Bemühungen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Ahrweinbaues

Franz Heinz Eis

Die derzeitigen Produktionsgrundlagen

Der Anbau der Weinrebe ist durch die nördliche Lage und die Steilheit der Weinberge gekennzeichnet. Diese beiden Kriterien bedingen, daß das natürliche Anbaurisiko bedeutend größer als in den übrigen deutschen Weinbaugebieten ist. Vor allem die bestehende Frostgefahr im Frühjahr und Herbst machen zu ihrer Abwendung erhebliche Abwehrmaßnahmen notwendig. Die Steilheit der mit Reben bepflanzten Hänge führte zu der sehr starken Terrassierung, die ihrerseits wiederum die Einzelstockerziehung mit ihrem hohen Handarbeitsaufwand zur Folge hat. .Diese auf die Bewirtschaftung sich nachteilig auswirkenden Faktoren werden durch die allgemein anzutreffende Grundstückszersplitterung noch vermehrt. Über das Ausmaß der Besitzstückszersplitterung gibt nachstehende Tabelle Aufschluß

Mit der starken Terrassierung — entstanden in der Zeit der Salier- und Stauferkaiser zur optimalen Gestaltung der Inklination des Hanges für die Besonnung und Wasserführung sowie als wirksamer Erosionsschutz2) — und der großen Grundstückszersplitterung war ein mangelhafter Wegeaufschluß der Weinbergslagen verbunden.

Außer Fußpfaden gab ,es bis zum verheerenden Winterfrost 1955/56 in den Weinbergen keine für Schlepper befahrbaren Wege. Um den Winzern für den Totalausfall der Ernte 1956 und für die stark geminderte Ernte 1957 einen Ausgleich zu geben, wurde der Wegebau als Notstandsmaßnahme in Angriff genommen. In 5 Gemeinden wurden insgesamt 15,4 km Wirtschaftswege ausgebaut. Als Auswirkung der ungünstigen Produktionsbedingungen und der unmittelbaren Nähe des stark industrialisierten Raumes Bonn-Köln mit seinem großen Angebot von Arbeitsplätzen haben sich ab der Jahrhundertwende im Weinbau erhebliche Strukturveränderungen ergeben. Die heute im Ahrgebiet vorhandenen Weinberge befinden sich in den Lagen, die hervorragende Qualitätsweine erbringen. Gleichfalls ist die betriebliche Entwicklung soweit fortgeschritten, daß die Aufteilung in Nebenerwerbs-, Zuerwerbs- und Vollerwerbsbetriebe als weltgehend abgeschlossen zu betrachten ist. Der in den übrigen rheinischen Weinbaugebieten sich z. Z. vollziehende Strukturwandel hat im Gebiet der Ahr schon vor und unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg eingesetzt.

Grundbesitzverteilung in Vergleichslagen der Mittelahr1)

Gemeinde

Vergleichslage

Flächengröße
 in ha

Anzahl der Parzellen

Durchschnitt in ha

Altenahr   

Im Eck  

3,9227

112

0,035

Mayschoß Im Mönchberg 2,9963 247 0,015
Rech Zaungarten 3,7249 169 0,022
Dernau Im Hardtberg 2,5981  162 0,016
Ahrweiler  Im Koblenzerberg 0,9080 18 0,050

Ein besonderes Charakteristikum des Gebietes ist, daß mehr als 2/3 der Rebfläche von Zu- und Nebenerwerbswinzern bewirtschaftet werden. Die durchschnittliche Betriebsgröße bei den Nebenerwerbswinzern beträgt 0,4115 ha2). Die Betriebsgröße der Vollerwerbswinzer ist dagegen wesentlich größer und schwankt nach unseren Erhebungen im Durchschnitt zwischen 1,5—3 ha.

Der Rebsortenbesatz

Die vorhandenen schwierigen natürlichen und strukturellen Produktionsbedingungen werden speziell für das Ahrgebiet noch vermehrt durch das Auftreten der Reisigkrankheit. Damit verbunden war der Rückgang der Anbaufläche der qualitativ hochwertigen Rebsorte Spätburgunder. Die Erträge dieser Sorte konnten bis vor einigen Jahren nicht mehr als befriedigend angesehen werden. Diese Entwicklung hatte zur Folge, daß die Winzer anderen Sorten im Anbau den Vorzug gaben. Nicht zuletzt konnten unter dem Einfluß des ständig zunehmenden Ausflugsverkehrs die Weißweinsorten stärkere Bedeutung gewinnen. An Hand einiger Daten läßt sich diese Entwicklung aufzeigen.

