Ein Gemeinschaftswerk als Beitrag zur Reinerhaltung der Gewässer

VON ALFRED ERMERT

Wer heute durch die Eifel wandert, wird feststellen, daß sich in den letzten Jahren das Ortsbild in den meisten Dörfern wesentlich geändert hat. Die Straßen sind staubfrei ausgebaut, und in den Straßenrinnen ist von der bisher üblichen Beseitigung des dörflichen Abwassers nichts mehr zu sehen. Kanäle sind verlegt, und die Abwässer werden unterirdisch abgeleitet. Es hat sich das Schlagwort vom „kanalisierten Bürger" entwickelt. Wer jedoch die Sache weiter verfolgt, wird feststellen müssen, daß durch diese Maßnahmen die sonst klaren Bäche und Bächlein nicht mehr zum Baden und Angeln einladen. Sie sind inzwischen zum größten Teil als offener Abwasserkanal anzusehen. Wie man diesen Ubelstand beseitigen und die Gewäser klar und sauber erhalten kann, dafür haben die Städte und Gemeinden an der unteren Ahr durch ein vorbildliches Gemeinschaftswerk ein Beispiel gegeben. Ein 12 km langer Hauptsammelkanal nimmt die Abwässer aus den Städten und Gemeinden auf und leitet sie einer in der Nähe Ahrmündung errichteten mechanisch-biologischen Kläranlage zu.

Es bedurfte mehrjähriger gemeinsamer Verhandlungen, bis im Jahre 1962 der Abwasserverband „Untere Ahr" als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zustande kam. Mitglieder dieses Verbandes sind die Städte und Gemeinden Ahrweiler, Bad Neuenahr, Gimmigen, Heimersheim, Lohrsdorf, Bodendorf, Remagen und Sinzig mit einer derzeitigen Einwohnerzahl von rd. 36 ooo. Weitere Gemeinden werden sich diesem Verband noch anschließen.

Mit einem symbolischen Spatenstich wurde im Mai 1963 mit der Ausführung des Hauptsammeikanals von Sinzig bis zum Ahrtor in Ahrweiler begonnen. Die Bauzeit hierfür betrug zwei Jahre. Während der Bauarbeiten für diesen langen Kanal wurde mit der Errichtung der Kläranlage begonnen.

Im Oktober 1067 konnte die gesamte Anlage in Betrieb genommen werden. Die Kläranlage ist so bemessen, daß sie unter Berücksichtigung des Einwohnerzuwachses und anfallender gewerblicher und industrieller Abwässer für rd. 100 ooo Einwohner ausreicht.

Die Anlage gliedert sich in einen mechanischen und einen biologischen Teil. In dem mechanischen Teil wird das Abwasser in einem großen Becken vorgeklärt. Der sich dort ansammelnde Schlamm wird in einem beheizten Faulturm zum Ausfaulen gebracht. Dieser ausgefaulte Schlamm ist völlig geruchlos und kann zu Düngezwecken und zur Kompostherstellung Verwendung finden. In dem biologischen Teil wird das vorgeklärte Abwasser durch Belüftung mit Sauerstoff angereichert, um das natürliche Wachstum von Kleinstlebewesen (Bakterien) zu fördern, die die organischen Bestandteile des Abwassers aufzehren. In einem großen runden Nachklärbecken setzt sich der sogenannte Belebtschlamm ab, und durch eine Oberlaufrinne fließt das fertig behandelte Abwasser ohne jegliche Trübungserscheinung in die Ahr ab.

Dieses Gemeinschaftswerk hat einen Kostenaufwand von rd. 8 Millionen DM erfordert. Wenn auch die Gewährung von erheblichen Beihilfen des Landes Rheinland-Pfalz für den Verband eine wesentliche finanzielle Hilfe bedeutet hat, bleibt die Belastung für die einzelnen Mitgliedsgemeinden immer noch sehr hoch. Daß diese Kosten von den Gemeinden nicht umsonst aufgebracht wurden, zeigt sich schon nach der kurzen Zeit der Inbetriebnahme dieses Gemeinschaftswerkes. Am Unterlauf der Ahr sind die besonders von den Kurgästen geschätzten Wege entlang der Ahr wieder zu begehen, ohne den früheren Geruchsbelästigungen und unhygienischen Anblicken des Wasserlaufs ausgesetzt zu sein.

Kläranlage in Sinzig - Auslauf aus dem Nachklärbecken in die Ahr
Foto: W. Ostgathe

Kläranlage in Sinzig - Gesamtansicht