Die Entwicklung der Ausbildungsplätze in der gewerblichen Wirtschaft

Gerd Distelrath

Mit 1 206 Jugendlichen hat die gewerbliche Wirtschaft des Kreisgebietes (ohne Handwerk) noch nie so viele Lehrlinge ausgebildet wie 1980/81. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist im vergangenen Jahr von den Betrieben nochmals um rund 6 Prozent gesteigert worden. Die festzustellende weitere Vermehrung der Lehrstellen im letzten Jahr verdient angesichts des zu bewältigenden vierten geburtenstarken Schulentlaßjahrganges eine große Beachtung. Das hohe Engagement der Ausbildungsbetriebe macht einerseits deren gesellschaftspolitische Verantwortung als Ausbildungsträger im dualen System bewußt, andererseits zeigt es, daß die Betriebe die Chance erkannt haben, dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel zu begegnen.

Die Ausbildungsplatzbilanz für 1980 wird von der Außenstelle Bad Neuenahr-Ahrweiler der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Koblenz wie folgt angegeben: 340 gewerbliche Betriebe bilden im Kreis Ahrweiler jetzt in 54 Ausbildungsberufen 1 206 Jugendliche aus. Hiervon sind knapp fünfzig Prozent der Auszubildenden Mädchen. 72 Prozent der Auszubildenden entfallen auf kaufmännische und 28 Prozent auf gewerbliche Ausbildungsberufe. Die Zahl der ausbildenden Betriebe hat sich im Laufe der letzten vier Jahre um 100 erhöht. Von den nunmehr 340 in der beruflichen Ausbildung engagierten Unternehmen sind 259 ausschließlich im kaufmännischen, 39 im gewerblichen und 42 in beiden Bereichen tätig. Im vergangenen Jahr ist ferner ein Einstieg in vier weitere Ausbildungsberufe gelungen, in denen die Kreiswirtschaft vorher noch nicht ausbildete. So konnte je ein Ausbildungsverhältnis im Ausbildungsberuf Chemielaborjungwerker.

Energiegeräteelektroniker, Filmkopienfertiger und Speditionskaufmann abgeschlossen werden. In diesem Zusammenhang muß allerdings darauf hingewiesen werden, daß die Mehrzahl der Jugendlichen seit eh und je in nur wenige Ausbildungsberufe strömt, wie sich auch im Kreis Ahrweiler zeigt: Allein zwei Drittel aller Ausbildungsverhältnisse entfallen auf die zehn folgenden Ausbildungsberufe: Einzelhandelskaufmann 143 Ausbildungsverhältnisse (im Vorjahr 147), Verkäufer 126 (118), Bürokaufmann 122 (116), Koch 93 (92), Industriekaufmann 90 (84), Bankkaufmann 60 (50), Betriebsschlosser 56 (53), Hotel- und Gaststättengehilfin 52 (46), Maschinenschlosser 46 (44) und Großhandelskaufmann 42 (36).

Es ist weiter festzustellen, daß zwei Wirtschaftszweige aufgrund ihres besonders hohen Engagements in der Ausbildung von Jugendlichen hervortreten: 17 Prozent der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse entfallen auf das Hotel- und Gaststättengewerbe, 22 Prozent auf den Einzelhandel im Kreisgebiet.

Die Abschlußzahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Koblenz für den Kreis Ahrweiler weisen schließlich aus, daß von den 499 Jugendlichen, die im vergangenen Jahr eine Berufsausbildung in Betrieben der gewerblichen Wirtschaft neu begonnen haben, 356 ins erste Ausbildungsjahr kamen, 143 sofort ins zweite oder gar dritte. Dieser recht hohe Prozentsatz ist auf Anrechnungsverordnungen zurückzuführen.

Das vorhin dargestellte positive Ergebnis der Ausbildungsplatzsituation im Kreis Ahrweiler wird durch die nachfolgende Übersicht besonders deutlich:

  1976 1977 1978 1979 1980
Neueinstellungen 294 378 474 503 499
Steigerung gegenüber Vorjahr 13,9% + 28,6% 25,4% 6,1% -0,8%
Gesamtzahl der in der beruflichen Ausbildung befindlichen Jugendlichen 775 858 969 1 138 1 206
 Zuwachs der Ausbildungsplätze + 4,0% + 10,7% + 12,9% + 17,4% + 5,9%
Zahl der ausbildenden Betriebe des Kreises 240 282 288 335 340
Zahl der Ausbildungsberufe 44 51 48 52 54

Ausbildung von Chemiejungwerkern bietet die Lackfabrik Jansen, Bad Neuenahr-Ahrweiler
Foto: Kreisbildstelle

Um dieses Ergebnis zu erreichen, hat es weder einer »Disziplinierung«der Betriebe durch den Staat noch einer von der Gewerkschaft selbst jetzt noch geforderten Ausbildungsabgabe bedurft. Die einzelbetriebliche Finanzierung der Berufsausbildung ist, wie auch der Deutsche Industrie- und Handelstag in vielen Schriften zeigt, die beste Voraussetzung für eine weitere Verbesserung der Ausbildungsqualität. Wirtschaftliche und technische Qualitätserfordernisse werden allein in den Betrieben unmittelbar in die Ausbildung umgesetzt. Jede Art überbetrieblicher Fondsfinanzierung wäre mit bürokratischen Kontroll- und Verteilungsmechanismen verbunden. Ein kollektives Finanzierungssystem schränkt auch die Freiheit der Berufswahl ein, weil es den Zugang zu bestimmten Berufen begrenzt unter dem Vorwand, sie seien nicht zukunftsträchtig.

Bei der Ordnung der Ausbildung muß nach den Erkenntnissen von Sachverständigen sichergestellt werden, daß die Vorteile der Ausbildung am Arbeitsplatz erhalten bleiben. Sie liegen zum einen darin, daß der Betrieb wirtschaftliche Veränderungen und neue Technologien mit ihren Auswirkungen sofort der Berufsausbildung nutzbar macht. Zum zweiten kann die betriebliche Ernst-Situation mit ihrem Zwang, sich wechselnden Anforderungen schnell und situationsgerecht anzupassen, nicht simuliert werden. Die verbindliche Vorschrift, daß bestimmte Ausbildungsinhalte in überbetrieblichen Ausbildungsstätten vermittelt werden müssen, widerspricht diesen Realitäten.

Zusammenfassend kann also gesagt werden: Das duale Ausbildungssystem hat mit der Bewältigung des vierten geburtenstarken Jahrganges auch im Kreis Ahrweiler erneut bewiesen, daß es schwierige Situationen meistern kann. Entgegen mancher pessimistischer Prognosen hat das duale System in den vergangenen Jahren nicht abgenommen, sondern entscheidend an Bedeutung gewonnen.