Die sechzehnte "Landskron"

Wilhelm Knippler

Familiennamen treten oft an einem Ort massenweise auf. Ein bekanntes Beispiel ist der Name Schmitz in Köln, für die engere Heimat nenne ich nur die „Schäfer" in Heppingen. Ortsnamen kehren auch oftmals wieder. So kennt die Post allein im Bundesgebiet:

10 Steinberg, 15 Neuhaus, 17 Neustadt und 20 Stetten.

Bei Burgen findet sich der gleiche Name seltener. Die Landskron aber begegnet oftmals.

In der Broschüre „1000 Jahre Heppingen" zählte ich im Abschnitt „Lauter Landskronen" fünfzehn Träger dieses Namens auf, vielfach Landes- und Reichsburgen an wichtigen Grenzstellen des Reiches. Ich faßte nach Aufführung aller „Landskronen" zusammen:

„Landskronen" standen fast immer an Brennpunkten. In Oppenheim steht sie an einer wichtigen Gaustraße, zweimal finden wir sie als Hüterin der Burgundischen Pforte im Oberelsaß, dann als Schutz von Gebirgszu-gängen in Kärnten, in der Steiermark, in Böhmen und in Galizien, als gewaltige Fliehburg in der Lausitz, schließlich als Staufenwache an der Aachen—Frankfurter Heer- und Kaiserstraße hier an der Ahr.

Zur außerdeutschen „Landskrona" in Schweden darf ich noch anführen, daß es sich um eine der größten Festungen des Nordens handelte. Ihre Zitadelle ist heute noch vollkommen erhalten. In Landskrona hat Selma Lagerlöf „Gösta Berling" geschrieben.

Nun zur Rechtfertigung der Überschrift!

Südwestlich von Anklam in Vorpommern im Wiesental des Landgrabens, da wo früher ein wendisches Dorf Damerow lag, erbaute Ulrich von Schwerin die Burg, die er Landskron nannte. Die Grafen von Schwerin gehörten zum mecklenburgisch-pommerschen Hochadel. Ihre Nachkommen erreichten später in Preußen hohe militärische und diplomatische Ehrenstellen.

Der Name Landskron gefiel aber nicht am Hofe des Herzogs von Pommern, der die Änderung des Namens verlangte. Graf Ulrich half sich durch den Wechsel eines Buchstabens, und so hieß seine Burg „Lanzkron". Die Schweden, seit 1648 Landesherren in Pommern, gebrauchten jedoch in ihren Urkunden nur den Namen Landskron. Seit etwa 1700 war die Burg unbewohnt und ist heute eine stattliche Ruine.

Von den fünfzehn „Landskronen" im deutschen Sprachgebiet waren zwölf an markanten Grenzpunkten oder strategisch bedeutsamen Stellen des Reiches erbaut. Die sechzehnte Landskron in Pommern schließt im Norden den Kreis um die Grenzen alten deutschen Reichsgebietes.

Mit Ausnahme der schwedischen Seezitadelle sind alle „Landskronen" heute zerfallen.