Prozentualer Anteil der Rot- und Weißweinsorten an der bestockten Rebfläche 1,2)

Rotweinsorten  Weißweinsorten
1908 92,40 % 7,60 %
1918 92,73 % 7,27 %
1925 87,83 % 12,17 %
1959 64,41 % 35,59 %
1963 67,66 % 32,34 %
1967 59,03 % 40,97 %
1970 56,50 % 43,50 %

Die mit Rotweinsorten bepflanzte Rebfläche war bis zu Beginn der dreißiger Jahre zu 85—90% mit Burgunderreben bestockt. Die ersten größeren Verschiebungen im Rebsortenbesatz traten kurz vor dem II. Weltkrieg ein. Die Bepflanzung der Rebfläche ergibt für 1970 folgende Aufgliederung nach Sorten 3):

Müller-Thurgau 16,5 %, Riesling 23,5 %, Neuzüchtungen weißer Rebsorten 3,5%, Portugieser 31,0 %, Spätburgunder 24,5 %, Neuzüchtungen roter Rebsorten 1,0 %.

Produktionskosten und Kostendeckung

Die Erzeugungskosten stehen in einem engen Zusammenhang mit der natürlichen Lagegestaltung und der vorherrschenden Flurverfassung. Ihre Höhe wird darüber hinaus noch wesentlich von der Erziehungsart und den möglichen Arbeitsverfahren bestimmt. Ohne Übertreibung kann die Feststellung getroffen werden, daß die derzeitigen Aufwendungen für die Erzeugung des Produktes Wein im Ahrgebiet die höchsten innerhalb des gesamten deutschen Weinbaues sind. Sie übertreffen insgesamt gesehen selbst die Aufwendungen in den Weinbaugebieten Mosel-Saar-Ruwer und Mittelrhein. Die Ursache für diese Höhe der Erzeugungskosten liegt in erster Linie in der allgemein noch vorherrschenden Pfahlerziehung und der dadurch gegebenen aufwendigen Handarbeit begründet. Die Stockarbeiten, vornehmlich die Laubarbeiten, nehmen sehr viel Zeit in Anspruch.

Untersuchungen und Ergebnisse über den Arbeitsaufwand je ha Rebfläche liegen im Ahrgebiet nur in der Staatlichen Weinbaudomäne Marienthal vor, die aber für das Weinbaugebiet unter Berücksichtigung der derzeitigen Fluverfassung nicht als repräsentativ angesehen werden können. Wir sind zur Zeit nur in der Lage, die von der Oberfinanzdirektion (OFD) in Koblenz zum Zwecke der Einheitsbewertung ermittelten Aufwandzahlen des Hauptbewertungsstützpunktes „Dernauer Hardtberg" als arbeitswirtschaftliche Unterlagen heranzuziehen 4). Danach ergibt sich bei Pfahlerziehung und -Unterstützung in terrassierter Steillage folgender Arbeitsaufwand für die Bewirtschaftung von 1 ha Rebfläche5):

Stockarbeiten:     11OO Akh/ha
Bodenbearbeitung:  1040Akh/ha
Schädlingsbekämpfung:  150Akh/ha
Düngung:  235Akh/ha
Lese:  400Akh/ha
sonstige Arbeiten
(Mauernunterhaltung usw.)
 150 Akh/ha
Arbeitsaufwand insges.  3075 Akh/ha

 Von den vorstehend aufgeführten Arbeitsstunden entfallen 2145 auf Männer- und 930 auf Frauenarbeit. Unter Zugrundelegung eines Stundenlohnes von 5,88 DM bei Frauen und 6,62 DM bei Männern ergibt sich ein Gesamtaufwand von 19668,30 DM pro ha.

Der Distrikt „Dernauer Hardtberg" war vor der Durchführung der Flurbereinigung eine stark terrassierte und mit Wegen nicht erschlossene Weinbergslage, die zur Bewirtschaftung höchste Arbeitsaufwendungen erforderte.

Um aber für die Lagen des Gebietes, die infolge ihres besseren Wegeaufschlusses bereits den Einsatz maschineller Hilfsmittel für bestimmte Arbeitsgänge — bei noch überwiegender Pfahlerziehung — zulassen, Vergleichswerte zu haben, wird hier am besten der gewogene Durchschnitt für das Gebiet Mosel-Saar-Ruwer zugrundegelegt, wie Ihn Eis und andere6) mit 2530 Akh je ha Rebfläche errechneten.

