150 Jahre staatliche Archive im Rheinland

Gemeinsame Geburtstagsfeier im Bahnhof Rolandseck 

Ignaz Görtz

Am 14. Mai 1982 feierten die beiden staatlichen Archive des Rheinlands, das Landeshauptarchiv Koblenz und das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, ihr 150jähriges Bestehen. Die gemeinsame Feier, Landesgrenzen überschreitend und damit die verbindende rheinische Tradition betonend, fand im Künstlerbahnhof Rolandseck statt.

Der Festakt versammelte viele, die in Forschung und Lehre sich der rheinischen Geschichte verpflichtet haben. Musikalisch umrahmt vom Kölner Groten-Trio folgten der Begrüßung durch den leitenden Archivdirektor des Koblenzer Landeshauptarchivs, Prof. Dr. Franz-Josef Heyen, Grußworte der Kultusminister Dr. Georg Gölter, Rheinland-Pfalz, und Jürgen Gir-gensohn, Nordrhein-Westfalen. Neben vielem Lob für die in 150 Jahren geleistete wertvolle Arbeit stellten beide Redner die Verpflichtung und den Auftrag für die Zukunft heraus, wie sie sich den Archiven stellen. Die Festrede hielt Prof. Dr. Paul Egon Hübinger, der in einem glänzenden Vortrag auf die Geschichte der beiden staatlichen Archive einging und die Entwicklung beider Institutionen in Verbindung mit der preußisch-rheinischen Verwaltungs- und Universitätsgeschichte aufzeigte. Als Gründungsdatum beider staatlicher Archive gilt der 29. Februar 1832, unter dem der Erlaß des Oberpräsidenten der Rheinprovinz erging. Die Sicherung früheren Aktengutes begann zwar schon gleich nach Inbesitznahme der Rheinlande durch Preußen. Vor allem galt es, die Registraturen der französischen Behörden für eine kontinuierliche Verwaltungsarbeit zur Verfügung zu haben. Bei diesen kleineren Archiven an den Verwaltungssitzen flössen nach und nach auch die Bestände der alten Territorien, Herrschaften, Klöster u. a. m. zusammen. Im Bestreben, diese kleineren Regierungsarchive weiter zu konzentrieren und gleichzeitig das Archivgut an selbständige, von der Verwaltung losgelöste Einrichtungen zu überführen, wurden durch ministerielle Verfügung im Jahre 1831 die beiden Provinzialarchive in Koblenz und Düsseldorf geschaffen. Der Ausführungserlaß vom 29. Februar 1832 regelte die konkreten Einzelfragen und machte so die beiden staatlichen Archive handlungsfähig.

Aufgabe der Archive ist es, das in der Verwaltung entstandene Schriftgut, das für die laufenden Geschäfte nicht mehr benötigt wird und von seinem Inhalt einer dauernden Aufbewahrung wert scheint, zu übernehmen. Daneben nennt der Erlaß des Oberpräsidenten als wesentliche Aufgabe der neu eingerichteten Provinzialarchive, »die aus der Ungunst früherer Zeit geretteten Schätze der vormals vielfach vereinzelten Archive zu sammeln, sicher zu bewahren, zu ordnen und so der Erforschung der vaterländischen Geschichte, der Belebung wissenschaftlicher Strebungen und den Bedürfnissen unserer Zeit bereitzustellen.« An dieser Aufgabenstellung hat sich bis heute nichts geändert. Auch heute gilt es, Archivalien zu sammeln, zu ordnen und bereitzustellen. Der Umfang der Arbeit, die Zahl der Interessenten und Archivbenutzer ist jedoch beträchtlich gewachsen. Vom Wissenschaftler über die Verwaltung selbst bis hin zum forschenden Laien reicht der Kreis der Archivbenutzer. Ein Geschenk zum Jubiläum machten die Archivare beider Institutionen den Freunden der rheinischen Geschichte mit einer umfangreichen und reich bebilderten Festschrift. Unter dem Titel »Zeugnisse rheinischer Geschichte. Urkunden, Akten und Bilder aus der Geschichte des Rheinlandes« werden Archivalien in einem weitgespannten Rahmen vorgestellt, von der ältesten rheinischen Urkunde aus dem Jahre 634, dem Grimo-Testament, bis hin zu Wahlplakaten aus jüngster Vergangenheit.

Unter den »Zeugnissen rheinischer Geschichte«: Die Verleihung des Wildbannes südlich der Ahr an die Brüder Sigebodo und Richwin durch Otto III. Die Urkunde vom 19. Mai 992 ist ein klassisches Beispiel einer zeitgenössischen Königsurkunde und das zweitälteste Originaldes Kölner erzbischöflichen Archivs (HStAD Kurköln Urk. 2)

»Ziel dieses Buches ist es«, so steht es im Vorwort der Redaktoren, »dem Leser auf eine unterhaltsame Weise die rheinische Geschichte nahezubringen. Wenn dabei zugleich das Verständnis für die Archive als Horte für die Zeugnisse unserer langen Vergangenheit ein wenig wachsen würde, wäre das Buch.. .nicht vergebens publiziert worden.«