30 Jahre Musik vom Stadtsoldatenkorps Remagen e. V.

Klaus Kensbock

Wenn von Blasmusik gesprochen wird, kommt man um einen Vereinsnamen nicht herum, das »Stadtsoldatenkorps Remagen e. V.«. Viele werden die Musiker und Majoretten schon bei Auftritten erlebt haben. Hier soll kurz ein Blick hinter die Kulissen getan und, stellvertretend für manch andere Gruppe, die Entwicklung und Arbeit des Musikkorps aufgezeigt werden. Zur Pflege des heimatlichen Brauchtums und zur Unterstützung hilfsbedürftiger Mitbürger wurde im Jahre 1937 das Stadtsoldatenkorps als Garde gegründet. Hauptsächlich traten die ersten Akteure bei Festumzügen, vornehmlich beim Karneval in Erscheinung. Dies änderte sich grundlegend, als 1955 der Beschluß gefaßt wurde, ein Trommel- und Fanfarenkorps zu gründen, das bereits bei der Proklamation des Karnevalsprinzen Heinrich Leicher im Jahre 1956 mit zackigen Märschen in Aktion trat. Kaum gegründet, errang das Korps in den folgenden Jahren eine ansehnliche Reihe von Ehrungen. Eine kleine Sensation war es schon, daß das Korps mit nur 13 Spielleuten im Jahre 1958 anläßlich der Mittelrheinmeisterschaft in Andernach das damals berühmte 70 Mann starke »Fanfarencoprs Südstadt Andernach« besiegen konnte und mit dieser kleinen Besetzung Mittelrheinmeister wurde. Ein weiterer Schritt nach vorne war die Gründung eines Jugendkorps im Jahre 1961. 23 Jugendliche bildeten den Grundstock für eine Abteilung, die schon bald erste Wettstreiterfolge aufweisen konnte. Ein altes Problem des Vereins war die Raumnot. Bei jedem Wetter wurde entweder am Rhein oder auf der Waldburg geprobt. Dieser Mißstand tat jedoch der Vereinskameradschaft keinen Abbruch.

Im Jahre 1970 wurde wiederum eine neue Abteilung ins Leben gerufen, die das Bild des Vereins bis heute entscheidend mitprägt, nämlich die Majorettengruppe. Unermüdlich haben die Mädchen geprobt, bis sie unter dem Beifall der Bevölkerung die ersten Tänze vorführen konnten. In dieser Richtung war das Stadtsoldatenkorps Vorreiter für viele Vereine, die derartige Gruppen erst Jahre später gründeten. Für die Musiker begann 1974 eine neue Ära, es gelang dem Vorstand einen Vollprofi als Musiklehrer zu verpflichten, da dieser Posten seit einiger Zeit vakant war. Stan Gola, damals den Remagenern noch weitgehend unbekannt, übernahm die Stabführung im Verein. Er tat dieses nach einigem Zögern, denn die bis dahin gebotene Fanfarenmusik war nicht so recht nach seinem Geschmack. So wurden mit erheblichem Aufwand Instrumente gekauft, die Im Klangkörper bislang fehlten. Genannt seien hier Tenorhörner, Waldhörner, Sousaphon, Klarinette, Saxophon, Schlagzeug und eine elektrische Gitarrenanlage. Eine neue Sommeruniform überraschte die Gäste und Teilnehmer des Musikwettstreites in Kripp im gleichen Jahr.

