Das Mauerblümchen

Bescheiden und oft winzig klein,
Zufrieden mit dem Spalt im Stein,
So blüht das Mauerblümchen dort,
Wo die Natur ihm wies den Ort.
Es trotzt dem Regen und dem Wind,
Die Feinde aller Blumen sind.

Der Kenner nur sieht seine Pracht,
Die still verborgen blüht und lacht.
Er sieht auch hier die Wunderhand,
Aus der die Blütenpracht erstand.
Die sich im Frühlingsreigen schwingt,
Zu dem die Nachtigall ihr singt.

Nicht anders ist's im Menschenleben.
Stets wird es Mauerblümchen geben,
Die still bescheiden bei den Alten
Beim Tanzen sitzend sich verhalten.
Wenn sich im Takt die ändern neigen
Und ihre schönen Kleider zeigen.

Glück ließ schon manchen Mann erkennen,
Daß nicht das Jagen und das Rennen
Nach Kleiderstaat und Tanzvergnügen
Als Wert des Weibes ihm genügen.
Er lernt das Mauerblümchen schätzen
Und läßt die ändern weiterhetzen.

E. K. Plachner