Historischer Streifzug durch das Brohltal

VON KARL SCHÄFER

Brohl. Die Sage erzählt von unserem Orte, daß er aus einer Ansammlung von sieben adeligen Höfen entstanden sei. Mag dem so sein; Tatsache ist jedenfalls, daß Brohl auf ein hohes Alter zurückblicken kann. Seine Lage am Eingang des Brohltales („Tal des Segens" verdiente es genannt zu werden) war für eine Ansied-lung wie geschaffen. Burggraf Johann V. von Rheineck trug 1325 die bereits bestehende Burg in Brohl dem Trierer Erzbischof Balduin gegen eine Zahlung von 400 Mark zum Lehen auf; zu dieser Gabe Johannes gehörten auch noch vier Morgen Weinberge in Breisig. Die Burg in Brohl befand sich auch einmal im Besitz der Familie von Metternich und gelangte durch Heirat an die im Siegerland begüterte Familie von der Hees. Infolge Aussterbens der Familie von der Hees gelangte das Burghaus in Brohl durch Kauf an Karl Joseph Dinget; er war Konsulent, Archivar und Kassierer des reichsritterschaftlichen Kantons Niederrhein. Sein Sohn Hugo war ein sehr bekannter Münzfachmann, er starb 1827 in Brohl. Seine Nachkommen leben heute noch in Niederbreisig. Um die Schweppenburg, im vorderen Brohltal, raunt geheimnisvolles, romantisches Wispern, 1377 erhielt Arnold von Schweppenburg, ein Andernacher Ratsschöffe, die Schweppenburg zu Lehen. Sie gelangte dann im Laufe der Jahrhunderte in die Hände verschiedener Familien, bis sie 1716 Rudolf Adolf von Geyer erstand. Man sagt, die Familie von Geyer entstammte einem alten kölnischen Geschlecht, das von seinem Hause Geyer in der Rheingasse den Namen Gyr oder Geyr angenommen habe; es ist aber lediglich eine Vermutung, wahrscheinlicher schon ist die Herkunft von einem Johann Gyr, Gograf zu Warburg im Paderborner Land. 1288 wird ein Gograf Johann Gyr erwähnt, ebenso ein Gograf gleichen Namens 1493 in Wärburg. 1643 starb ein Gograf Herbold Gyr, dessen ältester Sohn Peter der Vater des oben erwähnten Rudolf Adolf von Geyer war; Peter wurde in den Freiherrnstand erhoben. Die Familie von Geyer hatte es zu großem Reichtum gebracht; Rudolf Constanz, des Rudolf Adolf Sohn, hatte von zwei Verwandten die erstaunliche Summe von 140000 Reichstalern ererbt. Diese Summe zerrann ihm unter den Händen. Sein jüngster Sohn, Max von Geyer heiratete ein Fräulein von Wassennaar gegen den Widerstand der Mutter der Braut. Aber wie es schon im menschlichen Leben ergeht: Im Leid hielt Frau von Geyer zu ihrem Mann, im Glück trennte sie sich von ihm. Die Ehe wurde geschieden. Wenn man von der Schweppenburg erzählt, so soll nicht der Namen eines Hausgeistlichen Sackmann vergessen werden; er setzte auf der Schweppenburg dem französischen Revolutionsgeneral Lefebore heftigen Widerstand entgegen. Lefebore, der einen mutigen Mann zu schätzen wußte, ließ ihn frei.

In der Nähe der Schweppenburg liegt das Dorf Niederlützingen. 1163 wird ein Reinmarus de Lucinc erwähnt. 1301 wird ein Lambert, Ritter von Lützing als Schultheiß in Breisig genannt. Lützingen besitzt eine dem hl. Larnbertus geweihte Kirche. Links von der Brohltalstraße liegt in der Nähe von Bad Tönnisstein das Dorf Kell; die Pfarrkirche ist dem hl. Lubentius geweiht. Vordem besaß die Abtei Maria Laach hier einen bedeutsamen Hofbesitz.