Die Kaiserhalle in Burgbrohl

Harald Nonn

Vollkommen unbeachtet und weithin der Öffentlichkeit unbekannt verfiel seit Ende des 2. Weltkrieges eines der wohl bemerkenswertesten Bauwerke aus den Anfängen der modernen Architektur: die »Kaiserhalle« in Burgbrohl. Dieser Unkenntnis über die Bedeutung des Bauwerks ist es auch zuzuschreiben, daß der Verfall in den letzten 30 Jahren so schnell voranschreiten konnte.

Ende der siebziger Jahre aber setzten sich zunehmend namhafte Fachleute von Hochschulen, Denkmalpfleger und Bürger der Gemeinde Burgbrohl dafür ein, daß die von der Gemeinde erteilte Abrißgenehmigung nicht vollstreckt wurde. Man wollte, wenn auch reichlich spät, dieses geniale Bauwerk eines Burgbrohler Bürgers vor der drohenden Zerstörung retten. Dieser Burgbrohler Bürger war Wilhelm Bell — Bauherr, Architekt und Bauunternehmer in einer Person. Er hatte 1895 dem königlich-preußischen Kreisbauinspektor zu Andernach, trotz aller Widerstände, die Baugenehmigung abgerungen. Innerhalb von 3 Monaten entstand nun dieser einzigartige Kuppelbau mit den einfachsten Hilfsmitteln. Zur Verwendung kamen nur heimische Baustoffe: Bruchstein, Lavasand, Traß und Kalk.

Auf dem Bruchsteinfundament von bis zu 2,50 m Tiefe und 1,50 m Breite ruht die 10 m hohe Halbkugelkuppel. Der Durchmesser der Halle beträgt 20 m, der kreisrunde Hallenboden umfaßt 314 m2. Die untersten 2 m der Kuppel wurden aus 1 m starkem Bruchsteinmauerwerk gemauert. Dieses trägt die sich von 50 cm auf 30 cm verjüngende Leichtbetonschale aus Lavasand, Traß und Kalk und im oberen Drittel ein Mauerwerk aus Traß-Schwemmsteinen. Dieser damals neuartige Leichtbeton ermöglichte, aufgrund seines geringen spezifischen Gewichtes, den Bau der Kuppel ohne jegliche Bewehrung.

Eine Statik wurde von Wilhelm Bell nicht erstellt. Diese lieferte die Technische Hochschule Berlin erst sehr viel später nach, und sie bestätigt die Richtigkeit der vom Bauherrn vorgenommenen Größenordnungen. Im Zenit der Kuppel befand sich eine kreisrunde Öffnung von 4,50 m Durchmesser. Sie wurde von einer 2 m hohen Holzkonstruktion mit 16 Fenstern, der Laterne, abgeschlossen. Die äußere Abdeckung der Kuppel erfolgte durch ein aufgenageltes Schieferdach. Einlaß ins Halleninnere boten 4 Tore, jeweils um 90° versetzt. Zwischen den Toren erhob sich eine 2,50 m hohe Bogenreihe (Arkaden) aus Traß-Beton.

Der Innenraum bot bis zu 750 Personen Platz und besaß eine hervorragende Akustik. Die zentrale, kreisrunde Tanzfläche von 10 m Durchmesser wurde durch Tisch- und Bankreihen begrenzt. Vor dem Westeingang befand sich eine 30 m2 große Bühne, über der sich ein aus Holz errichteter Orchesterraum erhob. Als Nebengebäude waren aufzuzählen: zwei Abstellräume, eine in den Berg getriebene Kegelbahn und ein gemauerter Backofen. Die feierliche Einweihung der Kaiserhalle fand am 2. September 1896 statt, und von da an war die Halle fast 50 Jahre lang kultureller Mittelpunkt des Brohltales. Ab 1926, dem Todesjahr des Erbauers Wilhelm Bell, erhielt das Bauwerk verschiedene Besitzer. Nach dem 2. Weltkrieg diente es als Abstellplatz und Garage. Dem damaligen Besitzer war es aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht möglich, die Halle zu renovieren, und der Verfall schritt immer mehr voran. 1982 gelang dem neugegründeten Bürgerverein Burgbrohl e. V., die Kaiserhalle zu erwerben. Der Verein erreichte mit Unterstützung des Landesamtes für Denkmalpflege in Mainz, des Kreises Ahrweiler und vieler engagierter Bürger, daß endlich die langersehnten Sanierungsmaßnahmen begonnen werden konnten. So wurde mittlerweile durch eine renommierte Bausanierungsfirma die Kuppel gesichert. Die Laterne wurde fachmännisch und getreu dem Original erneuert, so daß die Halle äußerlich fast wieder in altem Glanz erscheint.

Bald wieder im alten Glanz: Kaiserhalle zu Burgbrohl
Foto: Kreisbildstelle