Im Dorf entstand ein Eulenwald

VON PETER WEBER

Der Fremdenverkehr gewinnt auch für die Eifeldörfer unseres Heimatkreises in zunehmendem Maße an Bedeutung. Es sind allerdings dazu noch mancherlei Voraussetzungen zu schaffen, um die von der Natur und der Landschaft gegebenen Möglichkeiten in der rechten Weise und im erforderlichen Umfange nutzen ZU können. Ein Dorf, dessen Fremdenverkehr einen großen Aufschwung nahm, ist Ohlenhard, über dessen Geschichte berichtet werden soll. Zu den Höfen, die in den Anfängen der Besiedlung des Höhenrückens zwischen Dreisbach und Armutsbach nördlich der Ahr entstanden, gehörten der Bütscheider- und der Etscheider-Hof. Der Bütscheider-Hof lag zwischen den heutigen Orten Lommersdorf und Ohlenhard, etwa 15 Minuten von Ohlenhard entfernt. Der Besitzer dieses Hofes, Paul Bütscheid, mußte längere Zeit dort eine Niederlassung von Räubern dulden. Als er schließlich diese Verhältnisse leid war, tauschte er den Hof und seine Besitzungen gegen ein Stück Land, das an dem Wege nach Laufenbach lag, mit dem Herzog von Aremberg. Der Familien- und Flurname Bütscheid hat sich bis heute in Wershofen und Ohlenhard erhalten.

Der Etscheider-Hof, der östlich des jetzigen Ohlenhard lag (Flurbezeichnung heute noch) wurde durch Feuer zerstört. Die Volkssage erzählt, daß die ersten Bewohner noch Heiden waren und einen heidnischen Tempel errichteten, der aber später in eine christliche Kirche umgewandelt wurde. Die nahe liegenden Fluren werden heute noch „am Backofen" und „Kirchtal" genannt.

Solange die vorgenannten Höfe bestanden, gehörten ihren Besitzern die meisten Ländereien ihrer Umgebung. Ein Teil dieser Ländereien führte den Namen „Ohlenhard" (Ulen = Eulen, Hardt = Wald) und war stark mit Waldungen besetzt.

Ohlenhard

 Hier wurden damals viele Holzkohlen gebrannt, worauf heute noch zahlreiche Köhlerstellen im Walde hinweisen. Lange Zeit begnügten sich die Köhler mit einfachen Hütten, bis schließlich einer ein festes Wohnhaus errichtete. Dem folgten im Laufe der Zeit mehrere und so entstand dort ein Dorf, das heute noch den Namen Ohlenhard führt. Die Bewohner des vorgenannten Etscheider-Hofes mußten an den Pfarrer von Aremberg jährlich 6 Malter Hafer und 1 1/2 Malter Korn abgeben. Im Jahre 1762 brannte der Hof ab. Die letzten Bewohner zogen nach Ohlenhard. Ihre Ländereien wurden gegen geringe Pacht verpachtet und zu „französischen Zeiten" in Parzellen verkauft. Wie dieser Etscheider-Hof, so wurde auch der Distrikt „Die Eck" und der „Grünewäßem" alljährlich zum besten des Aremberger Pastors verpachtet. Die Pacht ließ der Pfarrer von einem „Empfangsmanne" eintreiben. Das Einkommen der Pfarrer muß sehr mager gewesen sein, so daß sie oft, gleich dem Kuhhirten, auf den Bauerntisch angewiesen waren.

Ohlenhard gehörte immer zur Pfarrei Wershofen. Nach altem Herkommen lieferte es dem Pfarrer ein Trierisches Klafter Holz. Als es 1847 hieß, eine neue Orgel anzuschaffen, half die Bevölkerung Ohlenhards besonders freudig mit. Sie erboten sich sogar, dem Pfarrer zur Bestellung des Pfarrwittums zwei Tage im Jahre gegen Beköstigung ihre Gespanne zur Verfügung zu stellen. Im Jahre 1839 trennte sich Ohlenhard als Gemeinde von Wershofen. Die Einwohnerzahl betrug im Jahre 1850 118, es waren damals 20 Häuser vorhanden.

Heute kann Ohlenhard für viele Gemeinden ein Vorbild sein, wenn sie, günstige landschaftliche Verhältnisse vorausgesetzt, dem Fremdenverkehr den gebührenden Platz einräumen wollen. Der Zug zum Lande wird von Jahr zu Jahr stärker und das Bedürfnis für ein ruhiges Wochenende außerhalb der Stadt immer größer. Diese Gegebenheiten können von den Gemeinden im oberen Ahrkreis, die ja in etwa einer Autostunde von Köln aus zu erreichen sind, noch in weit größerem Maße als bisher genutzt werden. Hierzu kann auch die Aktion „Unser Dorf soll schöner werden" beitragen.