»Die Wende«, wie man heute trendbewußt wohl sagen müßte, war perfekt. Das Repertoire wurde grundlegend umgestellt. Das Jahr 1974 war für das Stadtsoldatenkorps das Jahr der Neuerungen. Es erfolgte auch die Namensumwandlung von »Fanfarenkorps« in »Musikkorps«. So trat der Verein auch mit einem neuen Fest in die Öffentlichkeit. Zunächst probeweise und mit dem Ziel die Aktion Sorgenkind zu unterstützen, wurde das erste Pfingst-biwak auf dem Marktplatz durchgeführt, das leider aus Termingründen seit einigen Jahren nicht mehr stattgefunden hat. Den entscheidenden musikalischen Durchbruch schaffte Stan Gola mit seinen Musikern im Jahre 1976. Das Stadtsoldatenkorps Rema-gen e. V. zählte erstmals zu den über 50 Musikgruppen, die am Neusser Bürger-Schützenfest teilnehmen durften. Wer dieses Fest einmal miterlebte, kann beurteilen, was dieses für die Musiker bedeutet. Einerseits viel Arbeit: Es gilt in Neuss an vier Tagen insgesamt 7 Festumzüge und eine lange Parade zu gestalten. Dazu hohe Kosten, denn speziell für dieses Fest muß jeder Musikzug eine grüne Uniform aufweisen, die das Korps bis zu diesem Zeitpunkt nicht besaß. Zum anderen jedoch viel Freude, denn es gibt wohl keinen schöneren Lohn für Musiker, als der eines dankbaren und sachverständigen Publikums. Diesen Applaus erhält das Stadtsoldatenkorps seit 1976 alljährlich beim Bürger-Schützenfest, denn in jedem Jahr wurde das Korps erneut zur Teilnahme in Neuss eingeladen.

Einer der großen Höhepunkte: Steuben-Parade in New York

Auch bereits seit einigen Jahren nimmt das Stadtsoldatenkorps Remagen e. V. mit seinen Formationen am Weinfest in Ahrweiler teil. Im Jahre 1979 erfolgten mehrfach Auftritte bei der Bundesgartenschau in Bonn. Auch die musikalische Umrahmung des »Fest der Tausend Rosen« in Bad Neuenahr wurde ein voller Erfolg. Einen »Höhenflug« im positiven Sinne hatten die blau-weiß-rot Uniformierten im Jahre 1977. Aus Anlaß des 40jährigen Bestehens des Korps flogen 65 Aktive und 120 Schlachtenbummler über den großen Teich nach Amerika, um an der alljährlichen Steuben-Parade in New York teilzunehmen. Dieser Auftritt zählt bislang zu dem eindrucksvollsten in der Vereinsgeschichte.

Ein zwangloses Ereignis besonderer Art fand im Jahre 1978 statt. Der erste musikalische Frühschoppen im Viktoria-Saal wurde mit einem Bombenerfolg durchgeführt. Mehrfach wurde dieses Konzert in den kommenden Jahren mit bleibendem Erfolg wiederholt. Auch das Thema »Freundschaften und Partnerschaften« nimmt in der Geschichte der Chronik der Remagener Stadtsoldaten einen breiten Raum ein. Beim Neusser Schützenfest spielen die Remagener mit dem St.-Suitbertus-Tambour- und Fanfarenkorps Ratingen zusammen. Viele private Freundschaften haben sich aus der Spielgemeinschaft entwickelt. Auch mit dem Trachtenblasorchester Baiersbronn/Schwarzwald verbindet die Stadtsoldaten eine enge Freundschaft. Bereits zweimal, nämlich 1978 und 1982, gastierten die Remagener in der mit über 800 Personen ausverkauften Schwarzwaldhalle Baiersbronn vor einem begeisterten Publikum. 1980 besuchten die Schwarzwälder Musikanten das Korps aus Anlaß des 25jährigen Bestehens. Seit zwei Jahren unterhält man äußerst herzliche Beziehungen zu dem Blasorchester »Kunst & Vermaak«, Lovenjoel/Belgien. Dieses Orchester, dem eine ausgezeichnete Trommler- und Majorettengruppe angegliedert ist, feiert in jedem Jahr an Pfingsten ein Volksfest.

Vor großer Kulisse bei der Nürburgring-Eröffnungsfeier: Die Majoretten des Stadtsoldatenkorps Remagen 
Foto: Kreisbildstelle

Im Jahre 1983 erhielten die Stadtsoldaten eine Einladung nach Belgien. Die Darbietungen wurden geradezu stürmisch aufgenommen, denn der Verein »Kunst & Vermaak« ist auf klassische Blasmusik spezialisiert. Die Stadtsoldaten boten also den Gästen einmal etwas ganz anderes. Besonders die Majorettentänze kamen sehr gut an.

