Peter Friedhofen

Schornsteinfeger in Ahrweiler und Gründer der „Genossenschaft der Barmherzigen Brüder von Trier"

Josef Müller

Auf Vorschlag des Heimatvereins „Alt-Ahrweiler" benannte der Stadtrat der ehemaligen Stadt Ahrweiler in seiner Sitzung vom 27. Oktober 1950 die Verbindungsstraße von Bachemer Straße und Otlerstraße „Peter-Friedhofen-Straße". Damit ehrte die Stadt einen Bürger, der in Ahrweiler als Schornsteinfegermeister amtierte und als Gründer der „Genossenschaft der Barmherzigen Brüder von Trier" und als Sozialpionier im Bistum Trier bekannt wurde.

Wer war Peter Friedhofen?

Er wurde in einem kleinen Fachwerkhaus in Weitersburg bei Vallendar am 25. Februar 1819 als Sohn des Kleinbauern Friedhofen geboren. Schon früh verlor Peter seine Eltern; denn sein Vater starb bereits am 17. September 1820 und seine Mutter am 2. November 1828. Die sieben Waisenkinder wurden nun in den Kreis der von der Gemeinde betreuten Dorfarmen .aufgenommen. Peters älterer Bruder Jakob wurde von der Gemeindeverwaltung Vallendar in die Lehre des Kaminfegerhandwerks nach Montabaur gegeben. Die ältere Schwester mußte bald den Geschwistern den Haushalt führen. Aber sie starb auch schon mit 19 Jahren just an dem Tage, an dem Peter Friedhofen zur Ersten hl. Kommunion ging. Der erwähnte Bruder Jakob war inzwischen in Ahrweiler als Kaminfeger tätig und nahm seinen Bruder Peter nach dessen Schulentlassung in die Ausbildung. Jakob Friedhofen wohnte im Hause Müller neben dem Obertor, Ecke Johanniswall-Oberhutstraße, das nun auch Peter zur Wohnstätte wurde.

Haus Müller in der Oberhutstraße Foto: Kreisbildstelle

Jakob wurde seinem Bruder Peter ein tüchtiger Lehrer und Meister. Fleißig und zuverlässig übten sie ihr Handwerk aus, ein Handwerk, das gerade damals bei den vielen alten Häusern in Ahrweiler mit persönlichen Gefahren verbunden war und nur einen sehr bescheidenen Verdienst abwarf. So erbrachte die Reinigung eines Schornsteins z. B. nur einen Groschen. Die Brüder Friedhofen mußten daher von einem Tag zum anderen leben und haushalten. Aber dank ihrer tiefen Gläubigkeit und Anspruchslosigkeit meisterten sie als geachtete Handwerker ihr karges Leben.

Seine berufliche Tätigkeit brachte Peter Friedhofen mit Menschen aller Klassen und Stände in Verbindung. Er trat in die Hütten der Ärmsten und in die Häuser der Vornehmen und Reichen und lernte so die soziale Situation vieler Menschen der damaligen Zeit kennen. Langsam gewann er auch ein sicheres Auftreten und bildete sich eine eigene Meinung von wichtigen Fragen des Lebens.

Die Lehre schloß Peter Friedhofen am 11. Oktober 1837 mit dem Gesellenbrief ab. Die nun folgenden Wanderjahre führten ihn durch das Ahrtal, in die Hocheifel und an die Mosel, weiter in den Westerwald und nach drei Jahren wieder zurück nach Ahrweiler zu seinem Bruder Jakob. Jedoch blieb er hier nicht lange, denn er wurde in seiner Heimat als Schornsteinfegermeister angestellt. Aber Peters Lebensweg brachte ihn noch einmal an die Ah r zurück. Denn der Bruder Jakob verstarb am 27. Oktober 1845 und hinterließ Frau und zehn Kinder. Peter erklärte sich nun dem damaligen Ahrweiler Bürgermeister Clotten bereit, bei einer Anstellung in Ahrweiler für die Familie seines Bruders zu sorgen. So wurde Peter Friedhofen amtlich bestellter Schornsteinfegermeister in der Kreisstadt, ein Amt, das er viele Jahre gewissenhaft ausübte, dann aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mußte.