Diese hohen finanziellen Aufwendungen für die Bewirtschaftung der Weinberge beeinträchtigen und belasten die Wirtschaftlichkeit des Weinbaues sehr. Die Erhaltung der Rebkultur im Ahrgebiet ist für die Zukunft nur sicherzustellen, wenn es gelingt, den Arbeitsaufwand wesentlich zu senken.

Terrassen weichen großräumigen Flächen

Die Neugestaltung der Produktionsgrundlagen

Es ergibt sich nun die in die Zukunft weisende und berechtigte Frage, wird der Weinbau im Ahrgebiet unter den schwierigen natürlichen Produktionsbedingungen weiterhin mit Erfolg bestehen können?

Erste Voraussetzung hierzu ist die Schaffung besserer Bewirtschaftungsmöglichkeiten, um den derzeitigen hohen Arbeitsaufwand auf ein in steil- und Hanglagen wirtschaftlich erträgliches Ausmaß zu reduzieren. Diese Forderung läßt sich nur durch die Vornahme der Flurbereinigung in Verbindung mit dem planmäßigen Wiederaufbau der Weinbergslagen verwirklichen. Inzwischen ist die Durchführung der Flurbereinigung und des planmäßigen Wiederaufbaues in sämtlichen deutschen Weinbaugebieten, selbst in den ebenfalls von der Lagegestaltung her äußerst schwierigen Weinbaugebieten Mosel-Saar-Ruwer und Mittelrhein eine solche Selbstverständlichkeit geworden, daß sich weitere Ausführungen über die Vorteile dieser Maßnahmen erübrigen. In der Fachliteratur wird seit mindestens zwei Jahrzehnten immer wieder über die betriebs- und arbeitswirtschaftlichen Vorteile dieser Kulturmaßnahmen berichtet. Die dabei mitgeteilten Ergebnisse sind so durchschlagend, daß es über den großen Nutzen dieser agrarstrukturellen Maßnahmen keine Diskussion mehr gibt.

Neuanlage von Weinbergen

Flurbereinigung und planmäßiger Wiederaufbau

Im hiesigen Weinbaugebiet wurde die Flurbereinigung erstmals im Ehlinger Berg auf einer Fläche von 25 ha Rebland durchgeführt. Die hierbei erzielten guten Erfolge veranlaßten die Winzer der Weinbaugemeinden Heimersheim, Lohrsdorf und Heppingen 1964 das Verfahren für die gesamte Rebfläche der Gemarkungen in die Wege zu leiten. Heute sind bereits 50 ha vom Kulturamt Adenau bereinigt und planmäßig wieder aufgebaut7).

Außerdem wird in den Weinbaugemarkungen Dernau und Marienthal auf einer Fläche von 87 ha Rebland die Flurbereinigung und der planmäßige Wiederaufbau vorgenommen. Wesentliche Teile dieses Areals sind bereits mit Reben bepflanzt7). Im Jahre 1972 ist in den Gemarkungen Rech und Dernau noch zusätzlich auf einem weiteren Rebareal von 90 ha die Flurbereinigung eingeleitet worden. Die Durchführung des Flurbereinigungsverfahrens und des planmäßigen Wiederaufbaues erfordern infolge der gegebenen Besitzstruktur und Lagegestaltung einen hohen finanziellen Aufwand.

Dem stehen nach Abschluß der Verfahren die großen Vorteile in der Bewirtschaftung der Weinberge gegenüber, ohne die die Aufrechterhaltung des Ahrweinbaues auf die Dauer nicht möglich ist.

Arbeitswirtschaft und Produktionskosten nach Flurbereinigung und planmäßigem Wiederaufbau

Die Zusammenlegung des zersplitterten Besitzes, der zweiseitige Wegeanschluß der Grundstücke, das Schleifen von Mauern, die Neuschaffung von rechteckigen oder quadratischen Grundstücken und die Neuordnung der Wasserableitung haben große arbeitswirtschaftliche Vorteile zur Folge und lassen den Leerlauf auf ein Minimum reduzieren. Der nun mögliche weitgehende Einsatz der Maschinen und Geräte, die Umstellung der Pfahlunterstützung auf den Drahtrahmen und die Anpflanzung von selektioniertem Pflanzmaterial geben dem Weinbau eine neue Grundlage, die die Wirtschaftlichkeit der Betriebe nachhaltigst verbessert.