Im Mai 1984 war dann der Gegenbesuch fällig und vor einigen hundert Zuschauern und Zuhörern konnte in der Remagener Rheinhalle der Kommandant Karlheinz Röhrig den belgischen Verein begrüßen, der mit perfekten Darbietungen für einen wunderschönen Abend sorgte. Eine erneute Einladung zum Pfingstfest nach Lovenjoel werden die Remagener 1985 wahrnehmen, als weiteren Schritt auf dem Weg der Völkerverständigung. Anläßlich der Partnerschaft der Stadt Remagen mit der franz. Stadt Maisons-Laffitte traten die Stadtsoldaten 1983 beim »Fete du Cheval«, dem großen Pferdefest auf. Ein prächtiges Feuerwerk erstrahlte, als das Korps begleitet von den französischen Majoretten aus der Partnerstadt auf die Rennbahn aufzogen und vor mehreren tausend Zuschauern im Rahmen dieses vom Fernsehen live übertragenen Spektakels einige musikalische Darbietungen gaben. Der Vorsatz der Brauchtumspflege und der Hilfe bedürftiger Personen ist keineswegs aus dem Programm gestrichen. Das Stadtsoldatenkorps ist Remagen und dem Kreis Ahrweiler treu geblieben, wie bei vielen heimatlichen Veranstaltungen unter Beweis gestellt wird. Hilfsaktionen, genannt sei nur eine groß angelegte Kleider- und Nahrungsmittelsammlung für Polen, gehören auch heute noch zu den Aufgaben des Korps. Alte und kranke Mitbürger werden alljährlich zu Weihnachten mit dem Besuch des Nikolaus und einer Bläsergruppe des Korps erfreut. Josef Unger rief diese Geste erneut ins Leben, nachdem das Weihnachtsspielen schon in den Anfangsjahren des Korps durchgeführt worden ist, aber viele Jahre pausiert hatte. Altenheime und das Krankenhaus werden besucht und den Patienten wird so gezeigt, daß bei aller Freude am Feiern auch an sie gedacht wird.

Vorbei sind jedoch die Zeiten, da das Korps von einigen wenigen Personen geleitet wurde. Ein dynamischer Vorstand, der aus Vertretern aller Abteilungen des Korps, dem amtierenden Vorsitzenden und Kommandanten Karlheinz Röhrig, Kassierer, Geschäftsführer und Jugendwart besteht, sorgt dafür, daß die umfangreiche Arbeit gerecht verteilt und sorgfältig erledigt wird.

Das Musikkorps, die Majoretten sowie die Garde nehmen gerne weitere Mitglieder auf. Die Gardisten sind die Garanten dafür, daß viele Veranstaltungen perfekt vorbereitet werden. Es werden Dekorationen hergestellt, Orden gebastelt und Uniformzubehör des gesamten Vereines in Ordnung gehalten.

Das Stadtsoldatenkorps ist stolz darauf, im Karneval und zu verschiedenen anderen Anlässen, wie z. B. beim Remagener Promenadenfest, auch eine große Kavallerie im Festzug mitzuführen. Das ist der Verdienst der Reiterfreunde vom Hubertushof zu Remagen, die dem Korps immer wieder hilfreich zur Seite stehen und ein Bild ermöglichen, das seinesgleichen sucht. Ein großer Stolz des Vereins ist der Troß, bestehend aus Pulverwagen, Marketenderwagen, großer Kanone sowie Gulaschkanone.

Als Fazit des bisherigen und zukünftigen Vereinsgeschehens mag ein Satz des derzeitigen Kommandanten Karlheinz Röhrig zum Selbstverständnis des Vereines stehen:

»Wir sind dazu da, anderen Menschen eine Freude zu bereiten. Dabei fühlen wir uns als Repräsentanten unserer Heimatstadt Remagen und unseres Kreises Ahrweiler.«