Ein Grabstein als kulturgeschichtliches Denkmal

Peter Weber

Grabstein für Pfarrer Paul Heinen

Während manche Friedhöfe, früher um die Kirche gelegen und daher Kirchhof genannt, eine Fundgrube bezüglich alter Grabkreuze darstellen, sind diese Denkmäler aus vergangener Zeit in Wershofen selten.

Vor Jahren sollten einige verbliebene Kreuze an der Pfarrkirche, einschließlich des Schwedenkreuzes, zusammengestellt werden, um sie Einheimischen wie Dorfbesuchern näherzubringen und das Gesamtbild mit dem Kriegerehrenmal abzurunden. Daraus wurde leider nichts. Es wäre angebracht, sich mit diesem Problem zu befassen. So verschwand vor Jahren ein Grabstein, das heißt er wurde wohl weggeworfen, der den Familiennamen Becker trug, den es heute nicht mehr gibt, der aber dem Haus und seinen Bewohnern jahrzehntelang den Beinamen Bäckesch, z. B. Bäckesch Franz gab, obwohl die so benannten einen anderen Familiennamen haben. Es müßte an der Zeit sein, solche Verluste für die Dorfgeschichte zu verhindern und mit den vorhandenen »Zeugen« für die Dorfbewohner und ihre Nachkommen eine Dokumentation (Sammlung) aufzubauen und wenn möglich in das Dorfbild zu integrieren. An die Ausgestaltung eines Fachwerkhauses wurde auch bereits gedacht. Ein Zeugnis besonderer Art ist ein Grabstein auf dem Friedhof, der in unmittelbarer Nähe der Kapelle ein Priestergräb überragt. Erfreulicherweise ist das Grab immer in gutem Zustand und mit Blumen geschmückt.

Der Grabstein, um den es hier geht, hätte allerdings eine Renovierung notwendig. Dennoch kann man die Beschriftung lesen. Es handelt sich um das Grab des Priesters Paul Heinen, der am 1. Oktober 1791 in Heinerscheid geboren und am 1. März 1817 geweiht wurde. Er war Priester der Diözese Lüttich, 1826 in Trier incar-diniert, Vikar in Bekond, 1826 an der Kreuzkapelle in Waldbreitbach, 1834 Vikar in Kurtscheid, dann von 1839 - 1867 in Hummel. Im Jahre 1872 zog er nach Wershofen und starb dort am 22. September 1877.

Auf der Vorderseite steht unter einem Meßkelch und dem Geburtsdatum
Quid valet hie mundus
Quid gloria quidve triumphus
Post miserum funus
Pulvis et umbra sumus.

Was für Wert hat diese Welt Was der Ruhm und der Triumpf? Nach dem traurigen Begräbnis Sind wir (nur noch) Staub und Schatten.

Nach der Angabe des Todestages ist auf dem Sockel in lateinischer Sprache — nachstehend die deutsche Übersetzung — eingemeißelt:

Dieses Grab birgt die Gebeine des berühmten Jubilars und wohledlen Seelenhirten Paul Meinen, geboren in Heinerscheid im Lande Luxemburg im neunten Jahrzehnt des verflossenen Jahrhunderts, der die Hümmeler dreißig Jahre betreute.

Reich ... Gütern ging er arm von hinnen. (Übersetzungen Dr. P. R., Rom) Auf der Rückseite zeigt der Zeiger auf dem Zifferblatt der Uhr auf Viertel nach Zwölf.

Darunter ist folgender Text eingemeißelt:

Post multumtictac
abierunt Jacob et Isac
Nach vielem Tiktak
starben (selbst) Jakob und Isaak.
Eine Mahnung an die Lebenden, daß auch ihre
Lebensuhr einmal abläuft.

Für dieses seltene Zeugnis der Dorfgeschichte ist es wünschenswert, daß nicht nur das Grab selbst weiterhin mustergültig gepflegt, sondern auch der Grabstein von einem Fachmann restauriert wird, damit er noch lange erhalten bleibt.

Grabstein für Pfarrer Paul Meinen (Rückseite)
Fotos: M. Weber