Das in den bisherigen Verfahren erzielte Zusammenlegungsverhältnis ist wie folgt: Ehlinger Berg 3:1, Heimersheim-Heppingen-Lohrsdorf 2,4:1, Dernau l und Marienthal 3,5:1. Trotz des auf den ersten Blick gering erscheinenden Ergebnisses in der Beseitigung der Besitzzersplitterung, wobei zu berücksichtigen ist, daß der überwiegende Teil der Weinberge von Nebenerwerbs- und Zuerwerbswinzern bewirtschaftet wird, konnte durch den Ausbau eines den derzeitigen Anforderungen entsprechenden Wegenetzes und der Zusammenlegung der Leerlauf um ein Erhebliches gesenkt werden. Die zur Verfügung stehenden Zeiten für die produktive Arbeitsleistung sind größer geworden.

Für die Winzer der Ahr bringt die Umstellung der Pfahlerziehung und -Unterstützung auf die Drahtrahmenerziehung und -Unterstützung die größte arbeitswirtschaftliche Entlastung. Aufschluß hierüber geben die in der Staatlichen Weinbaudomäne Marienthal er-' mittelten langjährigen Aufwandzahlen. Die zu der Domäne gehörenden Weinberge werden seit vielen Jahren so bewirtschaftet, wie es in einer Weinbaugemarkung für die Zeit nach der Flurbereinigung und dem planmäßigen Wiederaufbau bei Drahtrahmenerziehung üblich ist. Aus diesem Grunde können die über mehrere Jahre vorliegenden arbeitswirtschaftlichen Ergebnisse durchaus als repräsentativ angesehen werden;

Arbeitsaufwand je ha Rebfläche8)

Akh/ha

Stockarbeiten:  575
Bodenbearbeitung:  239
Schädlingsbekämpfung:  91
 Düngung:  138
Lese: 327
Sonstige Arbeiten
einschl. Frostschutz
 32
Arbeitsaufwand insgesamt:  1402

Die aufgeführten Arbeitsstunden verteilen sich auf 942 Männer- und 460 Frauen-Akh. Unter Zugrundelegung des gleichen Stundenlohnes — Lohn für eine Männerarbeitsstunde 6,62 DM und für eine Frauenarbeitsstunde 5,88 DM — ergibt sich nach der Flurbereinigung ein Arbeitsaufwand von 8940,84 DM gegenüber 19668,30 DM vor der Bereinigung in gering erschlossenen Lagen bzw. 16052,72 DM für Weinberge mit bereits ausgebauten Wegen.

Der Rebaortenbesatz

Der Anbau von Rebsorten zur Rotweingewinnung wird nach wie vor im Vordergrund stehen müssen, zumal das Ansehen des Gebietes in erster Linie durch die qualitativ hochwertigen Rotweine bedingt ist. Es gilt daher, durch den Anbau geeigneter Sorten diese Marktstellung noch Zu verbessern und auszubauen. Dabei soll keineswegs verschwiegen werden, daß die Absatzlage für den deutschen Rotwein durch den Wettbewerb mit den Rotweinen aus Frankreich, Italien und Drittländern schwieriger geworden ist.

Rebsorte Spätburgunder

Die heute mögliche wirksame Bekämpfung der Reisigkrankheit und das Vorhandensein von leistungsfähigem anerkanntem Pflanzmaterial gibt dem Anbau der Sorte Spätburgunder wieder eine steigende Tendenz und wirtschaftliche Vorrangstellung. Mit der Anpflanzung der Stuberklons und der von Prof. Ritter sanktionierten Klone sowie von Herkünften aus der Schweiz und der Anstalt hat sich die Ertragsleistung ohne nachteilige Beeinflussung der Qualität erheblich verbessert. Die Erträge haben eine beachtliche Steigerung erfahren. Der seit vielen Jahrzehnten in erheblichem Umfange angebaute sog. „Kastenholzklon" bringt leider nach unseren Feststellungen keine befriedigenden Erträge mehr. Die intensiven und jahrelangen Bemühungen der Anstalt, aus dieser Selektion einen im Ertrag und in der Qualität leistungsfähigen Klon herauszulesen, blieben ohne Erfolg. Dagegen konnte aus einer anderen gebietseigenen Spätburgunderherkunft eine Selektion mit guten Ertragsleistungen in Menge und Güte herausgelesen werden, die in der Staatlichen Weinbaudomäne in der 4. Zuchtgeneration geprüft wird. Zwischenzeitlich wurde die Selektion in die Sortenliste eingetragen.

