Alexander Baldus +

Der Schriftsteller Alexander Baldus ist nach schwerer Krankheit in einem Koblenzer Hospital im 71. Lebensjahr gestorben. Alexander Baldus galt weithin als eines der letzten literarischen Originale unseres Landes. Umgeben von seinen Büchern und Zeitschriften, lesend oder schreibend, lebte er meist in großer Zurückgezogenheit.

Mit knapp zwanzig Jahren begann er zu schreiben. Seine Kulturberichte aus dem rheinischen Raum, seine abgewogenen Rezensionen, erschienen früher in vielen Zeitungen des Landes. Der Name Alexander Baldus wurde im Zusammenhang mit dem Rheinischen Dichterbund genannt, dem Jakob Kneip, Alfons Paquet, Heinrich Lersch und Leo Sternberg angehörten. Schon während seines Philologiestudium in Bonn gelangte er mit der nordischen Dichtung in Berührung. Aus einer zögernden, allgemeinbildenden Orientierung erwuchs eine so ernsthafte, gründliche, vielseitige Beschäftigung, daß sie ihn bis in seine letzten Lebensjahre nicht mehr losließ.

Alexander Baldus gab Anthologien skandinavischer Lyrik und Prosa heraus und übersetzte aus dem Schwedischen, Norwegischen, Dänischen. Unter den Autoren befanden sich Pär Lagerkvist und Sigrid Undset. Der weitgereiste Mann - er kannte Italien, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Skandinavien und Israel - arbeitete in letzter Zeit als Kritiker für literarische Zeitschriften. Not und Einsamkeit wurden ihm dabei nicht erspart, ja, er wurde zuletzt fast ein makabres Beispiel dafür, daß man im Deutschland von heute von Literatur nicht mehr leben kann. Ein Max Tau hatte einst in Alexander Baldus „einen Mitstreiter für die Ideale" gesehen, „für die es zu leben gilt". Von Idealen allein kann heute ein Schriftsteller nicht mehr satt werden. So war er auf Mildtätigkeit angewiesen. Sein Tod war daher für ihn eine Erlösung.