Peter Friedhofen hatte als Fünfzehnjähriger am 21. Juni 1834 in Ahrweiler zum ersten Male die Feier des Aloisiusfestes miterlebt. Davon war er so tief beeindruckt, daß er an den verschiedenen Orten, an denen er

danach beruflich wirkte, Aloisiusbruderschaf-ten als Jugendgemeinschaften gründete. Von Ahrweiler aus versuchte er, diese Gemeinschaften untereinander zu verbinden und stellte daher die „Lebensregel der verbündeten Brüder aus der Gesellschaft des hl. Aloisius und der allerseligsten Jungfrau Maria" auf. Aus diesen Gemeinschaften wurde in der Folgezeit ein echtes männliches Laienapostulat. Peter Friedhofens Streben war es, in einer klösterlichen Gemeinschaft die Nächstenliebe, wirkliche Sozialarbeit, zu praktizieren. Stand der Klerus diesem Streben zunächst noch verhalten gegenüber, so erhielt Peter 1850 die bischöfliche Sendung. Denn am 21. Juni 1850 — also am Feste des hl. Aloisius — schrieb der damalige Trierer Bischof Dr. Wilhelm Arnoldi (1842—1864) an den Schornsteinfegermeister Peter Friedhofen aus Weitersburg:

„Dem Peter Friedhofen ... bezeuge ich an durch auf sein Ersuchen, daß ich sein Vorhaben, welches mir bekannt ist, billige, gutheiße und unter Erteilung meines bischöflichen Segens die Gnade des Himmels zu dessen Ausführung wünsche, damit dieses gottselige Werk zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen begründet werden möge".

Nun waren durch das Saekularisationsdekret der französischen Regierung vom 2. Juni 1802 und dann durch den „Reichsdepuationshauptausschluß" der deutschen Fürsten vom 25. Februar 1803 alle Klöster aufgehoben worden. Nur solche klösterliche Gemeinschaften durften fortbestehen, die sich einzig mit Krankenpflege und Unterricht beschäftigten. So war Peter Friedhofen der erste, der im Bistum Trier eine klösterliche Männergenossenschaft zur Pflege der Kranken und der alten Menschen ins Leben rief. Er wurde so zum Pionier einer wirklichen Sozialarbeit und betrat damit im Bistum Trier Neuland. Er hatte den Anruf Gottes verstanden und gründete die „Genossenschaft der Barmherzigen Brüder von Trier". 1851 arbeiteten zunächst in Koblenz Peter Friedhofen, Karl Marchand und Peter Josef Otten. 1860 waren es schon 15 Brüder, 16 Novizen und 4 Postulanten, die in Koblenz, Trier und St. Thomas/Eifel tätig waren. Im gleichen Jahre übten auch mehrere Brüder in der Stadt Luxemburg die ambulante Krankenpflege aus.

Nun Wuchs das Werk. Es fand die Anerkennung vieler Ärzte wie auch der damaligen Königin von Preußen und späteren Kaiserin Augusta. Es gewann zunehmend an Bedeutung und breitete sich in Europa aus und drang sogar bis nach Asien vor. An vielen Orten sammelten sich Männer aller Völker, um im Dienst am Nächsten und am Kranken

den Auftrag ihres Ordensgründers Peter Friedhofen zu erfüllen. Er selbst gab seine ganze Kraft hin; denn er starb mit 41 Jahren am 21. Dezember 1860. Über 125 Jahre besteht jetzt sein Werk.

Peter Friedhofen, Schornsteinfegermeister, Ordensgründer und mit Recht Sozialpionier genannt, ist in Ahrweiler nicht vergessen. Bereits 1928 wurde sein Seligsprechungsprozeß eingeleitet.