Flurbereinigte Flächen in der Gemarkung Dernau-Marienthal
Fotos: Kreisbildstelle

Mit den zur Zeit vorhandenen leistungsfähigen Spätburgunderselektionen sind die Voraussetzungen wieder gegeben, die für die Erzeugung von Qualitätsweinen geeigneten Standorte vornehmlich mit dieser Rebsorte zu bestocken.

Die Rebsorte Portugieser

Die Sorte Portugieser bringt in den Verwitterungsböden des Devonschiefers fruchtige und qualitativ ansprechende Weine hervor. Deshalb wird die Sorte auch künftig in einem bestimmten Umfange zur Anpflanzung gelangen. Der große anbautechnische Nachteil der Sorte Portugieser ist in ihrer geringen Frostwiderstandsfähigkeit zu sehen, die bei besonders tiefen Wintertemperaturen schon zu Totalausfällen führte.

Neuzüchtungen

Als Ersatz- oder Ergänzungssorte für den Portugieser bietet sich die Neuzüchtung IV-25-7, eine Kreuzung Spätburgunder x Portugieser, deren Eintragung in die Sortenliste unter der Bezeichnung „Domina" erfolgt ist, an. Diese Sorte besitzt hervorragende weinbautechnische Eigenschaften. Vor allem ist hier ihre absolute Frostwiderstandsfähigkeit anzuführen. In der Reife der Trauben übertrifft sie im Durchschnitt der Jahre die Rebsorte Portugieser mit einem um 10—15° Oe höheren Mostgewicht bei etwa gleichen Erträgen. Die von der Praxis häufig geäußerte Kritik am Geschmack und Bukett des Weines wird von den Konsumenten in dieser Weise nicht vorgetragen.

Wir können im Absatz dieser farbkräftigen Weine in der Staatlichen Weinbaudomäne keine Schwierigkeiten feststellen.

Um den Anregungen der Praxis auf Erarbeitung eines geeigneten Behandlungsverfahrens für die IV-25-7-Weine entgegenzukommen, wurden im Herbst 1973 und 1974 verschiedene Ausbauversuche, u. a. auch mit Erwärmung der Maische durchgeführt, die zu einer völligen Eliminierung des von der Praxis beanstandeten Geschmacks und Buketts führten.

Vergleichsproben mit anerkannten Weinsachverständigen aus Weinbau, Weinhandel und Winzergenossenschaften bestätigen diesen Sachverhalt. Der Versuchswein übertraf den Vergleichswein der Sorte Portugieser in der Qualität und in der Bonitierung.

Eine interessante Bereicherung des Rebensortiments ist im Anbau der Sorte Rotberger, eine Kreuzung Riesling x Trollinger, als spezielle Sorte für die Erzeugung von Roseeweinen gegeben. Die Sorte, die im Anbau, Ertrag und in der Qualität vollauf befriedigt, bringt frische und vollmundige Weine hervor, die nach unseren Erfahrungen bei guten Preisen einen flotten Absatz finden.

Die Rebsorte Frühburgunder

Der Anbau der Sorte Frühburgunder, der leider stark zurückgegangen ist, konnte durch die, Selektionsarbeiten von Josef Kohlhaas neu belebt werden. Es wäre wünschenswert, wenn mit dem ertragssicheren und -reicheren Klon Kohlhaas die Anbaufläche dieser Sorte wieder erweitert werden könnte. Die Frühburgunderweine sind von der Qualität her gesehen mit zu den besten Weinen des Gebietes zu rechnen.

Weißweinsorten

Bisher wurden als Weißweinsorten ausschließlich die Sorten Riesling und Müller-Thurgau angepflanzt. Auf Grund des langjährigen Anbaues dieser beiden Sorten erübrigen sich weitere Ausführungen.

Seit kürzester Zeit zeigen die Weinbaubetriebe Interesse an der Anpflanzung von Weißweinneuzüchtungen, die sich in den übrigen deutschen Weinbaugebieten bereits seit längerem in der Versuchsanstellung bzw. im Anbau befinden und bewährt haben. Der Anbau weißer Sorten wird jedoch in der Flächenausdehnung auf die Menge beschränkt bleiben, die unmittelbar im Ahrgebiet beim Verkauf durch Ausschank und über die Straße abgesetzt werden kann. Daß die Anpflanzung frühreifer Sorten zur Ergänzung der Sorte Riesling zweckmäßig ist, lehrte das Jahr 1972. Als Ergänzungs- bzw. Ersatzsorte kommen u. a. die neuen Rebsorten Kerner, Reichensteiner und Bacchus in Frage.

