiterung und Modernisierung der Werkshallen Hand in Hand. So stellt das Unternehmen als das einzige Werk seiner Art in Rheinland=Pfalz für die Wirtschaft des industriearmen Kreises Ahrweiler einen ganz bedeutenden Faktor dar. Viele unserer Leser werden sich sicher keine klare Vorstellung über Kohlebürsten, ihre Herstellung und ihre Verwendung machen können. Deshalb hier einige erklärende Worte:

ALLGEMEINES ÜBER DIE ENTWICKLUNG DER KOHLEBÜRSTE

Der Ausdruck „Kohlebürste" führt auf die ersten Anfänge der Elektrotechnik zurück, als die Kommutatoren der Dynamos und Motoren mit wirklichen Bürsten aus Kupferdraht ausgestattet waren. Bald wurden die Vorteile der künstlichen Kohle als „Bürste" erkannt, so daß schon vor der Jahrhundertwende die Technik in schnellschreitender Entwicklung Schleifkontakte aus künstlicher Kohle verwendete. Diese wurden dann in Anlehnung an die Metallbürsten als „Kohlebürsten" bezeichnet. Seit der Einführung der Kohlebürsten ging der Fortschritt des Elektromaschinenbaues Hand in Hand mit der Weiterentwicklung der Kohlebürsten. Die besser geeigneten Bürsten aus künstlicher Kohle ermöglichten einen raschen Anstieg im Bau leistungsfähigerer Maschinen; diese wiederum forder-ten eine Vervollkommnung der Kohlemarken, bis sich so im Laufe der Jahrzehnte eine bedeutende Spezialindustrie für Kohlebürsten entwickelte, welche ohne Zweifel viel zum heutigen Stand des elektrischen Maschinenbaues beigetragen hat.

Kohlebürsten

für alle

elektrischen Maschinen

Heute ist der Begriff „Kohlebürsten" sehr weitgreifend. Er ist der Sammelname für die Vielzahl der vorkommenden Schleifkörper auf Kollektoren und Schleifringen. Je nach Rohstoffzusammensetzung und Herstellungsweise

Kohleringe

Autokupplungsringe Autodichtungsringe Turbinendichtungsringe

werden allgemein folgende Hauptgruppen unterschieden: Hartkohlen, Grafitkohlen, Elektrografitierte Kohlen und Bronzekohlen.

HERSTELLUNG DER KOHLEBÜRSTEN Den meisten Verbrauchern von Kohlebürsten sind die vier Hauptgruppen der Kohlebürsten bekannt. Nur wenige aber kennen die Schwierigkeiten, die mit der Herstellung verbunden sind. Nachstehend einiges über die zur Anwendung kommenden Rohmaterialien und deren Verarbei-tung bis zur fertigen Kohlebürste. Schon die Auswahl und Aufbereitung der Rohstoffe erfordert große Sorgfalt, da von ihrer gleichbleibenden Beschaffenheit weitgehend die Güte und Gleichmäßigkeit der Erzeugnisse abhängt. Aus den hierfür zur lischen Pressen Platten und Profilstäbe geformt.

Klemmbretter

Klemmbrettverbindungen

Diese sog. „grünen" Preßlinge kommen in gasgefeuerte Glühöfen, wo ihre Bindemittel verkoken. So entstehen aus den Kohlestoffpulvern der Mischung und dem sie umhüllenden und verkittenden Bindekoks festgefügte Körper. Da einerseits die beim Glühen entstehenden Dämpfe Zeit haben müssen, aus den Preßlingen zu entweichen, ohne sie zu zersprengen, andererseits die geglühten Teile zur Vermeidung von Oberflächenspannungen und der durch diese heraufbeschworenen

Kollektoren

Schleifringkollektoren

Bruchgefahr sich nur langsam abkühlen dürfen, ist der Glühprozeß langwierig. Er dauert durchschnittlich drei Wochen. Nach dem Glühen ist das Ausgangsmaterial für Hart= und Graphitkohlebürsten in Platten= oder Stangenform fertig. In Elektrografit umzuwandelnde Kohlekörper werden nach dem Verkoken im normalen Glühöfen noch der außerordentlich hohen Temperatur der Elektrogafierungsöfen ausgesetzt. In ihnen werden sie zwisehen die beiden stromzuführenden Elektroden gepackt, mit Kohlegrieß in dicker Schicht allseitig zugedeckt und mit elektrischem Strom langsam auf etwa 2500° G erhitzt. Die verkokten Preßlinge dienen dabei selbst als Heizelement im stromleitenden Kern des Ofens. Nach Beendigung dieses zweiten Glühprozesses bestehen die Formstücke aus reinstem, mikrokristallinen, dichten Elektrografit.

Zur Herstellung von metallhaltigen Kohlekörpern wird Grafit mit feinkörnigem Kupferpulver vermischt, zuweilen auch mit Zusätzen von Blei, Zinn oder Zink. Auf besondere Bindemittel kann hier in der Regel verzichtet werden, weil das beim Glühen sinternde Metallpulver die Grafitteilchen in einem zusammenhängenden, leitfähigen Gerippe umschließt. Die so gefertigten Platten oder Stangen werden Stück für Stück auf Härte, elektrischen Widerstand und in Stichproben auch auf spezifisches Gewicht und Festigkeit geprüft. Mikroskopische Untersuchungen geben Aufschluß über das Gefüge, chemische Analysen prüfen die Zusammensetzung des Materials. Außerdem werden auf besonderen Prüfkörpern die Laufeigenschaften der einzelnen Marken dauernd überwacht.

Zur Herstellung der endgültigen Form.werden die Kohleplatten zunächst geschliffen und entsprechend den gewünschten Abmessungen durch Trennscheiben zerlegt. Die Formgebung wird abgeschlossen durch das Anbringen etwaiger Bohrungen, Nuten, Abschrägungen, Rundungen und Armaturen.

ANWENDUNGSGEBIET DER KOHLEBÜRSTEN

Das Anwendungsgebiet der Kohlebürsten erstreckt sich auf sämtliche Elektromaschinen, bei denen eine Stromübertragung zwischen rotierenden und stillstehenden Maschinenteilen zu erfolgen hat, insbesondere Gleichstrom= und Wechselstrom=Maschinen.

Zum Fertigungsprogramm gehört weiter der Bau von Kollektoren, Bürstenhaltern und Kontaktmaterial, weiter die Herstellung von Schleifringkörpern und Klemmbrettern.

In einem mit allen modernen Prüfgeräten ausgestatteten Prüffeld werden alle Fertigerzeugnisse, bevor sie das Werk verlassen, auf „Herz und Nieren" geprüft. Das neu eingerichtete Laboratorium dient der Erforschung und Entwicklung von neuen, ständig verbesserten Qualitäten und sichert so den Anschluß an den neuesten Stand der Technik.

Auch für die notwendige Werkshygiene ist bestens gesorgt. Moderne Wasch= und Duschräume sowie ein großer Aufenthaltsraum stehen der Belegschaft zur Verfügung. Auch der Körperbehinderten hat sich der Betrieb in sozialer Weise angenommen und 30 Schwerbeschädigten, z. Tl. aus dem weiten Hinterland, Arbeitsplatz und Existenz geboten. Insgesamt 26 Betriebsangehörige konnten schon das 25jährige Arbeitsjubiläum feiern. Für ihre altbewährten Mitarbeiter hat die Firma eine zusätzliche Altersversorgung eingerichtet.