Für die Menschen bestellt

Der Apollinarisberg im Dienst der Seelsorge 

P. Peter Höller OFM

Kaum waren drei erste Gefährten zu Franziskus gestoßen, da teilte er diese wahrlich winzige Schar schon in zwei Hälften, und sie zogen zu zweit durch die Dörfer und Städte und forderten die Leute in einfachen Worten auf, Gott zu fürchten und zu lieben und Buße für ihre Sünden zu tun. So fing der Franziskanerorden an: missionarisch, für die Menschen bestellt. Die Franziskaner auf dem Apollinarisberg versuchen, ihrem Ordensvater zu folgen. Sie gehen zu den Menschen und die Menschen kommen zu ihnen.

Fangen wir mit dem letzten an. Obwohl die Apollinariskirche keine Pfarrkirche ist, bietet sie jeden Sonntag drei feste Meßfeiern mit Predigt an (7.30, 9 und 11 Uhr), die von zahlreichen Gläubigen aus der näheren und weiteren Umgebung besucht werden. Auch die sonntägliche Vesper um 18 Uhr hat ihre nicht zahlreiche, aber beständige und mitbetende Gemeinde. Donnerstags, freitags und samstags sowie jederzeit nach Absprache geben wir Gelegenheit zur Beichte, entweder im Beichtstuhl oder im Sprechzimmer an der Klosterfporte. Jugendliche und junge Erwachsene laden wir zu Glaubensgesprächen und Bibelabenden ins Kloster ein.

Die Apollinariswallfahrt zieht das ganze Jahr hindurch Einzelpilger und kleine oder große Gruppen an. Bei diesen Gruppen sind einige mit alter Tradition: seit mehr als 100 Jahren pilgern sie zum Apollinarisberg. Die Menschen kommen gläubig und vertrauend mit ihren Alltagsnöten, mit allem, was sie bedrückt. Ein beredtes Zeugnis davon gibt das in der Kirche aufliegende Fürbittenbuch, in das die Besucher ihre Anliegen einschreiben können. Wieviel innere und äußere Not, wieviel Dank und Lobpreis auch schlägt sich da nieder! Hierhin gehören auch die Briefe, die ans Kloster oder die Wallfahrtskirche geschrieben werden: Zeugnisse schlichter Frömmigkeit: »Als treuer Wallfahrer zum hl. Apollinaris fühle ich mich verpflichtet, einen Gruß zu senden. Da ich zu alt bin, Euch zu besuchen, werde ich in der Wallfahrtszeit Euch mit einer Andacht begleiten.«

Sonntagsgottesdienst in der Apollinariskirche'

»War das immer ein schöner Tag, wie wir mit unseren Kindern nach Remagen pilgerten.« »Habe mit dem Kopf wieder so große Schmerzen von den Nerven. Legen Sie bitte bei Ihrem großen Heiligen Fürsprache für mich ein.« »Wir wünschen Ihnen gutes Durchhaltevermögen bei Ihrer Arbeit im Weinberg des Herrn.« Der alljährliche Höhepunkt ist die Doppeloktav im Sommer, die sich um das Apollinarisfest (23. Juli) rankt. Wenn die Pilgerzahl gegenüber früheren Zeiten auch nachgelassen hat, so war doch auch im Jahr 1984 die Kirche bei vielen Gottesdiensten zu klein. Die Franziskaner gehen auch vom Berg hinunter zu den Menschen. Sonntag für Sonntag halten sie an vier oder fünf Stellen — Pfarrgemeinden, geistlichen Häusern — in der Umgebung den Gottesdienst. Hinzu kommen regelmäßige monatliche Vorträge sowie Beichtgelegenheit für Pfarrgeistliche und Ordensleute, eine gute Anzahl Exerzitienkurse das ganze Jahr über, Mitarbeit in der Erwachsenenbildung, Mitarbeit im Ordensrat der Diözese Trier-.

Damit auch in Zukunft diese Aufgaben erfüllt werden können, kümmern wir uns im Remagener Konvent um die jungen Mitbrüder, die sich der Gemeinschaft unserer Kölnischen Ordensprovinz neu angeschlossen haben und einmal den priesterlichen Dienst in einem unserer Klöster übernehmen wollen. Sie kommen aus dem Noviziatskloster in Neviges bei Wuppertal nach hier, um als »Fahrschüler« an der Universität Bonn die Theologie zu studieren. Im Wintersemester 1984/85 sind es deren 17. Das ist ein wichtiger Teil unserer Seelsorge: diese jungen Menschen vertiefend in das franziskanische Ordensleben einzuführen, sie einzuüben in das persönliche »Beten im Kämmerlein« und in das öffentliche Gebet der Kirche, wie es im Konvent gehalten wird: das Stundengebet, das den Tag gliedert und heiligt, und in die Feier der Eucharistie, des wichtigsten Gottesdienstes der Kirche.

Hoffentlich können wir den Menschen, die zu uns kommen und zu denen wir gehen, ein wenig helfen. Wir möchten sie stärken im Glauben an den herrlichen und guten Gott, im Vertrauen auf das Leben mit seinen großen Möglichkeiten, in der Friedensbereitschaft und Liebe zu den Menschen.