In diesem Zusammenhang dürfte von Interesse sein, zu erfahren, welche Rebsorten im Wiederaufbaugebiet Heimersheim-Lohrsdorf, Heppingen, Dernau und Marienthal auf einer 75 ha großen Rebfläche bisher zur Anpflanzung gelangten. Nach den Unterlagen des technischen Leiters für den Wiederaufbau9) ergibt sich bisher folgende pro zentuale Rebsortenverteilung:

Spätburgunder =  47,85%
Neuzüchtungen (IV-25-7) = 7,30%
Portugieser = 19.25%
Rotweinsorten = 74,40%
Müller-Thurgau = 19,50 %
Riesling =  4,20 %
Neuzüchtungen =  1,90%
Weißweinsorten = 25,60 %

Die Obersicht zeigt, daß insbesondere die Rebsorte Spätburgunder einen erfreulich großen Anteil an der wiederaufgebauten Rebfläche einnimmt und demzufolge wiederum die Hauptrebsorte des Gebietes werden wird. Der relativ hohe Anteil der Sorte Müller-Thurgau kam dadurch zustande, daß der Wiederaufbauabschnitt Dernau l klimatisch für Rotweinsorten wenig geeignet war. In den kommenden Jahren wird der Anteil der Sorte Spätburgunder und anderer Rotweinsorten zunehmen, da nunmehr qualitativ bessere Lagen zum Wiederaufbau anstehen. Als Ergänzungssorten kommen vornehmlich die Neuzüchtung Domina (IV-25-7) und die Sorte Portugieser zur Anpflanzung.

Zusammenfassung

Mit der Durchführung der Flurbereinigung und des planmäßigen Wiederaufbaues lassen sich die Kosten für die Erzeugung des Produktes Wein nachhaltig senken. In Verbindung mit dem Anbau leistungsfähiger Selektionen ist zudem eine Steigerung der Erträge ohne Beeinträchtigung der Qualität der Weine möglich. Im Vordergrund der Sortenwahl steht bei der Wiederanpflanzung die qualitativ hochwertige Sorte Spätburgunder. Durch die heute gegebene wirkungsvolle

Bekämpfung der Oberträger der Viruskrankheiten ist die Grundlage vorhanden, im nördlichsten Weinbaugebiet mit Erfolg Spätburgunderweine zu erzeugen.

Abschließend kann festgestellt werden, daß im Weinbaugebiet der Ahr bei Verbesserung der Produktionsbedingungen durch die Flurbereinigung und den planmäßigen Wiederaufbau bei gleichzeitiger richtiger Rebsortenwahl auch in der Zukunft ein wirtschaftlich rentabler Rebenanbau möglich sein wird.

Literatur und sonstige Mitteilungen

  1. UEING, B.: Entwicklungstendenzen des Ahrwein-baues seit Erstellung des Katasters bis zum Feldver-gleich 1954/56. Diss. Bonn 1957, Seite 81.
  2. BROICHER, K.: Landes-Lehr- und Versuchsanstalt Ahrweller, „Agrarstrukturelle Vorplanung an der Ahr unter besonderer Berücksichtigung der Weinbauwirtschaft und Landschaftsplanung", 1968.
  3. Deutscher Weinbauverband, Rebensortenspiegel Juli 1972.
  4. Erhebungen über den Arbeitsaufwand in Stelllagen werden für die Jahre 1973/74 und 1975 in den der Staatlichen Weinbaudomäne angeschlossenen Pfahlweinbergen der Landes-Lehr- und Versuchsanstalt in der Gemarkung Bad Neuenahr-Ahrweiler durchgeführt.
  5. Erhebungen des Weinbausachverständigen der OFD In Koblenz.
  6. EIS, HASTENPFLUG, RINCK, MEURER und HAMMERSCHLAG: „Die Agrarstruktur im Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer und Vorschläge für deren Verbesserung unter besonderer Berücksichtigung der Weinbaugemeinden Piesport, Dhron, Minheim, Wintrich und Lieser;" Weinberg und Keller, 9, 1969, Seite 494.
  7. Nach Mitteilung des Kulturamtes Adenau.
  8. Ermittelt von Verwalter H uff (Ing. grad.) an Hand der Arbeitstagebücher der Staatlichen Weinbaudomäne Marienthal.
  9. Nach Mitteilung des technischen Leiters der Wiederaufbaugemeinschaft Ahrtal, Winzermeister Willi Kriechel, Marienthal.